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Der unsichtbare Feind (German Edition)

Der unsichtbare Feind (German Edition)

Titel: Der unsichtbare Feind (German Edition)
Autoren: Nate Reynolds
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das nicht tun
sollen“, sagte der Inspektor leise.
    „Was? Ein tödliches Virus
freisetzen“, klang Schönborn ungewohnt selbstironisch.
    „Sich zu opfern, meinte
ich.“
    „Es tut mir so unendlich
Leid“, flüsterte Schönborn, bevor sich seine Augen zum letzten Mal schlossen.

Kapitel 36
    Haslauer hielt noch einmal
inne, bevor er die Tür zum Konferenzraum öffnete. Der Mann, wegen dem er den
weiten Weg quer über das Areal auf sich genommen hatte, stand am Fenster und
blickte auf das Nachbargebäude, auf dessen Dach unübersehbar das leuchtende
Firmenlogo von HumanPharm angebracht war. Er war alleine. Haslauer war sich
nicht sicher, ob dies ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war.
    Der Virologe räusperte sich,
worauf sich der Mann ihm zuwandte.
    „Herr Schweitzer, es freut
mich, dass Sie hierher gekommen sind. Ich hatte Sie allerdings erst morgen
erwartet, sonst hätte ich …“
    Schweitzer bedeutete ihn mit
einer knappen Geste, still zu sein.
    Haslauer umwanderte die in
U-Form aufgestellten Tische, um Herrn Schweitzer die Hand zu schütteln. Nur
widerwillig erwiderte der die höfliche Geste. Schweitzer wandte seinen Blick
von Haslauer ab, in Richtung der wandfüllenden weißen Leinwand, die
normalerweise während Meetings vom Licht des von der Decke hängenden Beamers
bestrahlt wurde.
    Dann schüttelte er den Kopf:
„Haslauer, wissen Sie eigentlich, wie viele Menschen ich bestechen musste, um
hierherzukommen? Der Flugraum über Ostösterreich ist dicht. Nur die Behörden
bekommen eine Flugerlaubnis.“
    „Das tut mir sehr leid“,
erwiderte Haslauer unterwürfig, „ich kann Ihnen aber versichern, dass hier
alles in Bester Ordnung ist.“
    Schweitzers Gesicht
versteinerte. Er rückte sich die weinrote Krawatte über seinem weißen Hemd
zurecht, dann musterte er Haslauer mit flammendem Blick: „Woher kommt das Cut
über ihrem Auge?“
    Haslauer tupfte sich mit dem
Finger über die betroffene Stelle: „Ich habe mich gestoßen, nichts weiter.“
    Schweitzer nickte.
    „Dieses Virus, das hier grassiert“,
fuhr Schweitzer fort, „wie konnte es aus Ihrem Labor entkommen?“
    „Wie kommen Sie darauf, dass
es dieses Virus ist?“, verteidigte sich Haslauer beinahe resignierend.
    Schweitzer mahnte ihn mit
einem eisigen Blick ab, dann legte er seine Aktenkoffer auf einen der Tische,
gab eine Zahlenkombination ein und schob die Verriegelung zu Seite. Der Koffer
sprang auf. Er entnahm ihm eine cremefarbene Akte, legte sie sorgfältig neben
den Koffer und blätterte sie auf.
    „Dann wollen wir einmal
sehen, was mich glauben lässt, dass dies ihr Werk ist.“
    Vor jeder Seite, die er
umblätterte, befeuchtete er in grausamer Gelassenheit seinen Zeigefinger mit
der Zunge. Haslauer beschloss, nicht erst zuzuwarten, bis Schweitzer ihn
überführte, sondern sein Glück in der Offensive zu suchen: „Sie haben recht“,
seufzte er.
    Schweitzer blickte mit
gespielt überraschtem Gesicht auf: „Was Sie nicht sagen“, antwortete er kühl
und klappte die Akte wieder zu.
    „Lassen Sie es mich
erklären“, forderte Haslauer mit dünner Stimme.
    „Nur zu, ich bin schon
gespannt.“
    Haslauer zappelte mit den
Armen, wie ein Schuljunge, der zur Prüfung an die Tafel gerufen wurde: „Einer
unserer Biochemiker, ein langjähriger Mitarbeiter“, verabsäumte er nicht zu
unterstreichen, „er hat das Virus gestohlen.“
    Schweitzer, dessen dunkles
kurzes Haar von grauen Strähnen durchzogen war, lies eine Faust auf den Tisch
sausen: „Ich versorge Sie mit den besten Securities, die es für Geld gibt und
Sie lassen sich mein Virus stehlen?“
    Haslauers Gesichtsfarbe
erinnerte an eine überreife Tomate.
    „Sie wissen genau, welches
Risiko ich mit dieser Unternehmung eingegangen bin! Ist es da zu viel verlangt,
sauber zu arbeiten? Stellen Sie sich vor was passiert, wenn das an die
Öffentlichkeit gelangt. HumanPharm, meine Firma, stünde vor dem Ruin!“
    „Das wird nicht passieren! Wie
ich bereits sagte, ist alles unter Kontrolle“, sagte Haslauer kaum hörbar.
    „Wäre alles unter Kontrolle,
stünde ich nicht hier, sondern würde Zeit mit meiner Familie verbringen, Sie
Idiot!“
    Haslauer schluckte: „Wir haben
den Biochemiker und wir haben ein Gegenmittel. Es lief zwar nicht, wie wir uns
das gewünscht hätten, doch alles in allem sind wir innerhalb des Planes, Ihres
Planes“, besserte sich Haslauer rasch aus.
    Die Gesichtszüge des
Konzernbosses weichten sich auf: „Und die Behörden?“
    „Wir haben
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