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Der unersättliche Spinnenmann

Der unersättliche Spinnenmann

Titel: Der unersättliche Spinnenmann
Autoren: Pedro Juan Gutierrez
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es komplett verputzt. Und stell dir vor, es hat auch noch gut geschmeckt.«
    Die Frau erzählt mehr. Ich tue so, als ob mich das, was sie sagt, sehr interessiert. In Wirklichkeit schaue ich auf das schwarze Haarbüschel zwischen ihren Schenkeln. Vom Bauchnabel führt auch eine dichte Linie schwarzer, gekräuselter Haare nach unten. Das ist ja der Wahnsinn. Sie merkt, worauf ich meine Augen richte, und grinst leicht, während sie redet:
    »Er hat sich einen ganz komischen Bazillus eingefangen, und sie sagen, das dauert, bis er den loswird. Aber das Antibiotikum, das er braucht, gibt es nicht. Der Doktor hat mir das klar gesagt und ihm andere Tabletten verschrieben.«
    »Die nehm ich auch. Aber null, nichts, das bringt überhaupt nichts. Das war am Sonntag. Heut is Freitag. Sollte doch eigentlich vorbei sein, oder?«
    »Klar. Bist du schon beim Bistum gewesen?«, frage ich ihn.
    »Was ist das denn?«
    »Der Bischof der katholischen Kirche.«
    »Und was soll ich da?«
    »Manchmal haben sie da Medikamentenspenden. Die gibt’s gratis.«
    »Und wo is das?«
    »In der Altstadt von Havanna.«
    Er fragt seine Frau:
    »Weißt du, wo das is?«
    »Hinter der Kathedrale.«
    »Hahaha, die hier kennt Havanna.«
    Jetzt waren sie schon fast dabei zu gehen.
    »Und als was arbeitest du jetzt, Elíades? Als Trainer?«
    »Ach was! Die ham mich richtig aufs Kreuz gelegt, und ich war aus allem raus. Ich war … mal sehn … fast ein Jahr arbeitslos. Jetzt bin ich Lastwagenbeifahrer … bei einem Privatmann.«
    »Nicht gerade leichter Job.«
    »Genau. Muss auf dem Markt Säcke abladen. Aber’s kommt was rein dabei. Is ja nich gerade leicht, die ganze Truppe zu versorgen. Drei Jungs und die hier. Und die hier will sogar noch einen.«
    »Nicht einen. Einee. Einee! Ein Mädchen muss her, hahaha!«
    »Hör mal, Kumpel, die wirft wie ‘n Kaninchen. Die braucht mich bloß in der Unterhose zu sehen, dann is sie schon schwanger.«
    »Ich will einfach ein Mädchen. Kannst du dir vorstellen, was es heißt, drei Kerle zu haben, plus Elíades? Vier Kerle. Und ich als Sklavin im Haus eingeschlossen. Ich bin ganz heiß drauf, wieder schwanger zu werden, damit’s vielleicht ein Mädchen wird.«
    Der Typ schaut mich an und sagt:
    »Die hier meint, es geht nur darum, jeden Tag zu vögeln und schwanger zu werden und Kinder zu kriegen, und das war’s. Hör mal, is nich gerade leicht, ich muss unheimlich ranklotzen. Zieh jeden Morgen in aller Herrgottsfrühe los und komm erst um neun, zehn Uhr abends nach Haus. Manchmal erst um elf.«
    Die Frau sagt:
    »Der hier will mich einfach nicht arbeiten gehen lassen. Ich bin aber immer arbeiten gegangen. Ich halt’s auf Dauer nicht aus im Haus.«
    »Aber bei drei kleinen Kindern …«
    »Such ich mir eben jemand, der drauf aufpasst. Aber der hier ist total eifersüchtig.«
    »Hat mit Eifersucht nichts zu tun. Ich weiß nur, mit wem ich’s zu tun habe.«
    »Hör mal, red bloß nicht so, der Herr hier wird sonst denken …«
    »Dann sag halt nich, dass ich eifersüchtig bin. Sag die Wahrheit, wo hab ich dich kennen gelernt?«
    »In einer Bar. Das reibst du mir immer unter die Nase. Ist doch nichts Schlimmes. Hab doch nichts Schlimmes gemacht da.«
    »Das sagst du. Bars sind aber für Männer. Und alle war’n sie hinter dir her da, weiß ich noch genau …«
    »Okay, okay. Das interessiert den Herrn doch gar nicht.«
    »Frauen, die in Bars rumhängen, sind noch nie gut angesehen worden.«
    »Jetzt reicht’s, Elíades, wirklich. Werd nicht gemein.«
    »Was willst du also arbeiten? Fehlt dir etwa was?«
    »Nein. Aber wenn ich arbeiten würde, wär’s besser. Gibt ‘ne Menge Sachen, die ich machen kann.«
    »Kommt nich in Frage. Die Frau gehört ins Haus. Punkt und aus.«
    Jetzt hatten sie ihre Sachen zusammen. Der Typ streckte mir freundschaftlich die Hand entgegen. Er drückte meine fest, lächelte und sagte:
    »Hör mal, die Eltern von der hier wohnen … Siehst du das Haus da hinten, auf dem Cafeteria Vista Mar steht?«
    Er zeigte auf ein zusammengefallenes Gebäude, ungefähr hundert Meter entfernt. Einstöckig. Es schien leer zu stehen, auch wenn es mal eine Cafeteria gewesen war. An der Stirnseite stand noch die Aufschrift.
    »Ja, seh ich.«
    »Da wohnen die Eltern von der hier. Kommt doch mal vorbei, dann trinken wir einen zusammen. Wir sind bis morgen oder übermorgen da.«
    Sie zogen ab. Ich sah ihnen nach, wie sie zu dem Gebäude gingen. Danach schwamm ich noch ein bisschen, trank Rum, blätterte in dem
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