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Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis

Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis

Titel: Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis
Autoren: H kan Nesser
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Tag verbracht, sondern, um die Zeit vergehen zu lassen.
    Geld: Hundert- und Fünfzigguldenscheine, verpackt in doppelte Plastiktüten und verstaut in einer großen Einkaufstüte des Warenhauses Boodwick.
    Ort: Trattoria Commedia draußen am Golfplatz in Dikken.
    Vorgehen: In der Bar Platz nehmen. Ein Bier bestellen, zwei Schluck trinken, nach etwa fünf Minuten zur Toilette gehen. Die Plastiktüte mitnehmen, sie unter Papierhandtüchern verborgen im Mülleimer hinterlegen. Wenn sich noch weitere Besucher auf der Toilette aufhalten, warten, bis sich der Raum geleert hat. Die Toilette verlassen, direkt zum Parkplatz gehen und losfahren.

    Das war alles.
    Das gleiche Papier wie beim ersten Mal. Dieselbe Schrift, vermutlich derselbe Stift.
    Dieselbe Unterschrift: ein Freund.
    Keine Drohungen. Keine Bemerkungen über seine Schwäche.
    Nur die nötigen Instruktionen. Einfacher konnte es gar nicht sein.
    Um zwei Minuten vor sechs drehte er das Seitenfenster hoch und stieg aus dem Auto. Er hatte so weit vom Restaurant geparkt wie nur möglich, hinten bei der Ausfahrt. Er legte die fünfzig Meter über den windigen Kiesweg, der zum Restaurant führte, rasch, aber ohne Eile zurück. Das Restaurant war niedrig und winklig gebaut; die Fassade war mit dunklen Klinkern verkleidet. Gaudi-Fenster mit schwarzen Stahlverstrebungen. Er stieß die Tür aus Palisanderimitat auf und ging hinein.
    Stellte fest, dass es menschenleer, aber trotzdem recht einladend war. Er war noch nie hier gewesen; er nahm an, dass hier vor allem Golfspieler verkehrten und dass bei diesem trüben Spätherbstwetter wohl kaum großer Andrang herrschen konnte. Die Bar lag gleich links, eine einsame Frau von Mitte vierzig saß dort und rauchte, in Gesellschaft einer Zeitung und eines grünen Drinks. Sie schaute auf, als er hereinkam, fand ihre Zeitung aber interessanter.
    Ehe er sich setzte, schaute er sich im Speiselokal um. Das bildete einen Winkel zur Bar, und die meisten Tische, die er sehen konnte, waren frei. Ein einsamer Mann beugte sich über ein Pastagericht. In einem offenen Kamin brannte ein Feuer; die Einrichtung war in Dunkelbraun, Rot und Grün gehalten, und aus versteckten Lautsprechern sickerte eine diffuse Klaviersonate. Er stellte die Tüte zwischen seinen Füßen ab und bat den Barkeeper, einen jungen Mann mit Pferdeschwanz und Ohrring, um ein Bier.
    »Windig?«, fragte der Barkeeper.
    »Sicher«, antwortete er. »Nicht viel los heute Abend?«

    »Sie sagen es«, erwiderte der Barkeeper.
    Das Bier wurde in einem hohen, femininen Glas mit Fuß serviert. Er bezahlte, leerte es zur Hälfte und frage nach der Toilette. Der Barkeeper zeigte auf den Kamin, er bedankte sich, nahm die Tüte und machte sich auf den Weg.
    Es roch nach Fichtenwald und war überraschend leer. Und sauber. Der Mülleimer zwischen den beiden Waschbecken war nur zu einem Drittel mit benutzten Papierhandtüchern gefüllt. Er drückte seine Boodwicktüte hinein und bedeckte sie mit weiteren Handtüchern, die er aus dem Behälter zog und ein wenig zerknüllte. Alles genau nach Instruktion. Die ganze Prozedur dauerte zehn Sekunden. Er blieb weitere zehn dort stehen und betrachtete mit milder Verwunderung sein Bild in dem leicht zerkratzten Spiegel über dem Waschbecken. Dann ging er hinaus. Nickte im Vorübergehen dem Barkeeper zu und marschierte weiter zu seinem Auto. In der Luft hing ein Hauch von gefrorenem Eisen.
    Gut gelaufen, dachte er, als er wieder hinter dem Lenkrad saß. Alles verdammt gut gelaufen.
    Danach öffnete er das Handschuhfach und nahm das Rohr heraus.
     
    Es dauerte genau sechseinhalb Minuten.
    Der Mann, der aus dem Restaurant kam, sah aus wie Mitte dreißig. Er war lang und schlaksig, trug die Tüte in der rechten Hand, während die linke sorglos mit den Wagenschlüsseln spielte. Ganz offensichtlich war er unterwegs zu einem alten Peugeot, der vielleicht zwanzig Meter von seinem eigenen Auto entfernt stand. Eins von insgesamt fünf Fahrzeugen auf dem großen Parkplatz.
    Ehe der Mann die Tür öffnete, schoss ihm noch dessen dilettantisches Vorgehen durch den Kopf. Nur so kurze Zeit zu warten, um dann einfach mit der Tüte in der Hand herauszuspazieren, ließ doch auf recht schlechte Urteilskraft schließen. Er sah ein, dass er es trotz allem mit keinem wirklich gefährlichen
Widersacher zu tun hatte — und vor allem: dass sein Widersacher sein eigenes Kaliber offenbar aufs Gröbste unterschätzt hatte.
    Er stand hinter dem anderen, als der gerade den
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