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Der Tote im Kofferraum

Der Tote im Kofferraum

Titel: Der Tote im Kofferraum
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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Warwick-Smith in meinem Auto? Aber das ist doch unmöglich! Das ist — verrückt!«
    Der Sergeant nickte wieder. »Ja, so sieht es aus — verrückt. Dabei muß ich Sie noch etwas fragen, Miss Hunt. Sind Sie einmal unterwegs ausgestiegen? Ich meine, manchmal muß man doch einmal...« Er schwieg verlegen.
    Delia sagte schnell: »Nur einmal.«
    Dann witterte sie die Gefahr. Aber natürlich mußte sie die Wahrheit sagen und nichts als die Wahrheit. Sie hatte schon oft genug von diesem berühmten Eid gelesen. Die Wahrheit wollte sie gewiß sagen, aber die ganze?
    Sie sagte also vorsichtig: »Ja, einmal. Ich hatte mich verfahren, wie ich bereits sagte, und da traf ich einen Mann am Wegrand mit einem...« Sie zögerte einen Moment, dann fuhr sie ruhig fort: »Einen Mann mit einem Spaniel. Er heißt Keith Wallace und hat in der Nähe des Sees sein Zelt stehen.«
    Der Sergeant nickte. »Ja, wir kennen Mr. Wallace gut. Seine Farm ist in Greenvale.«
    »Er sagte mir, daß ich falsch gefahren wäre, und lud mich zu einer Tasse Tee ein.«
    Das mußte sich in dieser Kurzform eigenartig anhören, und so berichtete sie schnell weiter. »Mein Auto stand ganz dicht an seinem Zelt, er kochte Tee, und wir sprachen über die Gegend hier und über die Warwick-Smith. Dann begleitete er mich wieder zu meinem Auto und gab mir Räucherfisch für Mrs. Warwick-Smith mit.«
    Dieser verflixte Fisch. Sie hatte sich so darauf gefreut, und jetzt würde sie nicht einen Bissen davon essen. Dann schauderte sie wieder zusammen und jammerte um ihren geliebten Shakespeare. »Oh, mein schönes Buch. Ich hänge so an ihm. Es enthält Fotos von berühmten Schauspielern in Shakespeare-Rollen. O Gott!« Dann fing sie sich wieder, damit der Sergeant sie nicht vollends für hysterisch hielt, und erzählte ihm beschämt, wie liederlich sie gepackt hätte.
    »Es tut mir leid, Sie hatten viel Pech, Miss Hunt«, sagte Sergeant Cave freundlich, und Delia, die das als Untertreibung empfand, hätte am liebsten gelacht.
    Ich bin hysterisch, dachte sie. Dabei habe ich selbst immer hysterische Frauen verachtet. Plötzlich wünschte sie sich weit weg von all der Aufregung, und sie fragte mit zitternder Stimme: »Sergeant, muß ich mitfahren? Ich möchte wieder nach Hause. Am liebsten möchte ich diesen Ort nie wiedersehen.«
    Er schüttelte den Kopf, und sie bemerkte, daß sich unter seiner Höflichkeit ein eiserner Wille verbarg. Er würde sie bestimmt nicht heimfahren lassen. Dennoch sprach er beruhigend auf sie ein. »Natürlich fühlen Sie sich schlecht. Aber glauben Sie nicht, daß Mrs. Warwick-Smith jemanden braucht? Sie ist eine zarte Frau, sehr oft krank. Es wird ein furchtbarer Schock für sie sein. Ich verstehe, daß Sie unter diesen Umständen die Stellung nicht antreten und wieder nach Hause fahren möchten. Aber meinen Sie nicht, daß Sie sich später Vorwürfe machen werden, daß Sie es — nicht durchgestanden haben? Würde der Doktor das nicht von Ihnen erwarten?«
    Delia saß ganz still auf ihrem Stuhl, und langsam wich die Panik aus ihrem Gesicht. Dann richtete sie sich auf und sagte ruhig: »Nein, ich werde nicht weglaufen. Ich muß auf jeden Fall mit Ihnen hinfahren, und dann sehen wir weiter. Wenn Mrs. Warwick-Smith es möchte, bleibe ich bei ihr.«
    Er lächelte väterlich und sagte in undienstlichem Ton: »Gutes Mädchen.«
    Dann setzte er unvermittelt das Verhör fort. »Und Sie haben nicht die geringste Ahnung, wie der Tote in Ihr Auto hineingekommen ist? Sie haben es für eine kurze Zeit unbeaufsichtigt stehen gelassen, um zu Mr. Wallaces Zelt zu gehen. Nun zu Mr. Wallace. Haben Sie ihn schon jemals vorher getroffen? Vielleicht irgendwo in der Stadt?«
    Trotz seiner liebenswerten Art erkannte Delia seine prüfende Absicht. »Ich habe ihn nie zuvor gesehen. Wir haben uns nur unterhalten, Tee getrunken und sind dann wieder zum Auto zurückgegangen.«
    Das war die Wahrheit, und nichts als die Wahrheit, wenn auch nicht die ganze.
    Der Sergeant erhob sich, ging zur Tür und hielt sie auf. »Wir sollten jetzt aufbrechen. Keine angenehme Aufgabe, eine solche Nachricht zu überbringen, aber es muß sein. Hoffentlich verkraftet es die gute Frau. Mrs. Warwick-Smith ist sehr beliebt.«
    Immer dasselbe, dachte Delia. Grace Warwick-Smith wird in den höchsten Tönen gelobt, über ihren Mann schweigt man. Deshalb fragte sie plötzlich: »Wie war er, Sergeant Cave? Ich meine, war Mr. Warwick-Smith auch so nett?«
    Er antwortete bedächtig, nicht ohne einen
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