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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd
Autoren: Unbekannter Autor
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behielt in Krisensituationen immer einen klaren Kopf, hieß es. Er wusste immer klugen Rat und ging Probleme ruhig und nüchtern an. Aber nicht an diesem Tag.
    »Was für Nachrichten?«
    Die Tür wurde so eilig aufgerissen, dass sie in ihren Angeln quietschte. Dort stand Leif Molnar, Kapitän der florierenden Cuttifer'schen Handelsflotte. Sorgenvoll hatten seine riesigen Hände seine Seemannskappe zu einer unförmigen Masse verwandelt.
    »Warwick und Clarence sind im Westen gelandet, Master. Jasper Tudor ist in ihrer Begleitung. Das Volk unterstützt sie. Und auch einige Lords, eigentlich ziemlich viele.«
    Mathew Cuttifers Gesicht war kreidebleich geworden. Er winkte den Mann herein und deutete auf einen Stuhl mit hoher Rückenlehne, der vor seinem Arbeitstisch stand.
    »So ist es also geschehen. Weiß es der König?«
    Leif zuckte mit seinen mächtigen Schultern. »Es heißt, er sei noch immer im Norden, vielleicht in York. In Kent haben sie sich schon erhoben. Die Nachrichten reisen schneller als die Menschen.«
    Mathew bekreuzigte sich. »Gott möge uns beschützen.«
    Kent war eine schwierige Region, egal, welcher König auf dem Thron saß. Die Leute dort drehten ihr Mäntelchen immer nach dem Wind. Nur aufgrund eines Gerüchts hatten sie schon einmal London geplündert.
    »Wir müssen hier eine Verteidigung aufbauen. Diejenigen, die dem König nicht wohlgesinnt sind, werden glauben, sie hätten einen Freibrief, die Stadt zu plündern.« Mathew schlug seine altmodische Houpelande um seine Beine und humpelte eilig aus dem Zimmer. Der plötzliche Energieschub hatte seine Glieder vom Schmerz befreit - die Heilkraft der Angst. »Folgt mir, Leif. Es gibt viel zu tun.« Leif stand wie angewurzelt in dem niedrigen Raum. »Master?«
    »Was noch?«, rief Mathew über seine Schulter.
    »Die Lady de Bohun?«
    Mathew verlangsamte seine Schritte und erlaubte, dass Leif ihn einholte. »Sie ist am sichersten, wenn sie nichts damit zu tun hat. Am besten bleibt sie, wo sie ist.«
    »Aber ihre Verbindungen könnten von Nutzen sein - für den König und seine Sache.« Leif Molnar sagte nicht »und für Euch, Master«, aber das meinte er.
    Mathew drehte sich so abrupt um, dass der Däne mit ihm zusammenprallte und ihm schwer auf die gichtigen Zehen trat. Ein heftiger Schmerz nahm dem Kaufmann den Atem, sein Gesicht verzerrte sich und gab den Blick auf den zahnlosen Kiefer frei.
    »Verbindungen? Was meint Ihr?«, zischte Mathew. Seine Augen tränten, auch wenn er versuchte, den Schmerz zu ignorieren.
    Leif wand sich verlegen. Nur auf Deck seines Schiffes bewegte er sich gewandt und würdevoll. Und im Kampf. »Die Schwester des Königs, die Gräfin von Burgund. Sie ist doch mit Lady Anne befreundet, weil die Frauen beide Zuneigung für den ...« Leif schluckte, als Mathew ihn böse anstarrte. »Es ist allgemein bekannt, Master, dass Lady Anne und der König eine ... Verbindung haben.«
    Mathew schnaubte. »Allgemein bekannt! Klatsch und Tratsch meint Ihr. Ihr enttäuscht mich, Leif.«
    Er eilte davon und ließ den Kapitän stehen, der beunruhigt seinem Herrn folgte.
    Doch spät in der Nacht, nach einem längeren Gespräch mit seiner Frau, Lady Margaret, deren Meinung Mathew Cuttifer hoch achtete, sowie nach langen ratsuchenden Gebeten, fasste Mathew einen Entschluss, der alle gleichermaßen überraschte wie ängstigte. Er wollte Leif Molnar nach Brügge entsenden.
    Der Däne sollte die Handelsgeschäfte des Hauses Cuttifer in Brügge überwachen und sichern und ihm Bericht erstatten. Mathew zweifelte weder an den Fähigkeiten seines dortigen Verwalters Maxim noch an denen von Mijnheer Boter, der das Kontor führte. Aber wenn Krieg drohte, würde über kurz oder lang das Chaos ausbrechen, und als umsichtiger Mann musste er schützen, was Gott ihm so gnädig geschenkt hatte.
    Leif sollte auch Anne de Bohun aufsuchen. Mathews Mündel hatte tatsächlich beste Beziehungen zum burgundischen Hof. Er wollte sie bitten, herauszufinden, was Karl, der Herzog von Burgund, in dem kommenden Krieg zu tun beabsichtigte. Informationen dieser Art würden für die Zukunft Londons und Englands von größter Wichtigkeit sein. Und auch für die Sache des Hauses York.
    Mathew Cuttifer setzte alles aufeine Karte. Die Heilige Jungfrau mochte ihnen beistehen. Eine Situation wie diese hatte er mit Anne de Bohun und ihren schrecklich guten »Verbindungen« früher schon erlebt. Einmal hätten ihre Beziehungen zum englischen Hof, ja, zum englischen König
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