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Der unsichtbare Feind (German Edition)

Der unsichtbare Feind (German Edition)

Titel: Der unsichtbare Feind (German Edition)
Autoren: Nate Reynolds
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erschießen
können?“, folgerte Haslauer, „Nein, ich denke nicht, dass das eine Alternative
ist. Sie werden sie noch früh genug zurückbekommen!“
    „Was wollen Sie denn mit dem
Impfstoff anfangen, es sind doch nur ein paar Proben“, lenkte Stark Haslauers
Aufmerksamkeit weg von Tanja.
    „Ganz einfach“, erwiderte
Haslauer, „ich werde es eben selbst vervielfältigen.“
    „Sie sind krank“, flüsterte
Tanja Haslauer ins Ohr.
    „Halten Sie die Klappe!“,
knurrte er.
    „Gabriel“, rief ihm Tanja
zu, „schieß!“
    Stark legte die Stirn in Falten:
„Was hatte sie gerade gesagt?“
    „Halts Maul“, brüllte sie
Haslauer an.
    „Gabriel ziele auf seinen
Kopf und drücke ab!“
    Stark war sich nicht sicher,
was er tun sollte. Seine letzten Kraftreserven verließen ihn allmählich. Er
spürte wie die Krankheit, in deren letzter letaler Phase er nun war, überhand
gewann. Nicht einmal gesund würde er so einen Schuss wagen.
    Haslauer packte Tanja am
Hals und drückte so fest er konnte zu.
    „Drück endlich a…!“, keuchte
sie, ehe Haslauer ihre Kehle völlig zugedrückt hatte.
    Stark hielt die Luft an,
nahm ein letztes Mal Maß und drückte den Abzug durch.
    Der Lärm war ohrenbetäubend.
Er hallte den Gang entlang und wieder zurück, bis er schließlich endgültig
verstummte. Der Geruch von verbranntem Schießpulver lag in der Luft. Rauchschwaden
zogen gegen die Decke.
    Schwärze breitete sich vor
Stark aus. Die Welt um ihn begann sich zu drehen. All der Druck, der ihn die
letzten Tage angetrieben hatte, erlosch nun. Die Anspannung wich und damit
erkannte er zum ersten Mal, was das Virus in seinem Körper angerichtet hatte.
Starks Hände zitterten, seine Knie wirkten weich wie Gummi. Er musste sich mit
den Händen am Boden abstützten, um nicht umzufallen.
    „Ist alles okay, Gabriel“,
fragte Tanja sanft, während sie sich über ihn beugte.
    Stark ließ sich zu Boden
sinken: „Habe ich ihn erwischt?“, fragte er schwach.
    Tanja setzte sich neben
Gabriel und hob seinen Kopf vorsichtig in ihren Schoß, dann nickte sie mit
Tränen in den Augen: „Ja hast du. Halte noch ein wenig durch, ich werde Hilfe
rufen.“
    Aber da war es bereits zu
spät. Dunkelheit hatte Stark umfangen und wollte ihn nicht mehr gehen lassen.

Kapitel 38
    Als Inspektor Gabriel Stark
seine Augen wieder öffnete, konnte er nicht glauben, was er sah. Er blinzelte,
nur um sicherzugehen, ob er tatsächlich hier war. Er saß auf einer bebretterten
Veranda. Eine warme Brise hauchte ihm über das Gesicht. Vor ihm erstreckte sich
eine Wiese, die bis an den Horizont reichte, geschmückt mit Blumen in allen
Farben des Regenbogens. Ein schmaler Trampelpfad wand sich, der Sonne entgegen,
über das saftige Grün. Im Hintergrund türmten sich schneebedeckte Berge gegen
den wolkenlosen Himmel.
    Gabriel sog den wohltuenden
Geruch frisch geschnittenen Grases ein. Inmitten der Wiese stand eine alte,
mächtige Eiche und spendete einer Gruppe Haflingerpferde Schatten. Der stärkste
Ast der Eiche trug ein Baumhaus. Gabriel erinnerte sich noch gut, wie er als
Junge hier mit seiner Schwester gespielt hatte. Mit Schlafsack und Decken
hatten sie viele Nächte im Baumhaus verbracht und die Sterne beobachtet. Wehmut
kroch in ihm hoch, als er an seine Schwester dachte. Er ließ seinen Körper in
die Lehne der Hollywoodschaukel sinken, stieß sich mit den Beinen vom Boden ab
und genoss mit geschlossenen Augen das Wippen. Wenn immer es ihm schlecht
gegangen war, war er genau hierher gekommen, hatte die Natur genossen und sich
einfach treiben lassen. Viele Stunden hatte er mit seiner Schwester hier
gesessen und über alles gesprochen, das die Beiden beschäftigt hatte. Sie
hatten hier gemeinsam gelacht, geweint und getrauert. Er hatte im Laufe der
Jahre vergessen, wie schön es in seinem Elternhaus gewesen war.
    Traurig blickte er zu seiner
Rechten, wo seine Schwester immer gesessen hatte. Gabriel schrak plötzlich
zurück. Mit seinen Füßen bremste er die Schaukel abrupt. War es tatsächlich
möglich? Konnte er seinen Augen trauen?
    „Wie kann das sein?“,
flüsterte er, „Bist du es wirklich Vanessa?“
    Vanessa nickte, ohne etwas
zu sagen.
    „Es ist so schön dich zu
sehen“, sagte Stark mit Tränen in den Augen.
    Er musterte seine Schwester
von oben bis unten. Sie war noch genauso schön wie damals, sie hatte sich kein
bischen verändert. Ihr dunkelblondes, langes Haar umrahmte ihr zartes Gesicht.
Er strich ihr liebevoll eine Strähne hinter ihr
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