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Der Tribun

Der Tribun

Titel: Der Tribun
Autoren: Iris Kammerer
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Bürgerrecht des Gaius Cornelius Cinna, Sohn des Gnaeus und so weiter, wieder her, wobei seine Ansprüche auf das väterliche Erbe als verfallen gelten, da die Familie erloschen, das Erbe an den Princeps Caesar und so weiter gefallen ist, er weder dem patrizischen Adel noch dem Senatorenstand angehört und es ihm vorläufig untersagt ist, die Heimat zu betreten.« Er wandte sich seinem Sekretär zu. »Erstelle mir die Urkunden dazu und lass alles so schnell wie möglich eintragen. Außerdem brauche ich einen Überstellungsbefehl für die beiden Mädchen – als Geiseln. Du kennst den vorgeschriebenen Wortlaut. Und bereite die Ernennung zum Praefecten vor. Das sollte genügen.«
    Langsam trat er neben Sunja, die zusammenfuhr, als seine große Hand ihre Wange streichelte, wandte sich dann zu Cinna. »Ich habe dir dein Leben geschenkt, Gaius Cornelius, damit du dich mit bedingungsloser Treue dem Ziel widmest, das wir in den nächsten Jahren verfolgen werden: Rache an Arminius und seinen Mitverschwörern. Rache für Eidbruch, Meuterei und Verrat. Rache für die Vernichtung dreier Legionen. Rache für den Tod meines ehemaligen Mitconsuls Publius Quinctilius Varus – und wenn wir dafür alles Land bis zum Albis verwüsten müssen!«
    Tiberius drehte sich um, schritt zu der Tür, durch die er den Raum betreten hatte, während Polygnetus hastig das Schreibzeug zusammensammelte und aufsprang, als sein Herr sich nochmals umdrehte.
    »Eines solltest du nicht vergessen, Gaius Cornelius: Es wird dauern. Aber wir haben Zeit, und wir haben ein Heer, das gut ausgebildet und gut ausgestattet ist, treue, gehorsame Soldaten. Arminius hingegen muss sich mit dem herumschlagen, was schon meinem Bruder und mir, Vinicius, Saturninus und Quinctilius Varus zu schaffen gemacht hat: Stammesadel, in dem jeder sein eigener kleiner Caesar sein will, getrieben von Neid und Zwietracht. Noch kann dieser Aufrührer sein aus abtrünnigen Hilfstruppen zusammengeschmiedetes Heer allein führen. Doch du siehst ja selbst, wie das, was er vereint zu haben glaubt, um sich zu ihrem Herrn aufzuschwingen, zerbröckelt. Eines Tages wird ihn einer von denen, die seine Herrschaft nicht ertragen, beseitigen. Wir brauchen nur zu warten, bis wir uns die Adler zurückholen und die Gebeine unserer Männer ehrenvoll bestatten können.«
    Ebenso grußlos, wie er ihn betreten hatte, verließ er den Raum. Cinna atmete tief durch. Er war der Erfüllung seines Versprechens, die Totengeister des Trebius zu ehren, keinen Fingerbreit näher gekommen, hatte die Empfehlungen des Segestes nicht ausgerichtet, nicht alles erreicht, was er wollte, längst nicht das, was er sich erhofft hatte, doch es war ein Anfang. Alles andere würde sich ergeben. Er hatte Sunja, zog sie an sich und umarmte sie.
    »Er ist so kalt, dass ich friere, wenn er in meine Nähe kommt«, flüsterte sie.
    »Dann werde ich ihn nicht mehr in deine Nähe lassen«, erwiderte er und küsste ihre Schläfe. »Ich sollte dich jetzt zu Saldir bringen.«
    »Und zu dieser alten Hexe, die uns bewacht hat.«
    »Das hat bald ein Ende. Ich bin hierher verbannt, ich habe keinen Namen mehr – nichts! Eine Strafe für etwas, das nicht ich, sondern meine Väter begangen haben. Und es scheint, als hätte diese Flut nur uns beide zurückgelassen.«
    Sunja hauchte einen Kuss auf seine Lippen, bevor sie das Gesicht in seine Halsbeuge schmiegte. Selbst als zwei Gefreite eintraten und mitteilten, sie würden sie zu einem vorläufigen Quartier begleiten, rührte sie sich nicht. Bis er sich mit ihr in Bewegung setzte, sorgsam darauf achtend, dass der Mantel nicht herunterrutschte.
    Auf halbem Weg zur Tür drückte sie eine Hand auf seine Brust, so dass er stehen blieb, deutete dann auf den gemalten Garten, die blühenden Hecken, die Bäume, deren feines Rauschen er glaubte hören zu können, die Vögel in den Zweigen, die anzuschlagen schienen.
    »Versprichst du mir, dass ich einen solchen Garten haben werde? Nicht nur ein Gemüsebeet mit ein paar Kräutern – ich möchte Rosen haben. Und Veilchen. Wo auch immer. Obwohl …« Ein schelmischer Zug grub sich in ihre Mundwinkel. »Ein Gemälde ist leichter zu pflegen.«
    »Wo auch immer«, murmelte er und schob sie sanft hinaus.

NACHWORT
    Die überlieferten Ereignisse um die Varusschlacht bilden seit Jahrhunderten die Versatzstücke einer nationalen Legende, welche bald als Sinnbild reformatorischer Auflehnung gegen die Kirchenoberen in Rom, bald als Symbol des Widerstands gegen
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