Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der unendliche Raum

Der unendliche Raum

Titel: Der unendliche Raum
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
war.
    Mit zwei geschmeidigen Schritten betrat er die große Kommandantenkajüte, und sein Plastikgesicht verzog sich zu einem freundlichen, dienstbereiten Lächeln.
    „Hallo, Chef … ich wollte Sie eben wecken“, klang es wohltönend aus dem Mund, in dem die darin untergebrachten mechanischen Sprechwerkzeuge nicht sichtbar waren.
    Langsam stützte sich Hamer auf die Ellenbogen. Sein eingefallenes Gesicht wandte sich dem Robot zu.
    „Conny, ich habe das bestimmte Gefühl, als hättest du soeben geschwindelt. Denke an die Zahnbürste, die du eben noch in der Hand hattest. Ich bin davon überzeugt, daß du mich nicht geweckt hättest, obwohl an der festgesetzten Zeit noch knapp zwei Minuten fehlen.“
    Der Robot begann zu hüsteln, und die Lider über seinen wundervoll nachgebildeten Augen senkten sich.



Hamer schluckte krampfhaft und traute seinen Augen nicht. Wie … war diese Maschine tatsächlich verlegen geworden?
    Was ging in diesem Supergehirn vor? Welche seltsamen Berechnungsresultate ergaben die positronischen Gefühlszentren, deren Einrichtung man bei diesem hochwertigen Roboter für notwendig befunden hatte?
    „Chef, ich, ich bin mir selbst nicht klar darüber“, klang es leise aus dem gutgeformten Mund aus Millard-Plastik. „Sie müssen verstehen, daß es mir fern liegt, Sie anzulügen, denn ich kann ja gar nicht lügen. Das gibt es einfach nicht, es sei denn, Sie gäben mir die Anweisung, eine bestimmte Person zur Wahrung Ihrer eigenen Interessen anzupflaumen.“
    „Schwindeln heißt das.“
    „Sicher, Chef, wenn Sie wollen, daß ich so dazu sage. Gestern haben Sie aber gegrinst, als ich den anderen Ausdruck gebrauchte, und …“
    „Ich habe gelächelt, vielleicht etwas breit geschmunzelt, verstehst du!“ murmelte Hamer unterdrückt hustend.
    Der Robot nickte ernsthaft und fuhr ungerührt fort:
    „Jawohl, Sie haben sich aber so gefreut über meinen Ausdruck ‚anpflaumen’, daß ich das Wort praktisch registrieren mußte. Ich muß alles registrieren, worüber Sie sich freuen und amüsieren, das geht gar nicht anders.“
    Don Hamer ließ sich aufstöhnend zurückfallen.
    „Fühlen Sie sich nicht wohl, Chef? Wissen Sie, man sollte endlich einmal bemüht sein, Ihren ausgemergelten Körper wieder aufzupäppeln. Sie sind mir doch nicht böse, wenn ich das erwähne?“
    Der Kommandant schüttelte den Kopf.
    „Das ist aber fein, Chef. Wir sind ja unter uns, nicht wahr? Sehen Sie, ich weiß, daß Sie einmal süchtig waren und jenes venusianische Rauschgift gebrauchten, von dem Sie sich nur qualvoll lösen konnten. Das ist aber schon lange her, und zwischen der Venus und Ihnen liegt etwas Leeres. Es ist so leer, daß ich es kaum wage, intensiv daran zu denken.“
    „Warum nicht? Der Hyperraum ist eine Realität, und über Realitäten kann man immer nachdenken, auch wenn es mühevoll und anstrengend erscheint. Gerade für dich müßten die Probleme und Phänomene leichter begreifbar und sogar lösbar sein.“
    In Connys wundervoll nachgebildeten Augen begann es eigenartig zu flackern.
    „Nicht, Chef, sagen Sie das nicht. Eben weil ich ein durch und durch logisch arbeitendes Gehirn besitze, vermag ich kaum darüber nachzudenken. Da ist etwas, das mich vollständig verwirrt, und ich wäre froh, wenn wir dieses Universum endlich verließen. Je näher wir dieser Riesensonne kommen, um so unruhiger werde ich. Wissen Sie, was ich öfters denke?“
    Hamer schwieg immer noch. Sehr aufmerksam studierte er die fahrigen Bewegungen des vollkommenen Robots.
    „Mir scheint, als strahlte Ihre persönliche Unruhe auf mich aus. Sie haben zweifellos ganz böse Befürchtungen. Sie würden sich wundern, wie sehr es in Ihrem Unterbewußtsein rumort.“
    „Es langt, Conny“, warf Don Hamer sehr sachlich ein.
    „Selbstverständlich, Chef, wenn Sie es wünschen! Indessen Sie ruhten, ist eine Meldung vom Zweiten Chef-Astronauten durchgekommen. Ich habe Sie aufgenommen.“
    „Genauen Wortlaut.“
    Die Maschine schien plötzlich zu erstarren. In dem plastikverschalten Metallschädel summte es leise.
    Dann klang aus Connys Mund eine Stimme auf. die zweifellos nicht ihm, sondern einem organischen Lebewesen gehörte.
    „Renois, Zweiter Astronaut, zur Zeit diensthabender Offizier an Kommandant. Uhrzeit 14 Uhr, 3 Minuten, 18 Sekunden-Bord. Betrifft Transition von Sonne A-211 zu Anlaufpunkt nach Sonne A-l. Bei Wiederaufnahme der Fahrtbeschleunigung auf den befohlenen Wert von 99,5 Prozent einfache Lichtgeschwindigkeit haben
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher