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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist
Autoren: Deon Meyer
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für innere Sicherheit.
    »Setzen Sie sich, Captain«, sagte de Wit und deutete auf den blaugrauen Stuhl. Er setzte sich ebenfalls. Sofort begann er
     freundlich zu lächeln.
    Dann richtete er die dicke Personalakte vor sich aus und schlug sie auf. »Was haben Sie gesagt? Man nennt Sie Max?«
    »Mat.«
    »Mat?«
    »Das sind meine Initialen, Colonel. Ich wurde Marcus Andreas Tobias getauft. M. A. T. So hat mein Vater mich genannt.« Jouberts
     Stimme klang sanft, geduldig.
    |28| »Ihr Vater war auch Polizist, wie ich sehe.«
    »Ja, Colonel.«
    »Aber nur in Uniform?«
    »Ja, Colonel.«
    »Aha.«
    Ein unbequemes Schweigen folgte. Dann griff de Wit nach der Personalakte.
    »Ich mache aus meinem Herzen keine Mördergrube, Captain. Nicht, was meine politischen Ansichten angeht, und auch nicht bei
     der Arbeit. Also werde ich schmerzhaft ehrlich mit Ihnen sein. Es läuft nicht gut. Seit dem Tod Ihrer Frau.«
    Das Lächeln in de Wits Gesicht paßte nicht zur Ernsthaftigkeit seiner Stimme. Das verwirrte Mat Joubert.
    »Auch sie war Polizistin, nicht wahr?«
    Joubert nickte. Er fragte sich, was der Mann auf der anderen Seite des Schreibtisches wußte.
    »Sie starb im Dienst?«
    Wieder nickte Joubert, und sein Herz schlug schneller.
    »Eine Tragödie. Aber bei allem Respekt, Captain, seitdem sieht das nicht gut mit Ihnen aus …« Er schaute wieder in die Akte.
     »Eine ernsthafte Verwarnung und zwei Beschwerden von sieben Ihrer Kollegen. Eine deutliche Abnahme gelöster Straftaten …«
    Joubert starrte das Foto von de Wit und dem Minister an. Der Minister war einen halben Meter größer. Beide strahlten breit.
     Es war ein gutes Bild. Man konnte die Warze sehen.
    »Möchten Sie dazu Stellung nehmen, Captain?«
    Das fragende Lächeln auf de Wits Gesicht störte Joubert.
    »Es steht alles in der Akte, Colonel.«
    »Das Disziplinarverfahren.« De Wit überflog den Eintrag vor sich. »Der Fall Wasserman. Sie haben sich geweigert, eine |29| Aussage abzugeben …« Er wartete auf Jouberts Reaktion. Das Schweigen zog sich hin.
    »Es steht alles in der Akte, Colonel. Ich habe keine Aussage gemacht, denn Adjutant Potgieters Aussage war korrekt.«
    »Sie haben sich also unangemessen verhalten.«
    »Laut Definition ja, Colonel.«
    »Und die zwei Beschwerden von insgesamt sieben Kollegen, die erklärten, daß sie nicht wieder Ihrem Einsatzkommando zugeteilt
     werden wollen?«
    »Das kann ich ihnen nicht übelnehmen, Colonel.«
    De Wit lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, ein Herrscher. »Ich mag Ihre Ehrlichkeit, Captain.«
    Joubert war erstaunt, daß der Mann gleichzeitig sprechen und lächeln konnte.
    »Aber ich weiß nicht, ob das reicht, um Sie zu retten. Sehen Sie, Captain, wir befinden uns im neuen Südafrika. Wir müssen
     alle unseren Beitrag leisten. Man kriegt’s hin, oder man läßt es bleiben. Es gibt Leute in benachteiligten Bevölkerungsschichten,
     denen man helfen muß. Das gilt auch für den Polizeidienst. Wir können die Posten nicht aus sentimentalen Gründen besetzt halten.
     Verstehen Sie?«
    Joubert nickte.
    »Und außerdem erwartet man von mir Erfolge. Der Druck ist groß. Nicht nur auf mich – auf die neue Regierung. Alle warten auf
     Fehler. Die Weißen würden liebend gern sehen, daß die schwarze Regierung Fehler macht, damit sie sagen können: Wir haben es
     doch gleich gesagt.« De Wit beugte sich vor. Sein Lächeln wurde noch breiter. »Aber hier wird es keine Fehler geben. Verstehen
     wir einander?«
    »Ja, Colonel.«
    »Man kriegt’s hin, oder man läßt es bleiben.«
    |30| »Ja, Colonel.«
    »Fragen Sie sich selbst, Captain: Bin ich ein Sieger? Dann werden Sie hier stets willkommen sein.«
    »Ja, Colonel.«
    De Wit seufzte tief, lächelte dabei aber weiter. »Ihre erste ärztliche Untersuchung findet heute nachmittag um 14.00 Uhr statt.
     Und noch etwas: Die Polizei hat zwei Psychologen unter Vertrag genommen, die unseren Mitarbeitern behilflich sein können.
     Ich habe Sie empfohlen. Man wird sich bei Ihnen melden. Vielleicht schon morgen. Einen schönen Tag noch, Captain.«

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    Die Premier Bank war vor fünfundsiebzig Jahren als Baugenossenschaft gegründet worden, aber ein solches Finanzinstitut war
     aus der Mode gekommen. Also hatte man den Geschäftsbereich erweitert. Nun konnten die Kunden neben Baufinanzierungen auch
     noch in Dispositionskrediten, Kleinkrediten und allen anderen denkbaren Möglichkeiten ersaufen, mit denen man aus Menschen
     Zinsen herausquetschte.
    Für den
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