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Der Ungnädige

Der Ungnädige

Titel: Der Ungnädige
Autoren: Jane Casey
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fragen. « Ich schaute kurz zu Godley, als suchte ich nach Hilfe.
    » Wen haben Sie sonst noch entführt? « , wiederholte Godley. » Wir wissen, dass es noch andere gab, Lee. Nicht nur Patricia und Cheyenne. «
    » Nicht der Rede wert. «
    » Es waren drei, nicht wahr? Wir haben Hinweise auf der Website gefunden. Drei Frauen, die wir noch nicht aufgespürt haben. Was ist mit ihnen passiert, Lee? «
    » Ich habe Ihnen nichts zu sagen. «
    Godley hatte sich auf den Tisch gestützt– jetzt lehnte er sich enttäuscht zurück.
    » Vielleicht… « , setzte ich an, als zögerte ich. » Vielleicht könnten Sie mir sagen, was passiert ist. Mit den Frauen. Ich möchte es gern verstehen. «
    Er zuckte leicht mit den Schultern, als ob ihm die Frage zwar auf die Nerven ginge, ihn aber doch so weit amüsierte, dass er nachsichtig mit mir sein wollte. » Die hatten halt diesen eingebauten Verschleißfaktor. Am Anfang war es ja lustig, aber dann waren wir durch mit denen. «
    » Wenn sie am Leben wären, würden sie sich bestimmt bei uns darüber beklagen, wie ihr sie behandelt habt. Stimmt doch, oder? «
    » Vielleicht. Aber manchen hat es auch gefallen. «
    Aber sicher doch. » Ich muss wirklich wissen, wer das war, Lee. Wegen ihrer Angehörigen. Und meinetwegen auch– ich stehe hier nämlich furchtbar unter Druck. « Ich deutete mit den Augen auf die Seite, wo Godley saß. Bitte hilf mir, weil der große Chef mir zusetzt. Nur du kannst mich retten…
    » Ich würde ja gerne helfen. Aber ich kann mich nicht erinnern. «
    » Vielleicht kann das ja Ihrem Gedächtnis auf die Sprünge helfen. « Ich klappte den Ordner wieder auf und legte die Fotos vor ihn hin. » Suchen Sie die Frauen raus, die Sie erkennen, Lee. «
    Er schüttelte den Kopf, aber es war ein Nein, das so viel hieß wie » Ich erkenne keine davon « , keine Verweigerung. Ich legte drei andere Fotos hin.
    » Und diese? «
    Die Fotos waren von recht unterschiedlicher Qualität. Einige waren unscharf durch die Vergrößerung, andere waren gestochen scharfe Porträts vom Fotografen. Das eine Bild war ein Hochzeitsfoto, und mir wurde regelrecht übel, als Lee mit dem Finger darauf tippte. » Die hier. Ich glaube, sie hieß…Sadie. «
    » Sally « , sagte Godley. » Nicht Sadie. Sie war 23. «
    Lee nickte. » Und von ihrem Mann getrennt. Hat ein bisschen Spaß gesucht. «
    » Was hat sie gefunden? «
    » Dass Gehorsam auch einen gewissen Reiz hat. « Sein Tonfall war entsetzlich nüchtern.
    » Wo ist sie jetzt? «
    Er blickte Godley wegen der Unterbrechung kalt an. » Sie müssen sie finden, hab ich Recht? «
    » Wir brauchen eine ungefähre Vorstellung, wo wir suchen müssen, Lee. Sie kann überall sein. Haben Sie die Leiche irgendwo hingebracht, so wie Sie es mit Cheyenne gemacht haben? Haben Sie sie vergraben? Verbrannt? Ins Wasser geworfen? «
    » Wir haben sie vergraben. «
    » Wo? « Wieder Godley.
    » Das werden Sie schon selbst rausfinden müssen. «
    » Haben Sie sie bei Ihrem Onkel im Haus gehabt? « Ich weiß nicht, wieso mir dieser Gedanke kam. Vielleicht, weil sie sich anscheinend so wohl gefühlt hatten mit dem Tod, mit den Leichen, mit ihren Sklaven in ihrer eigenen Welt. » Sie wollten sich nicht von ihr trennen, stimmt’s? Wo Sie sie doch besessen hatten, mitsamt Körper und Seele. Auch wenn alles, was Sie noch hatten, ihr Körper war. «
    » Dumm sind Sie ja nicht. « Dieser Gedanke gefiel ihm nicht.
    » Das war nur auf gut Glück geraten. « Godley sah uns beide finster an. » Wo im Haus? Draußen? «
    » Irgendwo außerhalb vom Haus « , sagte ich leise. » Irgendwo da, wo man vor Blicken geschützt ist, sodass die Nachbarn nicht sehen konnten, wie Sie sie vergraben haben. Aber an einer Stelle, wo sie vom Haus her ein Auge auf sie haben konnten. «
    Statt einer Antwort grinste er, und Godley nickte, während er sich etwas aufschrieb. Wir würden den Boden nach Anzeichen von Grabungen absuchen, nach Zersetzungsspuren in der Erde. Wir würden sie finden. Wenn ich Recht hatte.
    » Würden Sie sich noch mehr Fotos ansehen für mich? «
    » Fotos von Ihnen? «
    Die Röte, die mir ins Gesicht stieg, brauchte ich nicht vorzutäuschen. » Bitte, Mr. Bancroft. «
    » Lee. «
    » Okay, Lee. Wie sieht es mit denen hier aus? Lassen Sie sich Zeit. «
    » Die hier. Linette. « Er tippte auf das Foto eines hübschen Mädchens mit sehr kurzen Haaren. » Die hat Drew am besten gefallen. «
    » Das wären zwei. Wer war die dritte? «
    Lee lehnte sich über den Tisch
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