Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der unendliche Raum

Der unendliche Raum

Titel: Der unendliche Raum
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
erstarrte mitten im Schritt, und dann schoß seine Hand nach vorn.
    Er umklammerte den sichtbaren Griff und versuchte, ihn nach oben zu drücken. Seine Hand glitt beinah hindurch, bis er einen ganz schwachen Widerstand verspürte. Langsam, beinah unmerklich, bewegte sich der Schalter.
    „Warum machen Sie das, Sir?“ fragte Renois. „Es könnte passieren, daß wir mit einem der großen Kugelmoleküle kollidieren. Sie sind eine andere Daseinsform. Anomal und unerträglich.“
    Er wollte Hamer hindern, den Schalter noch weiter umzulegen, doch seine Hand versagte.
    In Hamers Gehirn wurden die Impulse immer stärker, die ihm sagten, daß seine augenblickliche Lebensform nicht wirklich sein könnte. Er nahm den Zustand nicht mehr als selbstverständlich hin, wie das bei allen anderen Männern der Fall zu sein schien.
    Noch vorsichtiger drückte er zu, und da verspürte er wieder den geringfügigen Widerstand eines Körpers, der in seiner energetischen Form doch noch etwas fester war.
    Unwillkürlich erwartete er den hellen Summton, der sonst immer aufgeklungen war, wenn er im Gefahrenfall den Hauptschalter umgelegt hatte.
    Don Hamer fühlte mehr, als daß er es wußte, daß dieser Summton nicht entstehen konnte, weil er ein Symbol der vierten Dimension war.
    Trotzdem drückte er auf den Impulskontakt der Ultronen-Triebwerke. Aber er griff so hastig zu, daß seine Hand durch den grünmarkierten Schalter hindurchglitt.
    „Warum sind Sie so nervös, Sir?“ klang es in seinem Bewußtsein auf. „Es ist bestrickend, riesenhaft zu sein. Sehen Sie die grünen Kugeln? Sie sind sehr groß, doch wir sind größer. Gewaltige Moleküle sind das.“
    In Hamer tobte alles. Sein Geist war verwirrt, und die Eingebungen, die ihm rieten, schleunigst diese Daseinsform zu verlassen, wurden schon wieder schwächer.
    Er blickte erneut auf die große Bildfläche, und da erst bemerkte er, daß sie gar nicht mehr normal arbeitete. Das, was er auf ihr sah, war kein plastisches dreidimensionales Bild. Er sah überhaupt nichts auf dem Schirm, da er hindurchblickte. Er bemerkte nur das absolute Nichts.
    Für seine fünfdimensional gekrümmten Sehnerven war es aber kein Nichts mehr, sondern eine absolute Realität.
    Weder Renois noch die anderen Personen in der Zentrale wunderten sich über den Mann, der in dem Augenblick durch die Panzerwände kam. Chef-Physiker Dr. Facer schwebte über den Boden. Seine Lippen waren zu einem leichten Lächeln verzogen.
    „Sie verschwenden Energie, Captain“, klang es in dessen Bewußtsein auf, „Knöpfe müssen nicht immer Knöpfe sein. Es kommt darauf an, von welchem Bezugssystem aus Sie die sichtbare Existenz eines Knopfes betrachten. Er kann untergeordnet stabil, aber auch übergeordnet stabil sein, Rein materiell, also energetisch verdichtet oder nicht materiell. Verstehen Sie das, Captain?“
    In Hamer wurde wieder etwas wach, was sich beinah verflüchtigt hätte. Erneut versuchte er, den Impulsschalter der Ultra-Quant-Triebwerke niederzudrücken.
    In ihm tobte die Verzweiflung. Näher glitt er an die Armaturen heran, die vor seinen Augen mehr und mehr verschwammen. Er hatte mir noch den Gedanken, den grünen Schaltknopf niederzudrücken.
    Facer schien sehr interessiert zu sein, tat jedoch nichts, um dem Kommandanten zu helfen. Es war eine unwirkliche Situation, die ein normales Lebewesen gar nicht hätte wahrnehmen können, weil es für dieses Lebewesen unmöglich gewesen wäre, den dimensional übergeordneten Vorgang zu erkennen.
    Während Facers Umrisse immer unklarer wurden, bemerkte Hamer, wie sich der Impulsschalter plötzlich bewegte, obwohl er nicht mehr den Versuch gemacht hatte, ihn mit der Hand niederzudrücken.
    Die stabilen Wandungen des Schiffes, bestehend aus einem molekularverdichteten Rethlafstahl, waren schon so durchsichtig geworden, daß er deutlich den blendenden Feuerschein sah, der aus dem umrißhaften Ringwulst der „Hyper-Space“ schoß.
    Er wußte nicht, wie lange er sich über die Tatsache wunderte, daß die normalerweise unsichtbaren Ultra-Photonen plötzlich bemerkt werden konnten. Er fühlte auch nicht das wilde Anrucken einer Masse, die nur noch aus sich langsam ausbreitender Energie bestand.
    Niemand ahnte in dem Augenblick, daß sich diese ausdehnende Energiekugel wieder verdichtete.
    Als Hamer wieder erwachte, hörte er nur die fürchterlichen Schreie. Auch er schrie, obwohl er seltsamerweise keinen Schmerz empfand. In seinem ureigensten „Ich“ herrschte lediglich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher