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Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige
Autoren: Jane Casey
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Inspector zufrieden zu sein. Langsam kam ein leises, vorsichtiges Gefühl von Zuversicht in mir auf. Vielleicht war der neue DI ja gar nicht so unerträglich. Er musste schon ein außerordentliches Ekel sein, um seinen Vorgänger in den Schatten zu stellen– den rattengesichtigen Tom Judd, einen unsympathischen Intriganten, der absolut unverdient befördert worden war und jetzt das Raubdezernat von East End leitete. Unser Team hatte eine rauschende Abschiedsparty gefeiert, ohne allerdings den Fehler zu machen, Judd selbst dazu einzuladen.
    » Ich weiß nicht, ob sie einander gekannt haben, aber ich kann Ihnen sagen, was Tremlett und Palmer gemeinsam haben. Beide sind vorbestraft. Und es gibt eine Menge Leute, die ihnen den Tod gewünscht haben dürften. « Derwent legte eine kurze Pause ein, um das Gesagte wirken zu lassen, und ich wartete geduldig auf die zugehörige Erklärung. » Vor drei Jahren hat Tremlett sich schuldig bekannt, dass er Kinderpornografie heruntergeladen hat. Zu der Zeit war er bei einer kleinen Firma in Kent angestellt, und die haben den Kram auf seinem Rechner gefunden. Neun Monate hat er deswegen gesessen. Und seinen Job verloren, was ja kein Wunder ist. Also hat er sich selbständig gemacht, nachdem ein bisschen Gras über die Sache gewachsen war. Was auch erklärt, weshalb er sich so zurückgezogen hat. «
    » Und die ganzen Sicherheitsmaßnahmen in seinem Büro. « Ich legte die Stirn in Falten. » Also, das Paar hatte Kinder, er war ein vorbestrafter Sexualstraftäter, und Mrs. Tremlett hatte kein Problem damit, mit ihm zusammenzuleben? «
    » Sieht zumindest so aus. Wir sollten sie danach fragen. Sie wäre ja nicht die erste Ehefrau, die nicht wahrhaben will, wen sie da geheiratet hat. «
    » Wenn das alles in Kent passiert ist– war seine Verurteilung in der Nachbarschaft bekannt? «
    » Noch etwas, das wir sie fragen sollten, aber die Kripo Lambeth verneint das. Er war in der Datei erfasst. Aber es gibt keinen Vermerk, dass sich je irgendwer nach ihm erkundigt hätte. «
    Die Sexualstraftäter-Datei war nicht allgemein einsehbar, auch wenn ein neuerliches Gesetz es in Einzelfällen erlaubte abzufragen, ob jemand darin aufgeführt war und warum. Aber dafür musste ein konkreter Verdacht vorliegen. Und Otto Normalverbraucher war es wahrscheinlich immer noch nicht richtig klar, dass die wirklich gefährlichen Sexualstraftäter meist die waren, die man niemals verdächtigen würde.
    » Wie sieht’s mit Mr. Palmer aus? «
    » Mr. Palmer ist eine andere Geschichte. Er war ein bekannter Pädophiler. Letztes Jahr im Oktober wurde er nach sieben Jahren aus dem Knast entlassen, wo er wegen Vergewaltigung von zwei Mädchen gesessen hatte. Er hat sich gegen den Rat seines Bewährungshelfers wieder in Brixton niedergelassen– im selben Haus, in dem er während des Missbrauchs gewohnt hatte. Wie zu erwarten war, hat die Nachbarschaft bei seiner Rückkehr nicht gerade den roten Teppich ausgerollt. Er hat Anzeige wegen diverser Schikane-Aktionen erstattet. Die reichten von Beschimpfungen bis zu einer Papiertüte voll Hundescheiße, die sie angezündet und ihm durch den Briefschlitz geschoben haben. Als er dann darauf herumgetrampelt ist, um das Feuer zu löschen, hatte er die ganze Sauerei an sich kleben. «
    » Die alte Nummer. «
    » Hätte er eigentlich wissen müssen « , stimmte Derwent mir zu. » Er hatte ja schon Ärger mit Schmierereien am Haus– › Abschaum raus‹, ›Hier wohnt ein Kinderschänder‹, all diese Sachen– und die Einheimischen haben es abgelehnt, mit ihm zu reden oder ihn in Geschäften zu bedienen. «
    » Warum wollte er denn so unbedingt dahin zurück? «
    » Ich habe vorhin noch mit seinem Bewährungshelfer gesprochen, kurz bevor wir losgefahren sind vom Revier. Das Haus hat seiner Mutter gehört. Sie ist gestorben, während er im Knast saß, und so stand es leer, als er rauskam. Er brauchte ja eine Bleibe, und so eine mietfreie Unterkunft ist natürlich verlockend. Seine Schwester wollte ihn jedenfalls nicht bei sich haben, da sie selbst Kinder hat. Palmer beteuert seine Unschuld, und sie glaubt ihm wohl auch, aber Sie würden dieses Risiko ja sicher auch nicht eingehen wollen, oder? «
    » Nicht, wenn es eine Alternative gibt. « Was ich bisher erfahren hatte, klang alles ziemlich ernüchternd. » Es gibt also eine Million Verdächtige, und sobald wir anfangen nachzufragen, hat keiner was gesehen oder gehört. «
    » So in etwa. «
    » Na toll. « Neugierig sah ich
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