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Der Turm der Könige

Der Turm der Könige

Titel: Der Turm der Könige
Autoren: Nerea Riesco
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geleiten.
    Am 30. Mai 1252 starb Ferdinand  III ., bekannt als
der Heilige
, in Sevilla. Er wurde in der Capilla Real der Kathedrale bestattet, dem Ort, an dem einmal eine Moschee gestanden hatte und an dem Jahre später auch sein Sohn Alfons X. beigesetzt werden sollte. Auf seinem Grab befindet sich folgende Inschrift in hebräischer, arabischer, lateinischer und kastilischer Sprache:
    Hier ruht der hochverehrte König Ferdinand, welcher ganz Spanien eroberte und befreite. Er war loyal, hochherzig, bescheiden, gottesfürchtig, hilfsbereit gegenüber anderen und stets ehrenhaft und großzügig gegenüber seinen Freunden.
    Nach der Eroberung Sevillas erhielten die Ritterorden, die König Ferdinand  III . zur Seite gestanden hatten, von diesem Land und Besitzungen zum Geschenk. Dabei handelte es sich nicht bloß um einen Akt der Dankbarkeit. Vielmehr wollte der König so gefährdete Gebiete vor möglichen Angriffen des Islam schützen. Bei den Orden handelte es sich um die Santiago-Ritter, die Calatrava-Ritter und die Ritter des Ordens vom Spital des heiligen Johannes zu Jerusalem, auch als Malteser oder Johanniter bekannt. Diese Letzteren erhielten unter anderem das Stadttor San Juan (auch Puerta del Ingenio genannt), wo später die Komturei San Juan de Acre zu Sevilla entstand. Diese Bruderschaft, die im Roman eine so wichtige Rolle spielt, unterstand den Mönchen des Johanniterordens. Die Komturei diente als Residenz, Verwaltung, Gerichtsbarkeit und Gefängnis. Heute befinden sich nur noch Ruinen dort, wo die Straßen Guadalquivir, Mendigorria, Pizarro, Álvaro de Bazán, Clavijo, Santa Clara und Lumbreras verlaufen.
    Nach den Ordensregeln konnten alle ehrbaren Männer und Frauen Sevillas der Bruderschaft angehören, die einen guten Leumund besaßen und weder Morisken noch Mulatten, noch von der Heiligen Inquisition Verurteilte waren. Angesehene Bürger der Stadt befanden sich darunter, Goldschmiede, Richter, Kleriker, Gelehrte, Malteserritter und Schreiber, die ihre Arbeit zur Verfügung stellten und im Gegenzug kostenlos aufgenommen wurden. Deshalb entspricht es völlig der historischen Realität, dass ein Mann wie León de Montenegro, der Pirat, der Bruderschaft angehören konnte. Die Frauen zahlten bei der Aufnahme mehr als die Männer, weil sie keine Aufgaben in der Gemeinschaft übernehmen konnten und vom Almosensammeln ausgeschlossen waren.
     
    Der
Kodex der Siete Partidas
, nach dem die Figuren im Roman so verzweifelt suchen, wurde tatsächlich auf Anweisung König Alfons’ des Weisen verfasst, um Kastilien politisch zu einen. Das Buch hat überhaupt nichts mit Schach zu tun, wohl aber das ebenfalls von Alfons X. in Auftrag gegebene
Buch der Spiele
, dessen einziges erhaltenes Originalexemplar im Escorial aufbewahrt wird. Es handelt sich um eine reich illustrierte Handschrift, die sich zu einem Drittel unterschiedlichen Brettspielen widmet; die übrigen Seiten handeln ausschließlich vom Schach. Dazu gehört die Beschreibung von mehr als hundert Partien, begleitet von erläuternden Diagrammen.
     
    Von der früheren Almohadenmoschee haben sich in Sevilla lediglich die Puerta del Perdón samt der von Strebepfeilern gegliederten, mit Zinnen versehenen Mauer erhalten, in die sie eingelassen ist, sowie der Orangenhof und die Giralda. Zu jener Zeit war die Puerta del Perdón der Hauptzugang zum Gotteshaus, da man von dort zum Mittelschiff und dem
mihrab
gelangte. Den besten Blick auf die Portalanlage hat man aus der Calle Hernando Colón. Von dort sieht man die Außenfassade mit dem großen Hufeisenbogen, der sich heute umgeben von Renaissanceelementen präsentiert, die 1522 hinzugefügt wurden. Aus dieser Zeit stammen auch die flankierenden Tonfiguren der Heiligen Petrus und Paulus, des Erzengels Gabriel und der Jungfrau Maria. Über dem Bogen befindet sich ein Relief, das die Vertreibung der Händler aus dem Tempel zeigt, und darüber läuft das Ensemble in einem Glockenturm aus. Betrachtet man die Anlage jedoch von innen, vom Orangenhof aus, sieht man das Portal so, wie es die almohadischen Baumeister entwarfen: aus Ziegeln und von einem eindrucksvollen Dachvorsprung überfangen, eingefügt in einen Korpus aus Mehrpassbögen, filigranen Stukkaturen und in der Mitte ein Zwillingsbogenfenster, bekrönt von aufsteigenden Zinnen.
    Aber das vielleicht Interessanteste an der Puerta del Perdón sind die großen Türflügel aus bronzebeschlagenem Zedernholz. Sie zeigen ein interessantes Dekor aus
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