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Der unendliche Raum

Der unendliche Raum

Titel: Der unendliche Raum
Autoren: K. H. Scheer
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blaßblauen Feld umgeben wurde.
    „Wir sollten es nicht riskieren, Sir“, schrie Renois außer sich.
    Verkrampft stand er hinter dem Kontrollsessel des Kommandanten. Seine Augen hingen an dem Schalter, den Hamer vor Augenblicken umgelegt hatte.
    „Setzen Sie sich gefälligst hin, Sie Narr“, entgegnete Hamer kalt, und im gleichen Augenblick sagte die Automatenstimme der Zähluhr:
    „Null … Zündung.“
    Der Zweite Astronaut an Bord der „Hyper-Space“ kam nicht mehr dazu, seinen Platz einzunehmen. An sich war es auch vollkommen gleichgültig, ob er während der Transition stand oder saß.
    Hamer bemerkte die grell aufleuchtende Lampe, und schon jagten die Impulse des Robot-Automaten durch die Leitungen. In dem Augenblick wußte er, daß sein Schiff den Transitionspunkt nicht so genau erreicht hatte, wie das unbedingt erforderlich gewesen wäre. Die Abweichungen waren zu groß gewesen, und man wußte nicht, was in den wenigen Sekunden nach dem letzten Korrekturmanöver noch geschehen war.
    Seine Hände umklammerten die Armlehne des schweren Sessels, als es auf den Beobachtungsschirmen grell aufflammte.
    Aus den wuchtigen Ultra-Quant-Reflektoren des Schiffes schoß etwas heraus, was von dem menschlichen Auge nicht mehr erfaßt werden konnte. Es war Licht, überschnelles Licht, aber als solches nicht mehr erkennbar.
    Im äußersten Schutzschirm des Schiffes flammte es auf, als die unsichtbaren Partikel abgewehrt wurden, noch ehe sie die eigentlichen Wandungen berühren konnten.
    Hamer bemerkte, daß es weit unter oder hinter dem Schiff plötzlich hell wurde. Das waren die Ultra-Photonen, die sich in dem Augenblick nach kurzfristiger, aufgezwungener Lebensdauer in normale Lichtquanten zurückverwandelten. Da hatten sie ihre Arbeit aber schon getan, hatten einem gewaltigen Kugelkörper das Beschleunigungsmoment gegeben, das den Eintritt in eine Dimension ermöglichte, die für einen menschlichen Verstand nur deshalb erfaßbar war, weil man sie berechnet hatte.
    Dort, wo eben noch ein Fernraumschiff des Planeten Erde durch den interplanetarischen Raum der Riesensonne A-l gerast war, schimmerten nur noch einige Lichtfinger, die sich rasch in den unergründlichen Tiefen des Raumes verloren.
    Die „Hyper-Space“ war verschwunden, als wäre sie niemals gewesen. Niemand sah das Etwas aus geballter Energie, das im Augenblick seiner materiellen Umwandlung aus dem Bereich des vierdimensionalen Raumes geschleudert würde, weil es für die Gesetze dieses Raumes nicht mehr wirklich sein konnte.
    Sie hatten einen Raum verlassen, der für ihre Begriffe etwas unheimlich und – physikalisch gesehen – fremdartig gewesen war. Dafür waren sie in etwas eingedrungen, was der irdische Wissenschaftler Hyperraum oder fünfte Dimension nannte.
     
    *                     *
    *
     
    „Ihr Herz schlägt gar nicht mehr, Sir“, sagte Renois und griff dabei durch Don Hamer hindurch. „Auch Ihre Arterien pulsieren nicht.“
    Don Hamer saß auf einem Plastiksessel, dessen schaumige Sitzauflage er nicht spürte. Dessenungeachtet wußte er, daß er in dem Kontrollsitz saß, den er auch vor der erfolgten Transition eingenommen hatte.
    Don Hamer war ein Mann, der sich nicht leicht verblüffen ließ. Wenn er aber von einem unbekannten Faktor überrascht wurde, so pflegte er schleunigst darüber nachzudenken und nach einer einleuchtenden Erklärung zu suchen.
    Diesmal war es anders. Er sah durch Renois hindurch, doch er wunderte sich nicht darüber. In seinem Gehirn waren Zentren erwacht und in Tätigkeit getreten, von deren Existenz er Augenblicke zuvor noch nichts geahnt hatte.
    Auch Renois wunderte sich nicht, daß das Herz des Kommandanten nicht mehr arbeitete. Es schien, als müßte das so sein.
    Hamer erhob sich und blickte dabei auf die große Bildfläche, die seinen Augen etwas zeigte, was er niemals zuvor gesehen hatte.
    Er machte einige Schritte nach vorn und staunte nicht darüber, daß seine Füße gar nicht den Boden berührten.
    Er sah das, was für vierdimensional eingeengte Augen ein absolutes Nichts gewesen wäre. Er sprach Worte aus, die in der Form von akustischen Lauten niemals seinen Mund verließen und trotzdem hörbar waren.
    Renois schien sie zu verstehen, denn seine Lippen begannen sich zu bewegen.
    „Sie erscheinen mir etwas seltsam, Sir. Darf ich fragen, ob Sie sich wohl fühlen?“
    In dem Augenblick wurde in Don Hamer etwas wach, was er vor Augenblicken noch Bewußtsein genannt hätte.
    Er
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