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Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige
Autoren: Jane Casey
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wartete, bis er sich gesetzt hatte, und dann nahm ich ihm gegenüber Platz, wie ich das schon so oft getan hatte.
    » Ich kann gar nicht sagen, wie leid mir das tut, aber ich möchte darum bitten, in ein anderes Dezernat versetzt zu werden. «
    Er runzelte die Stirn. » Wirklich, Maeve? Ich hätte nicht erwartet, dass Sie uns verlassen wollen, aber ich kann natürlich Ihre Entscheidung nachvollziehen– angesichts dessen, was Ihnen passiert ist, seit Sie hier arbeiten. «
    » Darum geht es gar nicht. « Ich wollte auf keinen Fall, dass er das dachte. » Ich bereue keine Minute hier. Ich finde nur, dass es an der Zeit ist zu gehen. Aus persönlichen Gründen. « Wie Ihnen sehr wohl bekannt ist.
    » Wenn Sie wirklich dazu entschlossen sind, werde ich Ihre Entscheidung respektieren. Aber ich hoffe, dass Sie noch einmal darüber nachdenken. Es würde mir sehr leidtun, zwei von Ihnen innerhalb von 24 Stunden zu verlieren. «
    » Zwei von uns? «
    » DC Langton hat mich gestern aufgesucht und ebenfalls um eine Versetzung gebeten. «
    » Gestern? Das verstehe ich nicht… « Verwirrt schwieg ich. » Was hat er denn gesagt? Warum will er weg? «
    » Persönliche und berufliche Gründe « , antwortete Godley. Wie immer hatte ich keine Ahnung, was er dachte. » Wenn Sie Genaueres wissen wollen, fragen Sie ihn lieber selbst. «
    Ich drehte mich um und sah Rob, der uns mit verschränkten Armen von der anderen Seite des Büros aus beobachtete. Er kaute auf der Unterlippe– was er immer tat, wenn er nervös war. Und da bin ich plötzlich ausgerastet. Rob musste den Ausdruck auf meinem Gesicht gesehen haben, denn als ich die Tür aufriss, war er schon auf dem Weg in meine Richtung, um mich abzufangen.
    » Was zur Hölle denkst du dir eigentlich? Wieso willst du weg hier? « Ich sparte mir die Mühe, leise zu sprechen, obwohl wir im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit standen. Offensichtlich hatte nicht einer meiner Kollegen etwas Besseres tun, als uns beim Streiten zuzusehen, aber ich war zu wütend, um mich darüber auch noch aufzuregen.
    » Ich hab woanders ein besseres Angebot. «
    » Quatsch. «
    » Doch, wirklich. Mein früherer Vorgesetzter ist beim Flying Squad, der Sondereinheit, die jetzt an der Tower Bridge sitzt, und in seinem Team ist ein DS -Posten frei. Godley hat ein gutes Wort für mich eingelegt. Du weißt doch, dass ich auf eine gute Gelegenheit gewartet habe, und eine bessere wird sich so bald nicht bieten. «
    Ich wusste, dass er darauf gewartet hatte, zum Sergeant aufzusteigen– die Prüfungen dafür hatte er schon vor Monaten abgelegt. Die » fliegende Truppe « war für bewaffnete Raubüberfälle zuständig– Ermittlung und Prävention mit so ziemlich allen zur Verfügung stehenden Mitteln. Schonungslos und mit Hochdruck, und Rob war dafür wie geschaffen.
    Ich schaute ihn zweifelnd an. » Das hat also nichts mit mir zu tun? «
    » Das habe ich nicht gesagt. «
    » Du magst deinen Job. Du würdest doch nicht hier weggehen, wenn wir nicht ein Verhältnis miteinander hätten. «
    Er dachte kurz nach und zuckte dann die Schultern. » Wahrscheinlich nicht. «
    » Und davon hätte keiner was mitgekriegt, wenn nicht das mit mir gewesen wäre. Also bin ich hier diejenige, die gehen sollte. «
    » Maeve, jetzt lass doch mal bitte deinen Starrsinn und denk darüber nach. Ich habe gestern gekündigt. Noch bevor irgendwer diese Videos gesehen hatte. «
    » Warum dann also? «
    » Weil ich das hier richtig machen will. Ich will dieses Verstecken und Vortäuschen und Lügen nicht mehr. « Er zog mich in seine Arme, und ich ließ es zu, obwohl mir von dem Pfeifen und Johlen hinter mir die Wangen brannten. » Ich möchte, dass es alle wissen. «
    » Das ist kein Grund, deine Karriere zu opfern. «
    » Wer opfert denn hier etwas? Ich werde befördert, erinnerst du dich? Was bedeutet, dass ich dir jetzt übergeordnet bin, und es wäre sehr nett, wenn du zur Abwechslung mal tun könntest, was ich dir sage. «
    » Vergiss es « , sagte ich automatisch, und er musste lachen.
    » Hatte ich auch nicht erwartet. «
    » Ich finde trotzdem nicht… «
    Er schüttelte mich ganz sanft. » Maeve, halt einfach den Mund, nur ein einziges Mal in deinem Leben. Glaub mir, das ist es wert. «
    Und noch bevor ich widersprechen konnte, zog er mich zu sich heran und küsste mich. Manchmal muss man eben kämpfen, und manchmal muss man auch einfach nachgeben. Ich ignorierte das bewundernde Pfeifen, den Applaus und die » Besorgt euch ein Zimmer «
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