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Der Trotzkopf

Der Trotzkopf

Titel: Der Trotzkopf
Autoren: Emmy von Rhoden
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Doktor Althoff, mein Doktor Althoff vor mir. Ich hatte ihn nicht gehört, als er anklopfte und die Thür öffnete. Du kannst mein Schreck denken! Ich spring’ von mein Reisekoffer und halt’ das Tuch vor mein weinend Gesicht, ich schämte mir so. 
    »Leise zog er es fort und fragte mich mit seiner schöner, tiefer Organ: ›Warum weinen Sie, Miß Nellie? Thut Sie es weh, aus dem Institut zu scheiden, möchten Sie hier bleiben!‹ 
    »Ich sagte gar nix, weil ich nicht konnte vor lautes Schluchzen. 
    »›Sehen Sie mich an, Miß Nellie,‹ bat er, ›ich möchte gern in Ihr Auge sehen bei das, was ich Sie fragen will.‹ 
    »Ich versuchte ihn anzublicken, aber ich mußt’ mein Auge niederschlagen, er hatte ein so sonderlicher Blick, niemals hat er mir so angesehen. O, ich ward so angst und es lief mich ganz heiß über mein Gesicht. Er griff mein’ Hand und hielt sie fest und dann – ich weiß nicht, wie es kam – mit einem Male hatte er mir in seinen Arm genommen und fragte: ›Haben Sie mich lieb, Nellie?‹ 
    »Ilse, kannst Du Dich denken, was ich empfand bei diese Frage? Es war, als ob der Himmel plötzlich offen war und alle Seligkeit auf mein Haupt schüttelte. Im Wachen und im Träumen immer hör’ ich dieser Wort in mein Ohr und zuweilen denk’ ich, es ist alles nicht wahr! Doch höre weiter. Du bist mein best’ Freundin und nichts soll dir verborgen sein. 
    »›Hast Du mich lieb?‹ fragte er noch einmal, ›willst Du mein kleines Frau sein?‹ 
    »›O ja – herzlich gern,‹ sagte ich und ich weiß nicht, ob es sehr geschickt (schicklich) vor mich war, daß ich so schnell und ohne Besinnen mein Jawort gab, aber ich konnte nicht anders, ich hatte ja mein Alfred schon lange still in mein tiefster Herz geliebt. 
    »Und nun küßte er mir auf die Stirn und nannte mir seine Braut. Mein Seligkeit war ohne Grenzen, ich war nicht mehr verlassen, hatte mit ein Mal ein wonnige Heimat gefunden. 
    »Als wir uns verlobt hatten, gingen wir sogleich zu Fräulein Raimar und Alfred stellte mir als seine Braut vor. O, Ilse! Du hättest die erstaunte Gesichter sehen müssen! Es war zu spassig! Fräulein Raimar weniger, sie weiß immer so gut ihr Gesicht in die gleiche Falte zu legen, man weiß nicht, ob sie Freude oder Trauer hat. Aber ich glaube, diesmal hatte sie Freude, denn sie nahm mich in ihr Arm und küßte mir. Zu Alfred sagte sie: ›Wie ist das so schnell gekommen, Herr Doktor? Ich habe niemals von Ihr Neigung gemerkt.‹ 
    »›Ich bin selbst erst klar geworden, als ich Nellie verlieren sollte,‹ sagte Alfred und bat Fräulein Raimar, die Gouvernante abzubestellen und mir unter ihr mütterlicher Schutz zu behalten, bis wir heiraten. Sie hat es versprochen. So blieb ich hier und packte meine ganze Siebensachen wieder aus. 
    »Miß Lead glückwünschte mir auch, aber wenn sie auch meiner Landsmann ist, war sie doch kalt wie ein Frosch. Ich glaube, sie hat viel Neid. Aber ich mache mir nix davon und strahle voll Wonne. Fräulein Güssow freut sich furchtbar über mein Glück, ich habe sie so lieb als eine Schwester und bitte jetzt alle Tag der liebe Gott, daß er sie von ihr schwer’ Beruf ablöse, sie ist zu gut für ein streng’ Lehrerin. 
    »Unsre Freundinnen waren reizend nett! das heißt nicht alle, denn Melanie und Grete sind schnell abgereist, weil ihr Mutter krank war, sie wissen noch nichts. Orla beschenkte mir gleich mit ein kostbar Armband zum Andenken und zur Freude über unsre Verlobung. Das klein’ Lachtaube konnte vor Lachen kein Wort sagen. Rosi sprach ›artige‹ Worte wie immer, und Flora? Sie machte ein lang Gesicht und sah Alfred mit ein schwärmerischer Blick an, dann drückte sie uns stumm die Hände. Gestern hat sie mir mit ein lang ›Elegie an ein Braut‹ beglückt, sie ist sehr schön wie alle Gedichte von Flora. 
    »Heute früh ist mein Alfred abgereist zu sein Mutter, das war ein sehr schwer’ Abschied! Wir fühlten uns gegenseitig ein wenig schwanken, doch ließe wir die Kopfe nicht fallen. Ich schluckte die Thränen tapfer hinter, Fräulein Raimar sollte mir nicht schwächlich sehen. Alfred kommt ja auch bald zurück, nur acht Tage ist er fort. 
    »Nun leb’ wohl, dear Ilschen. Ich habe Dir ein langer, langer Brief geschrieben, nun antworte mich gleich, bitte, bitte! Ich freu’ mir furchtbar auf Dein Brief, Du kommst doch zu mein Hochzeit? Neujahr werden wir getraut. Tausend Küsse, mein Herzkind, und grüße Deine lieber Eltern und das klein Babi
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