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Der unendliche Raum

Der unendliche Raum

Titel: Der unendliche Raum
Autoren: K. H. Scheer
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Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen. Es wären rund fünfhundert-vierundachtzigtausend Tonnen erforderlich gewesen. Die astrophysikalischen Forschungsunterlagen über diese wahrhaft gigantische Sonne geben darüber Auskunft, daß der Stern tatsächlich die notwendige Energie ausstrahlt.“
    Hamer war aus seinem Sessel aufgefahren. Ungläubig starrte er den Mathematiker an.
    „Wie – Sie wollen behaupten, daß es hier eine ganz natürliche Quelle zur Erzeugung von Ultra-Photonen gibt? Wir haben ein halbes Jahrtausend benötigt, um die Ultronen zu finden. In unserer ganzen Milchstraße gibt es keine einzige Sonne, die Ultra-Photonen abstrahlt.“
    „Wir sind auch in einem fremden Raum, Captain“, lächelte Dr. Hensing fein. „Jedenfalls möchte ich Ihnen nicht raten, über unsere derzeitige Fahrtstufe hinauszugehen. Neunzig Prozent einfach Licht genügt.“
    „Das ist auch meine Ansicht“, warf der Physiker ein. „Meine Assistenten sind eben dabei, die Ultra-Photonen festzustellen. Wenn sie wirklich vorhanden sind, so möchte ich Ihnen dringend raten, der Riesensonne nicht zu nahe zu kommen.“
    „Leider müssen wir ihr sehr nahe kommen, wenn wir den genauen Transitionspunkt erreichen wollen.“
    „Sind Sie ganz sicher, daß Ihre Berechnungen stimmen?“ fragte Professor Noter laut. „Darf ich Sie ferner darauf aufmerksam machen, Captain Hamer, daß Sie von nun an auch mit Ihrer Mannschaft zu rechnen haben?“
    „Wie meinen Sie das?“ sagte Hamer gedehnt, und sein gelbgetöntes Gesicht wandte sich dem Galakto-Psychologen zu.
    Noter sah ungerührt auf seine Fingerspitzen.
    „So wie ich es ausgedrückt habe. An Bord der ‚Hyper-Space’ befinden sich rund 215 Besatzungsmitglieder. Man spricht wieder über die Riesensonne A-l, über deren Eigenarten man informiert ist. Das Individuum Mensch möchte überlegen, Captain. Dieser Wille bedingt eine spontane Erweckung des Selbsterhaltungstriebes, und wenn ein Mensch – dem Urtrieb nachgibt oder nachgeben muß, so pflegt er gemeinhin seinen klaren Verstand zu verlieren. Die Leute werden unruhig, Captain! Ich würde Ihnen raten, zu der psychologischen Beruhigungsdusche der Propaganda zu greifen. Es ist unbedingt erforderlich, jedem Besatzungsmitglied klarzumachen, daß Sie unüberwindlich, unfehlbar, eiskalt und grundsätzlich beherrscht sind. Sie wagen alles, auch die rückläufige Transition, um Ihre Untergebenen wieder zum Heimatplaneten zu bringen. Sie sollten Namenslisten aufstellen, öffentlich bekanntgeben, welche Leute von Ihnen für Auszeichnungen vorgeschlagen werden. Habe ich mich ganz klar ausgedrückt, Captain?“
    „Zu klar“, fauchte Hamer. „Wenn Sie von einer Seelendusche so sehr überzeugt sind, Professor, so möchte ich Sie bitten, die erforderlichen Schritte einzuleiten.“
    Noter verneigte sich stumm. Seine Augen blickten plötzlich sehr ernst.
    „Unterschätzen Sie nicht den psychischen Faktor, Captain. Wir sind alle Menschen geblieben, auch wenn wir uns in einem fremden Universum befinden.“
    Hamer preßte die Lippen zusammen und bemühte sich, nicht an diese Tatsache zu denken. Er wußte selbst, daß er von den Leuten sehr viel verlangt hatte. Er erhob sich abrupt, um einige abschließende Worte zu sagen, als die große Bildfläche aufflammte.
    Auf ihr erschien ein Ausschnitt der Zentrale und Renois.
    „Zentrale an Kommandant“, klang es aus den Lautsprechern. „Meldung: Wir überqueren soeben die Kreisbahn des dritten Planeten, Sonne A-l. Optisch ermittelte Entfernung 14,32 Milliarden Kilometer. Ende der Meldung.“
    Mit einigen Schritten trat Hamer an den Schalter heran und drückte ihn nieder.
    „Renois, bleiben Sie auf Geschwindigkeit 90 Prozent einfach Licht. Ist der dritte Planet des Systems sichtbar?“
    „Nein, Sir. Steht zur Zeit hinter der Sonne.“
    „In welchen Abständen erfolgen die parallaktischen Aufnahmen?“
    „In Abständen von 15 Minuten, Sir. Entfernung vom errechneten Transitionspunkt noch knapp 11 Milliarden Kilometer.“
    Hamer nickte kurz und schaltete ab.
    „Sie wollen es also wirklich wagen?“ flüsterte Professor Gaiser, der Chefastronom. „Der Transitionspunkt ist nur dreieinhalb Milliarden Kilometer von der Sonne entfernt. Unsere irdische Sonne wäre über eine solche Distanz hinweg nur noch als blasses Sternchen auszumachen, und ihre Gravitationskräfte wären selbst für sehr schwache Triebwerke kein Problem mehr. Dieser blaue Übergigant aber wird uns aus einer Entfernung von dreieinhalb
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