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Der unheimliche Kommissar Morry

Der unheimliche Kommissar Morry

Titel: Der unheimliche Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Junge?"
    „Blendend, wirklich blendend . . . obwohl ich nicht leugnen will, daß daran weniger dein Anblick, als die Gegenwart der entzückenden blonden Amerikanerin die Schuld trägt. Wie findest du sie?"
    „Reizend. Ich habe ihren Namen nicht richtig verstanden. Heißt sie nicht Britton?"
    „Ja, Constance Britton. Sie ist die Tochter eines der reichsten Männer Amerikas. Ihm gehören die meisten Anteile der ,Times Corporation', der größten Uhrenfabrik der Welt, und es wird behauptet, daß er einen erheblichen Prozentsatz der größeren nordamerikanischen Chemietrusts kontrolliert."
    „Ist sie allein in England?"
    „Nein. Sie reist mit der älteren Schwester. Die Schwester ist Archäologin oder so etwas Ähnliches. Sie arbeitet an einem Buch über die keltischen Einflüsse im frühen Mittelalter, oder irgendeinem damit verwandten Unsinn. Man hat die beiden noch nie miteinander gesehen."
    „Sind sie verfeindet?"
    „Keine Ahnung. Ich glaube eher, daß sie entgegengesetzte Interessen haben."
    Ashton nickte. Er spürte mit leiser Beunruhigung, daß er dem Fluidum von Constance Britton zu erliegen drohte. Ihre schlanke Figur, die zarte Haut, das mädchenhaft-anmutige Profil und die großen, silbergrauen Augen unter den edel geschwungenen Brauen verliehen seinem Herzen eine Gangart, die es bisher noch nicht kennengelernt hatte.
    „Sie ist superb", seufzte Ferguson, „einfach superb. Ich gehöre zu den Leuten, die niemals dem beliebtesten englischen Gesellschaftsspiel, dem Anti-Amerika-Rummel, erlegen sind. Deshalb freut es mich, daß das Mädchen von drüben kommt. Ich könnte niemand nennen, der von dieser Insel stammt und in der Lage wäre, es an Schönheit, Charme und Grazie mit Constance Britton aufzunehmen."
    „Na na, jetzt übertreiben Sie!" meinte Ashton, obwohl er am liebsten in die Lobeshymne eingestimmt hätte.
    „Aber mein Lieber! Sehen Sie sich doch dieses bezaubernde Gesicht an! Rein wie ein Engel, und doch, wenn sie lächelt, gewinnen die Züge etwas Wissendes, dann dämmert eine Andeutung von lockender Süße, von Versprechen, Abwehr und Hingabe darin . . . eine höchst aufregende Mischung, der sich ganz offensichtlich keiner der anwesenden Herren zu entziehen vermag.“
    „Sie geraten ins Schwärmen, Gilbert."
    „Na, und? Man findet so selten Gelegenheit, etwas vorbehaltlos schön zu finden. Ich gebe zu, daß ich mich im Augenblick nur an den äußeren Eindruck halte. Vielleicht hat auch die reizende Constance Britton ihre Fehler; fürs erste sehe ich in ihr nur eine hinreißende Schönheit. Wenn ich jung und ledig wäre wie Sie, mein Freund, würde ich mich um sie kümmern. By Jove!"
    Ashton merkte, daß es ihm einen leisen Stich gab. Er hatte nie an Heirat und Ehe gedacht, und er hatte stets jene belächelt, die sich diesem Joch aussetzten. Aber hier, bei Constance Britton, erfuhren seine Gefühle eine plötzliche Umwertung. Erstens einmal brachte sie sicher mehr Geld in die Ehe, als er jemals mit seinen Erpressungen zu verdienen vermochte, zweitens war sie tatsächlich unvergleichlich schön, und drittens konnte es nicht schaden, mit einem verlockenden Gedanken zu spielen . . .
    Leider mußte Ashton Cabott die betrübliche Feststellung treffen, daß ihm das Mädchen nicht die geringste Aufmerksamkeit schenkte. Es stimmte zwar, daß sie auch die anderen Männer ignorierte... aber er war in dem Kreis der jüngste, und, wie er glaubte sich schmeicheln zu können, bei weitem der am besten aussehendste.
    Es war eine der üblichen, langweiligen Cocktailparties, bei denen man mit einem Glas in der Hand herumsteht und mehr oder weniger gezwungen Konversation macht. Es war weder beabsichtigt, zu tanzen, noch war eine andere Unterbrechung zu erwarten. In ein, zwei Stunden würde man nach Hause gehen, nicht ohne vorher den Gastgebern versichert zu haben, daß es ein ,ganz entzückender' Abend gewesen sei.
    Blech!
    Zum ersten Mal in seiner gesellschaftlichen Laufbahn hatte Ashton Cabott einen faden Geschmack im Mund. Vielleicht ist unser englischer Lebensstil doch nicht der Weisheit letzter Schluß, ging es ihm durch den Kopf. Er fühlte eine nagende Ungeduld am Herzen. Mit einemmal fand er sein Leben nicht mehr so aufregend, wie er immer geglaubt hatte, und er verspürte den brennende Wunsch, von einem schönen und reichen Mädchen wie Constance Britton begehrt zu werden.
    Hinter ihm sagte jemand: „Wie ich höre, hat der alte Osborne eine neue Sekretärin. Wie ich den Burschen kenne, läuft das
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