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Der Traum des Teufels

Der Traum des Teufels

Titel: Der Traum des Teufels
Autoren: Carol Grayson
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einen eisigen Hauch, der wie ein Windstoß durch die großzügige Villa  zog, aber mehr nicht. Die zweiflügelige, weiß lackierte Tür aus den zwanziger Jahren zum großen Salon stand halb offen. Plötzlich wurde die offenstehende Hälfte wie von einer Böe, die quer durchs Zimmer fuhr, zugeschlagen. Stuart schreckte aus dem Sessel hoch, Jason ebenfalls. Sie blickten sich suchend um, doch da war nichts. Kein Fenster stand offen. Nur das Gemurmel des Flatscreen-Fernsehers. Dann verstummte auch dieses, der Bildschirm wurde schwarz, als hätte jemand die Fernbedienung gedrückt. Langsam wurde es Jason unheimlich. Das Licht aus den kelchförmigen Lüstern der Deckenlampe verdunkelte sich. 
    "Sag mal, spukt es hier seit neuestem?", versuchte er die Situation scherzhaft zu überspielen. Stuarts Miene blieb ernst. Der junge Vampirfürst konnte deutlich spüren, dass sich etwas Großes, Dunkles manifestierte, das erst später für Jason sichtbar wurde, in der Gestalt des großen Hohepriesters von Atlantis. Als der Fremde mit den langen schwarzen Haaren und den fast durchscheinenden Augen in seiner ungewohnten Robe urplötzlich im Raum stand, schrak Jason zurück. 
    "Himmel, was ist das?", rief er aus und blickte Stuart an. Dieser fixierte den merkwürdigen Gast wie eine Schlange das Kaninchen. Sein ganzer schmaler Körper war gespannt wie der eines Raubtiers. Er würde Jason beschützen, wenn es sein musste. Doch der Fremde war scheinbar nicht auf einen Kampf aus. Er betrachtete die beiden jungen Männer wie ein zivilisierter Forscher ein paar Eingeborene. Trotzdem schien er nervös zu sein. Das Buch war hier. Genau hier. In diesem Haus. Seine Ahnung hatte ihn nicht getäuscht. Aus diesem Grunde hatte er den anderen Atlanter hinaus gelockt. Zufrieden lächelte Chyriel, was ihn noch grausamer aussehen ließ.  
    "Wo ist es?", fragte seine sonore Stimme, die einen echoartigen Hall in den Köpfen hinterließ. Die Gefragten blickten ihn verständnislos an.
    "Wo ist was und wer sind Sie überhaupt?", fragte jetzt Jason. Chyriel wurde ungehalten. "Mein Name tut nichts zur Sache, fragt Euren Freund. Ich will wissen, wo das Buch ist."
    "Welches Buch, verdammt nochmal?", knurrte Stuart. Jason sah ihn verdutzt an. Diese Entschlossenheit passte so gar nicht zu seiner jungenhaften Statur.
    Chyriel beschrieb in kurzen Worten das Gesuchte und bemerkte das Flackern in Stuarts dunkelgrünen Augen sehr wohl. Das seltsame Buch war  die ganze Zeit über in seinem Rucksack und er hatte es total vergessen!
    Das Lächeln  des Vampirpriesters vertiefte sich. "Du hast es gesehen", stellte er zufrieden fest. Stuart sah ein, dass es keinen Sinn machte zu leugnen. Er wusste auch nicht, wozu dieser Eindringling fähig war. Also nickte er stumm. Chyriel hob fragend die Brauen und machte einen Schritt auf ihn zu. Er war nicht gewillt, sich hinhalten zu lassen. Außerdem wurde die Zeit knapp, der Sonnenaufgang rückte spürbar vor.  
    "Es ist oben, in meinem Zimmer", erwiderte Stuart knapp und gleichzeitig zornig über sich selbst. Er spürte Jasons Blick erneut auf sich ruhen, der sich wohl fragen mochte, worum es hier ging und was er damit zu tun hatte. Aber das würde er später mit ihm klären. 
    "Ihr beide geht vor", befahl der Priester und wies den Weg zur Tür, die mit einem Schlag wieder aufsprang. Jason und Stuart spürten, dass eine dunkle Magie von diesem Mann ausging, die über die normalen Fähigkeiten eines Vampirs hinausgingen. Sie gehorchten dem Befehl und gingen langsam die vielen Stufen zum ersten Stock hinauf. Jason erschien es, als würden sie für jede davon Minuten brauchen. Hoffentlich würde Stuart keine Dummheiten machen. Im Gegensatz zu dem jungen Fürsten wusste er, was es mit der Bibel Azraels auf sich hatte, auch wenn er keine Ahnung von deren Nutzung besaß. Leander erwähnte im Laufe der Zeit nur kurz seine Wiedererweckung, für die Laetitias Tochter sich geopfert hatte.  Schlimm genug, dass eine andere Seele dafür gehen muss,  dachte er unwillkürlich.   
    Chyriel schien diesen Gedanken aufgefangen zu haben. "Erstaunlich, dass ein Mensch weiß, worum es sich handelt. Schön wäre natürlich ein freiwilliges Opfer, aber ein unfreiwilliges tut auch seinen Zweck", bemerkte er trocken in ihrem Rücken. Sie erreichten das erste Stockwerk und gingen zu Stuarts Zimmer, das schräg gegenüber von Jasons lag.
    Stuart und Jason schauten sich auf dem Flur kurz an. Sollte der Eindringling das Buch doch mitnehmen.
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