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Der unsichtbare Feind

Der unsichtbare Feind

Titel: Der unsichtbare Feind
Autoren: Hans Kneifel
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im Osten scheinbar in die Unendlichkeit, ebenso im Norden. Nur im Westen buckelten sich am Horizont die Umrisse der nördlichsten Landzunge der Einhorn-Insel.
    »Es ist eine Nacht der Besinnung«, sagte Giryan leise. »Eine böse Nacht. Ich habe sie in meinem langen Leben schon zweimal erlebt. Gräßliche Dinge geschahen danach. Heute ist es das drittemal, daß ich den Tau der Dunkelmächte spüre.«
    »Gilt das auch für alle anderen?« .
    Yzinda machte eine umfassende Bewegung.
    »Ja. Alle Menschen spüren es. Eine Warnung. Sie sollen in sich gehen und sich auf ein gewaltiges Geschehen vorbereiten.«
    »Auf ALLUMEDDON, wie gesagt wird?«
    »So kann es sein. Ich hoffe, daß der Lichtbote wirklich kommt und das Böse besiegt. Diese Welt braucht kein Chaos, keine Dunkelwelt, keine Hexenmeister, die das Volk in Abhängigkeit und unter ihren selbstgeschaffenen Gesetzen darben lassen.«
    Vor einem halben Mond hatte das Floß in Yucazan abgelegt. Die Coltekin war von der kleinen Sippe liebevoll aufgenommen worden und gewöhnte sich mehr und mehr an das Leben auf dem Floß, dessen Ablauf vom Meer und den täglichen Notwendigkeiten diktiert wurde.
    »Meinst du, daß Luxon über Aiquos siegen wird?«
    »Niemand weiß es. Er könnte siegen, denn er ist ein mutiger, entschlossener Mann von großer Umsicht. Aber vielleicht hält man ihn in Yucazan gefangen – es gab keine Nachrichten.«
    »Wir werden es vielleicht in Onaconz erfahren!«
    »Ich hoffe, die Lichtmächte mögen ihm beistehen. Geh jetzt. Versuche, trotz dieser Nacht mit ihren Schrecknissen einzuschlafen.«
    Aber auch ihre Gedanken waren voller Furcht, und es gab niemanden, der ihnen diese Ängste vertrieb.
*
    HROBON, DER HEYMAL
    Vieles lag hinter ihnen, und weit im Norden, beim Atoll Quenya, dessen Name zugleich ein Buchstabe des Alphabets war, lauerte noch mehr an Aufregungen und Gefahren auf die Schiffe aus Logghard, die Rhiad und die Ayadon und die fünf Piratengaleeren, die sich dem Hexer von Quin angeschlossen hatten.
    Hrobon hatte die Orhaken unter der Aufsicht einiger zuverlässiger Krieger auf Quin zurückgelassen. Würde der Sieg bei den Logghardern sein, konnten sie Minnesang und Kuß wind und die anderen Laufvögel abholen.
    Verloren sie, mochten die Krieger sich mit Quinenfrauen paaren und zu Insulanern werden oder ein Schiff bauen und nach Logghard zurücksegeln.
    Kukuar und Hrobon hatten beschlossen, einen harten Schlag gegen die Zaketer zu führen.
    Sechzig Schiffe bildeten eine unregelmäßige Gruppe und segelten nach Norden, unbehelligt von den Zaketern, die sich vor der Küste, von Conee verbargen. Östlich der Einhorninsel lag das Atoll, und dorthin wollte man, wie es die Karte vorschrieb.
    Im sinkenden Licht eines der ersten Tage stießen die Rhiad und die Ayadon auf fünf zaketische Galeeren, die ihren Kurs kreuzten und sofort angriffen. Einige Augenblicke lang schien es, als ob die Männer aus Logghard und die Piraten sich auf den Kampf freuen würden – die Ruderer krümmten ihre Schultern, jagten die Schiffe aufeinander zu, und ein harter, schneller Kampf brach aus.
    Er wurde mit äußerster Heftigkeit auf beiden Seiten geführt.
    Aber eine Übermacht von elf Schiffen, die in gleicher Höhe mit der Rhiad und der Ayadon gesegelt waren, war für die Zaketer zu groß.
    Nacheinander wurden die fünf Galeeren gerammt, geentert und versenkt. Die meisten Zaketer retteten sich in die Boote oder klammerten sich an schwimmenden Holztrümmern fest, während die Schiffe Logghards an ihnen vorbei nach Norden weitersegelten.
    Zwar stimmte dieser Sieg die Loggharder zuversichtlich, aber niemand an Bord der Schiffe rechnete ernsthaft damit, daß es ebenso leicht sein würde, die Kriegsflotte der Zaketer unter ihrem Kommandanten, dem Hexenmeister Aiquos, zu besiegen.
    Die Nacht mit ihren kreideweißen Lichtern verwandelte Luxons Armada in einen Anblick von geisterhafter Bedrohlichkeit. Wenige Lichter nur brannten am Heck der Schiffe. Die Segel hingen schlaff herunter. In der tödlichen, lähmenden Stille hörte man weithin über das glatte Meer das Pochen der taktgebenden Trommeln und das Knarren und Klatschen von Tausenden langer Riemen, die eintauchten und die Schiffe langsam nach Norden schoben.
*
    LUXON
    Irgendwo dort vorn, einige Strich steuerbords vom Bugspriet des kleinen Schiffes, verbarg sich Quenya in der Dunkelheit.
    Varamis, der in Luxons Nähe schlafend zwischen den Ruderbänken lag, schien im Mondlicht förmlich zu brennen. Der Staub aus
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