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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist
Autoren: Deon Meyer
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Durchschnittskunden gab es das Rubin-Konto mit einem Scheckbuch in Grau und einem blassen Malventon sowie dem Aufdruck
     des roten Edelsteins. Wer über ein höheres Einkommen und größere Schulden verfügte, qualifizierte sich für das Smaragd-Konto
     – mit einem grünen Edelstein. Vor allem aber wollte Premier, daß alle Kunden versuchten, ein Diamant-Konto zu erlangen.
    Susan Ploos van Amstel sah den attraktiven Mann mit der Goldbrille, dem blonden Haar, der gebräunten Haut und dem stahlgrauen
     Anzug auf ihr Kassenhäuschen zukommen und wußte gleich, daß es sich um einen Diamant-Kunden handelte.
    Susan war dick, vierunddreißig Jahre alt und hatte drei Kinder, die ihre Nachmittage in der Kinderbetreuung verbrachten, und
     einen Mann, der seine Abende in der Garage damit verbrachte, an seinem 1962er Anglia herumzuschrauben. Als der blonde Mann
     lächelte, fühlte sie sich jung. Seine Zähne |32| strahlten in makellosem Weiß. Sein Gesicht war schmal, aber kräftig. Er sah aus wie ein Filmstar.
    »Schönen guten Tag, Sir. Was kann ich für Sie tun?« Susan lächelte ihn freundlich an.
    »Hi«, sagte er, und seine Stimme war tief und voll. »Ich habe mir sagen lassen, daß es in dieser Zweigstelle die hübschesten
     Kassiererinnen am ganzen Kap gibt. Und das stimmt ganz offensichtlich.«
    Susan errötete und sah zu Boden. Sie genoß den Augenblick.
    »Süße, könnten Sie mir einen großen Gefallen tun?«
    Susan schaute wieder auf. Er würde ihr doch kein unmoralisches Angebot machen? »Aber sicher, Sir. Was Sie wollen.«
    »Oh, das ist gefährlich, Süße«, sagte er, und in seiner Stimme schwang Zweideutigkeit mit. Susan kicherte und errötete noch
     tiefer.
    »Aber wir müssen auf ein andermal warten. Können Sie jetzt bitte eine dieser großen alten Banktaschen nehmen und mit Scheinen
     füllen – Fünfziger und größer? Ich habe hier unter meiner Jacke eine große alte Knarre …«
    Er öffnete sein Jackett ein wenig. Susan erkannte den Griff einer Waffe.
    »… und ich will sie nicht benutzen müssen. Aber Sie scheinen ein hübsches, kluges Mädchen zu sein. Wenn Sie mir schnell helfen,
     bin ich weg, bevor etwas Schlimmes passieren kann.« Seine Stimme blieb ruhig, der Tonfall gelassen.
    Susan wartete auf das Lächeln, mit dem er anzeigen würde, daß er scherzte, doch er lächelte nicht.
    »Sie meinen es ernst.«
    »Sicher, Süße.«
    »Großer Gott.«
    |33| »Nein, Süße, schöne große Scheine.«
    Susans Hände begannen zu zittern. Sie erinnerte sich an ihre Ausbildung.
Der Alarmknopf befindet sich auf dem Boden. Drück ihn!
Ihre Beine waren aus Götterspeise. Mechanisch griff sie nach einem Leinenbeutel. Sie öffnete die Schublade mit dem Geld und
     begann Scheine einzupacken.
Drück ihn!
    »Ihr Parfüm riecht gut. Wie heißt es?« fragte er mit seiner wunderbaren Stimme.
    »Royal Secret«, sagte sie und errötete trotz der gegebenen Umstände. Sie hatte keine Fünfziger mehr. Sie gab ihm die Tasche.
Drück auf den Knopf!
    »Sie sind großartig. Vielen Dank! Sagen Sie Ihrem Mann, er soll auf Sie aufpassen. Sonst brennt vielleicht noch jemand mit
     Ihnen durch.«
    Er schenkte ihr ein breites Lächeln, nahm die Tasche und ging. Als er durch die Glastür hinausmarschierte, drückte Susan Ploos
     van Amstel mit dem Zeh auf den Alarmknopf.
     
    »Es könnte eine Perücke sein, aber wir werden ein Phantombild erstellen lassen«, erklärte Mat den drei Reportern. Er bearbeitete
     den Premier-Überfall, weil er ohnehin am Oberen Kap im Einsatz war, wo ein Obdachloser einen Freund mit Hilfe reinsten Fusels
     in Brand gesteckt hatte, in Brackenfell, wo in einem Fischladen bei einem Überfall eine Schießerei stattgefunden hatte, und
     in Mitchells Plain, wo ein dreizehnjähriges Mädchen von vierzehn Mitgliedern einer Gang vergewaltigt worden war.
    »Nur 7000 Rand. Das muß ein Amateur sein«, sagte die Reporterin vom
The Cape Argus
und lutschte an ihrem Kugelschreiber. Joubert sagte nichts, sondern schaute durch die |34| Glastür zum Büro des Zweigstellenleiters, hinter der Susan Ploos van Amstel ihre Geschichte weiteren Kunden erzählte.
    »Der ›Süße‹-Bankräuber. Könnte eine nette Geschichte werden. Glauben Sie, er versucht es wieder, Captain?« fragte der Mann
     vom
Burger
. Joubert zuckte mit den Achseln.
    Es gab keine weiteren Fragen. Die Reporter entschuldigten sich, Joubert sagte ihnen auf Wiedersehen und setzte sich. Die Phantombildzeichner
     waren schon unterwegs.
     
    Er fuhr den
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