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Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis

Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis

Titel: Der unglueckliche Moerder - Roman - Ausgezeichnet mit dem Skandinavischen Krimipreis
Autoren: H kan Nesser
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Schlüssel in die Tür stecken wollte.
    »Verzeihung«, sagte er. »Ich glaube, Sie haben etwas vergessen.«
    Er hob seine gekrümmte linke Hand einen halben Meter vor dem Gesicht des Mannes.
    »Was denn?«
    Er schaute sich kurz auf dem Parkplatz und in der Umgebung um. Es wurde jetzt mit jeder Sekunde dunkler. Kein Mensch war zu sehen. Mit voller Kraft schlug er den Mann mit dem Rohr. Traf leicht schräg über dem linken Ohr. Lautlos sank der andere zu Boden. Fiel auf den Bauch, die Arme lagen unter ihm. Er zielte auf den Nacken und schlug mit derselben Entschlossenheit noch einmal zu. Ein kurzes Knirschen war zu hören, und er wusste, dass der andere tot war. Falls nicht bereits der erste Schlag ihn getötet hatte. Blut strömte aus dem Kopf. Vorsichtig befreite er den Liegenden von Plastiktüte und Autoschlüsseln, richtete sich auf und schaute sich um.
    Noch immer war alles wie ausgestorben. Dunkel und einsam. Nach einigen Sekunden des Nachdenkens packte er die Füße des Mannes und zog ihn in das ungepflegte Gestrüpp, das den Parkplatz umgab. Eine breite Spur zog sich durch den Kies, aber er ging davon aus, dass der Regen sie verwischen würde. Er trat ein paar Schritte zurück und stellte fest, dass aus einigen Metern Entfernung nichts zu sehen war. Zumindest nicht für jemanden, der nicht wusste, wonach er suchte. Oder dass es hier überhaupt etwas zu suchen gab.
    Er nickte zufrieden und kehrte zu seinem Auto zurück. Es wäre natürlich kein Nachteil, wenn erst in einigen Tagen jemand über die Leiche stolpern würde. Je später, desto besser. Er wickelte das Rohr in eine Zeitung und steckte es zu dem Geld in die Tüte.

    Ließ den Motor an und fuhr los.
    Seine üppige dunkle Mähne, seinen Bart und seine blaugetönte Brille behielt er noch auf, bis er die schicksalhafte Zementröhre an der Hauptstraße nach Boorkheim passiert hatte, und als er sich eine halbe Stunde später in seiner Küche zwei Finger Glenalmond in ein normales Wasserglas goss, galt ein dankbarer Gedanke auch den Sobrontabletten — diesen blau schimmernden kleinen Wundern von Pillen, die ihn während des gesamten Nachmittags auf einem konstanten und souverän stabilen Bewusstseinsniveau gehalten hatten. Und an den Tagen davor ebenfalls. Es ist kein Nachteil, einen gewissen Einblick in die eigene Seele und deren Bedarf an Psychopharmaka zu haben, dachte er. Absolut kein Nachteil.
    Er trank einen Schluck Whisky.
    Dann nahm er ein langes, entspannendes Schaumbad.
    Und dann rief er Vera Miller an.

II

6
    Der Leichnam wurde von einem gewissen Andreas Fische gefunden.
    Und zwar an einem Donnerstagnachmittag. Fische hatte seine Schwester in der Windermeerstraat draußen in Dikken besucht (es war ein wahrer Weibsteufel von Schwester, aber Blut ist dicker als Wasser, und sie hatte es geschafft, einen einigermaßen wohlhabenden Anwalt zu heiraten), und als er eine Abkürzung über den Parkplatz vor der Trattoria Commedia nahm und stehen blieb, weil er pinkeln musste, stellte er fest, dass zwischen den Büschen etwas lag.
    Fische pinkelte fertig und schaute sich um. Danach schob er vorsichtig einige dornige Zweige beiseite und schaute ins Gebüsch. Und dort lag ein Mensch. Ein Körper. Ein Leichnam.
    Fische hatte schon früher Tote gesehen. Und zwar nicht nur einmal im Verlauf seines wechselhaften Lebens, und nachdem er seinen ersten Impuls, die Beine in die Hand zu nehmen, unterdrückt hatte, übernahm sein besseres — und praktischer orientiertes — Ich das Kommando. Er überzeugte sich rasch davon, dass auf dem einsamen Parkplatz in dem Dämmerlicht kein Mensch zu sehen war. Danach drückte er behutsam einige Buschschösslinge zur Seite — wobei er sorgsam darauf achtete, dass er in der weichen Erde keine Spuren hinterließ, ihm passierte das alles nicht zum ersten Mal, wie gesagt — und sah sich den Toten genauer an.
    Es war ein junger, ziemlich hoch gewachsener Mann. Er lag
auf dem Bauch und hatte die Arme friedlich neben dem Kopf ausgestreckt. Dunkelgrüne Jacke und ganz normale Blue Jeans. Die nach oben gedrehte Gesichtshälfte war überzogen von eingetrockneten dunklen Streifen, und Fische nahm an, dass irgendwer das Leben dieses Mannes durch einen Schlag mit einem harten, schweren Gegenstand beendet hatte. Ganz einfach. Er hatte auch so etwas schon gesehen, obwohl es einige Jahre her war.
    Nachdem er sich noch einmal davon überzeugt hatte, dass keine Menschen in der Nähe waren, ging er in die Hocke und untersuchte die Taschen des
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