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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3
Autoren: Colin Forbes
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brechen. Aus seiner Erfahrung mit Verunglückten wußte er, daß Young jeden Augenblick müde werden, den Erzählfaden verlieren konnte.
    »Die Art, wie sie’s geschrieben hatte, ein richtiges Gekritzel.«
    »Sie sagen immer ›sie‹.«
    »Die Schrift lief schräg nach hinten. Ich habe viele Frauen gesehen, die so schreiben. Die Männer schreiben zumeist schräg nach vorne.«
    »Stimmt genau. Die ausländischen Briefmarken haben Ihnen wahrscheinlich gesagt, von welchem Land der Brief abgeschickt worden war?«
    Stelle eine Frage immer so, als erwartest du eine positive Antwort.
    Stellst du eine verneinende Frage, kriegst du eine verneinende Antwort.
    »Da waren keine Briefmarken. Der Brief war freigestempelt. Das weiß ich genau. Und in der linken oberen Ecke stand der Name eines Hotels.«
    »War der Freistempel – der ja den Namen des Aufgabeorts zeigt – leserlich?«
    »Ja. Fragen Sie mich nicht nach dem Namen. Wissen Sie, wie viele Briefe ich täglich zustelle?«
    »Viele, da bin ich sicher.« Tweed beugte sich vor. »Sie haben ein ganz außerordentliches Gedächtnis. Sie würden einen wunderbaren Zeugen abgeben. Einen aus einer Million. Also, der Freistempel war leserlich. Ich nenne Ihnen jetzt die Namen einiger Städte – hören Sie zu, ob einer paßt. Fangen wir mit irgendeinem an: Kopenhagen?«
    »Nein, er war kürzer – wenigstens der obere.«
    »Der obere?«
    »Da waren zwei Namen im Stempelkreis, einer oben, einer unten, dazwischen das Aufgabedatum. Aber nach dem dürfen Sie mich nicht fragen – ich bin kein Superhirn.«
    »Helsinki?«
    »Ja!« Die Farbe kehrte in Youngs Gesicht zurück. Die Dinge des Lebens begannen ihn wieder zu interessieren. »Es war Helsinki.«
    »Und der Name unten war Helsingfors.« Laut für Laut sprach Tweed es aus. »Wissen Sie, zehn Prozent der Bevölkerung Finnlands sprechen Schwedisch – also erweist man Ihnen den Gefallen und bringt Namen zuerst auf finnisch, dann auf schwedisch.«
    »Etwas in der Art war’s, aber ich kann mich nicht genau erinnern.«
    »Gut. Und jetzt probieren wir noch was. Der Name des Hotels stand in der linken oberen Ecke. Können Sie sich erinnern?«
    »Überhaupt nicht.« Young änderte seine Lage im Bett. Es war seit Tweeds Eintreten die erste Bewegung, die er machte. »Ich weiß, es war ein langer Name«, fuhr er fort, dabei die Augen halb schließend, als versuche er, sich den Briefumschlag vorzustellen. »Ich sag Ihnen was … ich bin ziemlich sicher, daß er mit K anfing. Es war so ein richtiger Zungenbrecher, soviel weiß ich.«
    »Ich glaube, ich habe Sie lange genug in Beschlag genommen.«
    Tweed erhob sich. »Sie haben mir sehr geholfen, und ich bin Ihnen dankbar. Ich hoffe, Sie kommen bald wieder auf die Beine und diese lästige Sache bleibt eine Erinnerung, die sich in Luft auflöst.
    Nach dem, was der Arzt mir gesagt hat, wird das der Fall sein.«
    »Sie haben nicht zufällig eine Zigarette bei sich?«
    »Der Doktor bringt mich um.« Tweed griff in die Tasche und zog eine Packung Silk Cut heraus. Er war Nichtraucher, trug aber stets eine Packung bei sich – sie konnte während eines Verhörs zu einer wirksamen Überredungswaffe werden. Er gab Young die Zigaretten, zündete eine mit einem Streichholz an und ließ das Streichholzheft auf dem Bett liegen. »Sie können die Untertasse auf dem Nachttisch als Aschbecher benützen. Und die Zigaretten haben
Sie
hierher mitgebracht!«
    »Ist sogar meine Marke. Hoffentlich erwischen Sie die verdammten Terroristen. Sollten alle gehängt werden.«
    »Wenn Sie dafür sorgen, daß dieses Gespräch völlig unter uns bleibt, dann erhöhen Sie meine Chancen, sie aufzustöbern, um hundert Prozent«, versicherte ihm Tweed. »Und jetzt muß ich dringend telefonieren.«
    Der Oberarzt überließ ihm sein Zimmer und entfernte sich diskret, damit er allein telefonieren konnte. Während er die Lochscheibe drehte, um Monica anzurufen, ging er im Geist durch, was Young ihm gesagt hatte. Ein Hotel mit dem Anfangsbuchstaben K. Das ergab einen Sinn. Und der Hinweis auf den »Zungenbrecher« unterstrich nur noch, daß es sich um Finnland handelte, wo der Brief aufgegeben worden war.
    »Monica«, begann er, »ich spreche auf offener Leitung direkt vom St. Thomas. Haben wir Glück mit Heathrow?«
    »Sie haben gerade angerufen. Die betreffende Person nimmt den Flug BA 668 nach Sibeliusland.«
    »Können wir ihn aufhalten, wegen irgendeiner technischen Panne den Abflug verschieben lassen?«
    »Die Maschine startet um
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