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Der Überraschungsmann

Titel: Der Überraschungsmann
Autoren: Hera Lind
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großen Augen.
    Die beiden sahen sich verliebt an. »Sollen wir es ihnen sagen?«
    Sven wurde schon wieder rot.
    »Aber wir wollten doch …«
    »Aber sie wissen es sowieso schon.«
    »Man sieht es Ihnen an«, sagte ich warm. »Man sieht es an Ihren Augen.«
    »Coooool, ey!«, freute sich Charlotte. » HAMMER !«
    »Bald kannst du uns deinen Teddy mal ausleihen«, sagte Lisa augenzwinkernd zu Pauline.
    Und dann hat sie heute noch Möbel geschleppt!, dachte ich. So eine patente junge Frau. Wenn ich da an Wiebke dachte! Die konnte ja schon keinen Besen mehr in die Hand nehmen, wenn sie sich einen Fingernagel abgebrochen hatte. Bei jeder Kleinigkeit rief sie Volker an. »Die Regentonne zum Sammeln von Biowasser ist voll!« – »Die Brotbackmaschine ist verstopft!« – »Der Entsafter röchelt.« Irgendwas fiel Wiebke immer ein. Statt sich von ihren Söhnen helfen zu lassen, zitierte sie stets meinen ohnehin gestressten Volker zu sich in die Wohnung neben der Apotheke.
    Irgendwie hatte sie meinen Mann immer noch voll im Griff. Und irgendwann würde ich auch herausfinden, warum.
    »Also, wir sind im zweiten Monat«, ließ Lisa inzwischen die Bombe platzen.
    »Und sehr, sehr glücklich«, stellte Sven in seiner verhaltenen norddeutschen Art fest.
    »Sehr, sehr« war schon Euphorie pur.
    Er tätschelte ihre feine, schmale Hand, an der ein feiner, schmaler Diamantring funkelte: »Ich wollte meiner Frau noch rechtzeitig ein Haus einrichten, bevor ich wieder für vier Monate aufs Schiff gehe. Wenn das Kind dann kommt, nehme ich Landurlaub. Nicht wahr, Krabbe?«
    Die beiden wechselten vielsagende Blicke. Mir zog sich das Herz zusammen. Wie romantisch!
    »Aha, und da vertrauen Sie uns also Ihre Frau an«, sagte ich und schielte etwas besorgt auf das Glas mit dem gespritzten Weißwein. Sie hatte sicher zwei Gläser davon getrunken. »Bei uns ist sie in den besten Händen.« Unauffällig schob ihr Glas zur Seite und füllte ein neues mit Wasser.
    Bald darauf verabschiedeten sich die beiden, und ich bot ihnen noch im Vorgarten die Hilfe meiner Stiefsöhne an. »Ab Freitag stehen Ihnen hier zwei kräftige Burschen zur Verfü gung! In Ihrem Zustand sollten Sie nicht schwer tragen!«
    »Schwanger sein ist doch keine Krankheit«, sagte Lisa und lachte meine Bedenken weg.
    »Mama! Weißt du, was du da versprichst?« Charlotte verzog besorgt das Gesicht.
    »Also, der Emil hilft bestimmt.« Paulinchen wollte wenigstens ihren Lieblingsbruder verteidigen. »Aber der Nathan rührt keinen Finger. Außer, um seine Bridgekarten zu ordnen.«
    »So, ihr Mäuse«, sagte ich. »Ihr wisst, dass morgen Schule ist!«
    »Na und? Zuerst soll mal das Baby ins Bett gehen!«, wehrte sich Charlotte
    »Du musst um sechs Uhr aufstehen«, sagte ich seufzend. »Und ich auch.«
    Die beiden neuen Nachbarn lachten. »Oje, dann wollen wir jetzt nicht mehr stören. Danke für den Wein!«
    Fast hätte ich im Wiebke-Slang geantwortet: »Daför nech!«
    »Wir sehen uns noch öfter!«
    »Auf jeden Fall! – Jederzeit! Wir freuen uns!«
    »Schade, dass mein Mann Sie nun nicht mehr antrifft.«
    »Den lernen wir noch früh genug kennen«, zwitscherte Lisa leicht beschwipst, und Sven gab ihr einen mahnenden Stups. »Krabbe, du gehörst ins Bett.«
    Arm in Arm schlenderten die beiden über unsere Auffahrt und verschwanden in der Dunkelheit. Lisas perlendes, helles Lachen wurde leiser, und bald darauf leuchtete nebenan ein matter Lichtschein auf.
    »Jetzt haben wir also Nachbarn«, seufzte ich zufrieden.
    »Papa wird sie mögen. Die sind voll nett«, meinte Charlotte, als sie mir beim Kücheaufräumen half. »He, Baby, sitz hier nicht rum! Du kannst auch was machen!«
    »Papa wird bestimmt Gefallen an ihnen finden«, pflichtete ich ihr bei, stellte die Gläser in die Spülmaschine und drückte Paulinchen die Küchenrolle in die Hand. Hauptsache, jetzt keinen Streit mehr. Es war nach zehn.
    »Und voll fesch ist die Lisa: voll die tolle Figur, tolle Haare und dann das hübsche Gesicht.«
    »Man sieht noch gar nichts von der Schwangerschaft«, über legte ich laut. »Ich wurde immer gleich rund wie ein Bal lon.« Liebevoll musterte ich meine beiden Töchter: »Und bekam Pickel und strohige Haare. Aber ihr beide wart das allemal wert …«
    »Ach, Mama, du bist viel hübscher«, meinte mein Paulinchen, das mit den Beinen baumelnd auf der Küchenbank saß und ihren Teddy an den Ohren zupfte.
    »Also, Mama, nichts gegen dich, aber du WEISST , dass Pauline das noch nicht objektiv
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