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Der unsichtbare Feind

Der unsichtbare Feind

Titel: Der unsichtbare Feind
Autoren: Hans Kneifel
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Begleitung zählte. Nur um einige der entfernt stehenden Hütten sahen die Fremdlinge calcopische Krieger und Frauen, die alltäglichen Arbeiten nachgingen.
    »Die vierte Hütte, und die daneben«, wies der Begleiter sie an, »sind eure Quartiere. Ihr findet alles, was ihr braucht.«
    »Wir danken für die Gastfreundschaft«, erklärte Hesert in fast demütigem Ton.
    »Aber nähert euch dem Tempel nicht. Bewaffnete werden euch zurücktreiben – es ist bei Strafe untersagt, dort zu stören!« lautete die anschließende Warnung.
    »Aber wir sind hier, um Aiquos zu berichten!« rief Hesert laut.
    »Er wird nach euch schicken, wenn es an der Zeit ist.«
    Sie überquerten den Platz. Die Diener und Arbeiterinnen blickten ihnen in mäßiger Neugierde entgegen. Die Männer verteilten sich auf drei Hütten und fanden einfache, saubere Quartiere vor.
    Als Varamis und Luxon allein waren, setzte sich der Luminat auf die Stufen der hölzernen Treppe, die zum Strand der Bucht hinunterführte. Weit draußen, fast am Horizont, fuhr eine Zaketer-Galeere mit blitzendem Zierat und dem Funkeln des Sonnenlichts auf den langen Riemen vorbei.
    »Ich kann nicht sagen, daß ich vor Freude in die Hände klatsche!«
    Mißmutig fuhren seine Fingernägel über den Staub, der gleichmäßig seine Haut bedeckte.
    »Wir werden immerhin einige Bewegungsfreiheit haben«, meinte Luxon. »Warum läßt er uns warten?«
    »Er wird seine Gründe haben. Du hast recht – wir sind keine Gefangene.«
    »Das sogenannte Wunder von Lyrland scheint sich abgenutzt zu haben. Was sind wir auf diesem winzigen Eiland anderes als gefangen?«
    Luxon hob die Schultern und brummte:
    »Auch dieses Wartenlassen ist ein Teil der Vorbereitungen, Hesert. Versuche, mit Hilfe deiner magischen Fähigkeiten zu erkennen, was uns helfen kann. Wenn unsere Pläne aufgehen, dann sind wir vom Ziel nicht mehr weit entfernt.«
    Gefolgt von einem der verkleideten Krieger kam eine Dienerin und stellte ein großes Tablett mit Nahrung und Wein auf dem niedrigen Tisch ab. Hesert und Luxon dankten, die Dienerin verschwand wieder. Der Logghard-Krieger mit Namen Zarn legte seine Waffen ab und setzte sich neben die beiden Männer auf die Stufen.
    »Um den Tempel gehen Wächter ihre Runden. Ich habe ein Dutzend gezählt«, sagte er. »Ein Schluck Wein?«
    »Ja. Gern.«
    Sie tranken aus dünnwandigen Holzbechern. Der Wein war kühl und leicht und prickelte auf der Zunge.
    »Und dort drüben«, Zarn hob den Arm und deutete zum Rand der Siedlung, »gibt es Süßwasser. Die Quelle ist mit Steinen eingefaßt.«
    Das bedeutete, daß sie im Meer baden und ihre Körper reinigen konnten. Ihre scheinbare Gefangenschaft bot – noch! – einige Vorteile.
    Luxon hob den Kopf.
    »Noch eine Galeere. Wenn meine alten Augen nicht trügen, ist es ebenso eine Kriegsgaleere wie das andere Schiff.«
    Das erste der beiden Schiffe hatte die Richtung geändert und schien nun in weitem Bogen auf Quenya zuzurudern.
    Zarn sagte unschlüssig:
    »Mit dem Schiff, das uns begleitet hat, sind es schon drei. Die Krieger sind, das meine ich, an Bord geblieben.«
    Luxon nickte und leerte den Becher.
    »Auch dieser Umstand hat, bei der Flamme, etwas zu bedeuten.«
    »Nichts Gutes, fürchte ich«, murmelte der Luminat.
    An ihrer Lage konnten sie nichts ändern. Die Männer, die das Schiffchen hierher gerudert hatten, wurden müder und müder. Sie nahmen ein langes Bad im warmen Wasser des Meeres, wuschen sich mit Sand und jener schäumenden Paste, die auch zur Neige ging, wuschen das Salz aus dem Haar und den Bärten und trockneten sich mit den Tüchern ab, die ihnen von den Dienern gebracht worden waren. Dann warfen sie sich in den Hütten auf die. Lagerstätten und versanken in einen tiefen, traumlosen Schlaf.
    Nach der vergangenen Nacht hatte ihn ein jeder bitter nötig. Aber sie ahnten, daß es für lange Zeit der letzte, ruhige Tag gewesen war.
*
    Am frühen Abend wachte Luxon auf.
    Bleierne Müdigkeit erfüllte ihn. Seine Glieder hatten aufgehört zu schmerzen; er meinte, endlos weiterschlafen zu können. Ächzend stemmte er sich hoch, spannte seine Muskeln und tappte barfuß die knarrenden Holzstufen herunter. Langsam ging er hinüber zur Quelle. Im Sand hinterließen seine Füße tiefe, scharfe Eindrücke, die sich alsbald mit Wasser füllten.
    »Diese verdammte Nacht«, knurrte er und streckte seinen Kopf in das kalte Wasser der Quelle.
    Die Kälte vertrieb den Schmerz des Kopfes und entspannte die verkrampften
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