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Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)
Autoren: Kari Köster-Lösche
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beängstigenden Politik in der Republik, von den Reedereien seiner Brüder, mit denen es unter der sozialistischen Herrschaft zu Ende ging, und seiner eigenen ungerechten Versetzung.
    »Mit einer solchen persönlichen Vorgeschichte solltest duauch bei der hiesigen Polizei vorsichtig sein«, warnte Hans Christian ihn unvermutet. »Ich halte Bestechlichkeit oder Unterschleif oder Ähnliches in dieser Dienststelle für möglich. Manche Handlungen bleiben uns einfachen Leuten unerklärlich. Kerle, die wir nicht kennen, aber die ganz eindeutig eines Verbrechens überführt werden könnten, werden laufen gelassen. Arme geborene Sylter Hunde, von denen jeder weiß, dass sie harmlos sind, werden eingebuchtet. Wahrscheinlich hat die Wache ein zahlenmäßiges Soll an Erfolgen zu erfüllen. Zwei Täter im Monat oder so ähnlich. Aber anscheinend immer die falschen.«
    Diese Ungereimtheiten wunderten Asmus inzwischen nicht mehr, und er fragte sich, ob auch der angebliche Landstreicher zu dieser Art Aufklärung zu zählen war. »Als ich vor einigen Tagen auf Sylt ankam, wurde ich ganz freundlich in Empfang genommen. Doch als dieser Mart vom Fährhaus erfuhr, dass ich der neue Polizist bin, kannte er plötzlich meinen Namen, und auf einmal war ich der Feind. Ich verstand zuerst nicht, was los war. Aber dann schnitt mich einer seiner Kollegen im Hafen auf die gleiche Art. Jemand muss über mich Gerüchte verbreitet haben.«
    »Die Polizei ist eigentlich selten hier. Wir Munkmarscher sind harmlos, aus uns lässt sich nicht genug Honig saugen.«
    »Aber?«, fragte Asmus mit hochgezogenen Augenbrauen.
    »Ja, in den letzten Tagen ist dieser Oberwachtmeister Jung mehrmals hier im Hafen umhergeschlendert. Er war auch bei Mart und Gustav.«
    »Und das bedeutet?«
    »Ich schätze, der Postmeister Gustav von Westerland und der Hafenmeister Mart müssen Anweisungen erhalten haben. Über Jung von Sinkwitz.«
    »Zu welchem Zweck?«
    Der Werftbesitzer zog die Schultern hoch. »Das weiß ich wirklich nicht, Asmus. Es scheint, dass du angekündigt wurdest und sie dir Sylt madig machen sollen. Kannst du dir darauf einen Reim machen? Oder willst du dich gleich versetzen lassen?«
    »Nein, heutzutage geht das nicht mehr. Jeder, der eine Stelle hat, ist dafür dankbar und seinen Vorgesetzten aufGedeih und Verderb ausgeliefert. Dass ich störe, ist ja eine bemerkenswerte Information. Jedenfalls Grund genug zu bleiben. Vielleicht ist es die Angst vor Konkurrenz.«
    »Wenn es nur das ist … Dieser Jung ist eine zwielichtige Gestalt, hört man. Ich selber hatte mit ihm noch keine Händel.«
    »Ich danke dir für deine Offenheit«, sagte Asmus und erhob sich sorgenvoll von der Bank. Die Notsituation veränderte die Menschen. Es war überall das Gleiche. Und was ihn selber betraf, war er kaum den neuen politischen Kräften in Rostock entflohen, um es womöglich mit noch schwierigeren Umständen zu tun zu bekommen.
    Als er wenig später von der Mole aus angelte, im Versuch, einen Hornhecht zu erwischen, dachte er darüber nach, was der Werftbesitzer ihm zu verstehen gegeben hatte. Die ganze Wahrheit war es nicht, da steckte noch mehr dahinter. Während er seinen ersten Fisch hochzog, beschloss er, äußerst vorsichtig zu sein. Hier liefen Dinge ab, die sich als Falle erweisen konnten. Und dass man ihn in der Sylter Wache nicht haben wollte, war ihm schon klar.
    Da der gesamten Wache nur ein Dienstmotorrad zur Verfügung stand, wurde das neue von Asmus in den Dienst einbezogen. OWM Jung sorgte umgehend dafür, und Asmus konnte kaum nein sagen, bedang sich aber aus, es allein zu fahren.
    Versammelt waren im Hof Jung, Matthiesen und Thamsen, die das Fahrzeug aufrichtig oder mit falschem Lächeln bewunderten. Es ließ Asmus gleichgültig, denn damit hatte er gerechnet. Aber nicht damit, dass plötzlich ganz andere Animositäten zu Tage traten, als Thamsen eine Bemerkung zu Matthiesen in einer Sprache machte, die Asmus nicht verstand.
    Jung auch nicht, daher wandte er sich erbost an die beiden Untergebenen. »Ihr sollt doch nicht Friesisch im Dienst sprechen!«, schnauzte er. »Amtliche Sprache ist Deutsch!«
    »War doch rein privat, Oberwachtmeister«, verteidigte sich Jep Thamsen träge.
    »Innerhalb der Polizeiwache seid ihr nicht privat!«
    »Was ist eigentlich bei dem Fall ohne Namen herausgekommen?«, warf Asmus ein, um mit einem neuen Thema der beginnenden Schärfe in der Diskussion entgegenzuwirken, wiewohl er gar nicht wusste, warum Jung sich
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