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Der Totenschmuck

Titel: Der Totenschmuck
Autoren: Sarah Stewart Taylor
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ihr geholfen, die Bücher aufzusammeln, sie in die Kiste gelegt und diese auf den Rücksitz des Golfs gestellt.
    »Kann ich Sie irgendwohin mitnehmen?«, hatte sie gefragt, nachdem sie sich für seine Hilfe bedankt hatte.
    »Ich habe es nicht weit«, hatte er entgegnet. »Ich kann laufen.«
    »Nein, steigen Sie ein. Es sieht ganz so aus, als würde es gleich regnen.«
    Höflich und ohne Widerspruch hatte er das Angebot angenommen und war auf den Beifahrersitz geschlüpft. Er hatte das chaotische Innere ihres Autos gemustert, als befände er sich in einer bedeutenden Museumsausstellung.
    »Sagen Sie mir nicht, ich hätte ein sehr schönes Auto«, hatte sie ihn gewarnt.
    »Ich bin tatsächlich etwas ordnungsfanatisch. Aber ich respektiere es, wenn andere unordentlich sind. Vielleicht heißt das ja, Sie sind kreativ oder so was.« Er hatte gegrinst, und sie erinnerte sich, wie perplex sie gewesen war, dass er so natürlich mit ihr umging.
    Sie hatten sein Apartment fast erreicht - in der Harvard Street, wie er sie informiert hatte -, als Sweeney einfiel, dass sie eigentlich noch eine zweite Kiste mit Büchern aus ihrem Büro hatte holen und mitnehmen wollen. Dadurch, dass sie
hingefallen und auf Brad getroffen war, hatte sie ganz vergessen, dass ihre Bürotür noch offen war und die Bücher noch auf der Erde standen.
    »Mist.« Sie hatte mit der Faust auf das Lenkrad geschlagen.
    »Was?« Sweeney hatte ihn irritiert.
    »Ich muss noch mal zurück. Ich habe meine Bürotür offen gelassen und überhaupt nicht mehr daran gedacht. Aber das ist nicht schlimm. Ich lasse Sie erst mal raus und kehre dann wieder um.«
    »Aber wenn Sie mich nach Hause bringen, müssen Sie den ganzen Weg wieder zurückfahren. Wenn Sie hier rechts abbiegen, kommen Sie direkt zum Museum, und ich helfe Ihnen, die Kiste rauszutragen«, hatte er vorgeschlagen.
    »Wirklich? Haben Sie es nicht eilig?«
    »Nein.«
    Als sie erneut auf dem Parkplatz gehalten hatten, war der erste Regenguss niedergegangen. Sie waren fluchend vom Auto zur Hintertür des Instituts gerannt und hatten im Treppenhaus, das zu den oberen Stockwerken führte, Atem geholt.
    »Es tut mir leid«, entschuldigte sich Sweeney. »Jetzt sind wir auch noch völlig durchnässt.«
    Oben war niemand mehr da, und die Tür zu ihrem Büro stand noch offen. Sie hatte einen Blick nach draußen geworfen, wo der Regen wie eine Wand heruntergekommen und unerbittlich auf den Gehweg geprasselt war.
    »Ich denke, wir sollten kurz warten, um zu sehen, ob es nachlässt. Ich will nicht, dass diese Bücher auch noch ruiniert werden. Ich bin wirklich pitschnass. Und Sie auch.«
    Er war im Flur stehen geblieben, wo sich um seine Füße eine Pfütze gebildet hatte.
    »Möchten Sie einen Kaffee? Ich habe einen Wasserkocher und eine Bistrokanne in meinem Aktenschrank, Anzeichen für eine wahre Sucht.«

    »Ich dachte, Professoren sind dafür berüchtigt, dass sie Flaschen mit Bourbon in ihren Schränken aufbewahren.«
    »Na ja, so eine habe ich auch, aber ich denke, dass die Verwaltung mich kritisch beäugt, wenn ich Ihnen davon anbiete.«
    Sie hatte Kaffee gekocht, und sie hatten sich in ihrem Büro auf die Erde gesetzt, damit die Stühle nicht fleckig wurden, und sich über das Seminar unterhalten.
    »Sie haben wirklich gute Arbeit geleistet mit diesen Stickmustertüchern«, hatte sie ihn gelobt. Brads erster Aufsatz für das Seminar hatte von Trauer-Stickmustertüchern gehandelt, und er hatte ein paar interessante Schlüsse daraus gezogen, wie das Sticken eines solchen Tuches den Mädchen - denn es waren Mädchen gewesen, die diese kleinen Gegenstände für die Trauer gestickt und mit einer Inschrift, dem Namen und den Lebensdaten des Verstorbenen versehen hatten - geholfen hatte, den Tod ihrer Liebsten zu überwinden, zu einer Zeit, in der ihre eigenen Chancen, bei der Geburt ihrer Kinder zu sterben, relativ hoch gewesen waren.
    »Danke«, hatte er verlegen erwidert.
    »Wie läuft’s mit der Arbeit über Trauerschmuck?« Er hatte sich für den Abschlussaufsatz mit Trauerschmuck im Bürgerkrieg beschäftigt, und Sweeney hatte sich schon auf die Lektüre gefreut.
    »Ganz gut. Es gibt da ein paar Dinge, die ich noch herausfinden will, aber …« Er hatte innegehalten, als ob er überlegte, ob er ihr davon erzählen sollte oder nicht.
    »Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie etwas klären möchten, bevor Sie zu schreiben anfangen.«
    »Ja, gerne. Danke.« Er hatte die Wände betrachtet - ihr Büro war so klein, dass
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