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Der Turm der Könige

Der Turm der Könige

Titel: Der Turm der Könige
Autoren: Nerea Riesco
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Flechtbandmotiven mit eingefügten Koranversen in Kufischrift: »Die Macht gehört Allah und Allah ist die Ewigkeit«. An prominenter Stelle befinden sich zwei herrliche Türklopfer mit feinen Ziselierungen und sogenannten »almohadischen Palmblättern«, auf denen sich mehrere Koranverse befinden, aus den Suren
al-Nur
und
al-Hiyr
, um genau zu sein. Mit ihren über achthundert Jahren sind diese Türklopfer die ältesten Stücke sevillanischer Goldschmiedekunst; vor einiger Zeit wurden sie durch Repliken ersetzt, um ihre Abnutzung zu verhindern. Heute befinden sich die Originale im Museum der Kathedrale. Diese Türblätter wurden nie ausgetauscht, sie befanden sich immer an diesem Platz. Der abschließende Epilog, mit dem die Wette zwischen Christen und Muslimen endet, ist einzig und allein meiner Phantasie entsprungen.
     
    Banditen hat es zu allen Zeiten gegeben, aber das Bild des Banditen aus dem 18. und 19. Jahrhundert, das wir in unseren Köpfen haben, ist das eines Mannes mit Kopftuch und Pistole in der Hand, der in den Bergen sein Unwesen treibt, um Gerechtigkeit für sein unterdrücktes Volk zu erkämpfen. Dieses Bild, von dem die Figur von Guiomars Geliebtem Ventura Marqués inspiriert ist, hat seinen Ursprung vor allem im spanischen Unabhängigkeitskrieg. Damals entstand der Begriff des »Guerillakrieges« für die Taktik des Angriffs in kleinen, rasch beweglichen Gruppen, die dem stärkeren Gegner schwer zu schaffen machten, indem sie ihn an seinen Schwachstellen trafen, ihn in seiner Beweglichkeit einschränkten und seine Versorgung unterbanden.
    Die Figur des Banditen ist gleichzeitig die eines Menschenfreundes: Er ist der idealisierte Patriot, der sich dem fremden Joch widersetzt. Die Art und Weise, wie viele von ihnen starben, trug weiter zur Legendenbildung bei: Steckbriefe, öffentliche Hinrichtungen, Schüsse aus dem Hinterhalt – der perfekte Volksheld. Andere hingegen sprechen dem Banditentum jede Romantik ab. Für sie ist der Bandit nichts weiter als ein raubender, brandschatzender, mordender Verbrecher.
     
    Der elfenbeinerne Elefant, der dem Roman seinen Originaltitel gab und als Symbol für den auserwählten Spieler der christlichen Seite dient, entspricht dem heutigen Läufer. Die Bezeichnungen der Schachfiguren, wie wir sie heute kennen, entstanden während der Renaissance. Das spanische Wort für den Läufer –
alfil
 – geht auf das arabische Wort für »Elefant« und auf das Wort
marfil
 – Elfenbein – zurück. Es fand als
alfino
bzw.
aufin
Eingang ins Italienische und Französische, wo es später durch
fou
ersetzt wurde, was so viel bedeutet wie »Narr«. Die spanische Bezeichnung hat ihren Ursprung in den Vorgängerspielen des Schach: Sowohl im indischen
chaturanga
als auch im persischen
chatrang
wurden die Läufer als Elefanten dargestellt. In anderen Ländern hingegen benannte man die Figur nach der Rolle, die sie im Spiel einnahm. Wegen ihrer Nähe zu König und Dame zu Beginn einer Partie sah man in ihr den königlichen Ratgeber. Da dieses Amt in der mittelalterlichen Gesellschaft für gewöhnlich von einem hohen geistlichen Würdenträger bekleidet wurde, ersetzte man den Elefanten in einigen europäischen Ländern durch einen Bischof mit Mitra – daher die englische Bezeichnung
bishop
(Bischof) oder der deutsche
Läufer
(im Sinne von Botschafter). Andere Male besitzt die Figur eine Art Einkerbung, ähnlich dem Schlitz einer Sparbüchse, als Verkörperung der wirtschaftlichen Macht, die ebenfalls entscheidend für den Erhalt eines Reiches war. Der Elefant war keine sonderlich starke Figur. Er konnte lediglich um zwei Felder diagonal vor oder zurück ziehen, dabei aber jede andere Figur überspringen (was heute nur dem Springer möglich ist). Im modernen Schach ist der Läufer nicht länger auf zwei Felder beschränkt, sondern kann über das gesamte Spielfeld ziehen.
    Es wurde viel über die Ursprünge des Schachs diskutiert. Die am häufigsten vertretene Theorie lautet, dass es im 6. Jahrhundert aus Indien kam, aber es gibt auch Hinweise, die nahelegen, dass es in Wirklichkeit auf das
senet
zurückgeht, das um 3000 vor Christus in Ägypten gespielt wurde. In einigen Pyramiden wurden Spielfiguren gefunden, die den heutigen sehr ähnlich sehen, und in Theben gibt es Wandmalereien, die Pharao Ramses  III . beim Spiel zeigen. Gesichert scheint, dass sich das Spiel über die Handelsstraßen für Salz, Gewürze und Seide verbreitete.
    Die Parallelen zwischen
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