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Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)
Autoren: Kari Köster-Lösche
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nach Schmuggelware umzusehen. Wie das denn vor sich ginge, fragte er.
    Auf die Schiffe rudern lassen, die im Königshafen auf Reede lägen, und kontrollieren, lautete die Antwort.
    Ein solches Verfahren kannte Asmus nicht. Matthiesen war im Außendienst irgendwo in Westerland, bei ihm konnte er sich keinen Rat holen, und alle anderen würden ihn auflaufen lassen.
    Also ratterte er mit seinem Motorrad los, jedoch keineswegs nach List, sondern zuerst nach Munkmarsch. Zum Glück traf er Hans Christian an, der sofort bereit war, ihm Ratschläge zu geben. Offensichtlich war er auch nicht ungehalten über die Unterbrechung seiner Arbeit. Sie setzten sich auf die Bank wie üblich, während um sie herum wie gewohnt die Arbeitsgeräusche der Werft ertönten, wenn auch vielleicht etwas dünner als bisher.
    »Jemand krank?«, fragte Asmus und sah sich genauer um. »Oder haben die Männer frei?«
    Der Werftbesitzer stieß einen tiefen Seufzer aus. Sein graublondes Haar schien grauer als vor ein paar Tagen. »Ich habe zwei meiner Leute Bescheid geben müssen, dass ich sie nur noch einen Monat beschäftigen kann, und auf den Schrecken für heute frei gegeben. Den beiden Jüngsten.Wenn überhaupt jemand, dann sind sie es, die neue Arbeit finden, außerdem sind sie nicht verheiratet und haben keine Familie zu ernähren. Anders käme ich mit dem Geld nicht mehr rum. Du weißt selbst, wie das ist.«
    Ja, Asmus wusste es. In den vierzehn Tagen, die er hier auf Sylt war, hatten sich die Preise für Lebensmittel verdoppelt. Er selber fischte und sammelte Miesmuscheln und Austern, um Geld zu sparen. Dabei sehnte er sich nach Kartoffeln und Eiern, aber die waren unerschwinglich. Zum Glück waren die Nächte hell genug, um ihm zu erlauben, nach Dienstschluss zu der kleinen Muschelbank, die er entdeckt hatte, zu rudern. »Es wird schlimmer.«
    »Ja, es wird täglich schlimmer. Und wenn der Dammbau beendet ist, wird es mit der Werft ohnehin zu Ende gehen.«
    »Tatsächlich?« Asmus hörte es betroffen.
    »Ja. Meine Einnahmen beziehe ich vor allem durch die kleinen Reparaturen an der Fähre. Die großen in Husum, die kleinen bei mir. Diese Fährlinie werden sie sofort schließen. Deutsche Gäste, die in verplombten Waggons ein paar Kilometer durch Dänemark fahren müssen, um nicht durch die Pass- und Zollkontrolle über Gebühr aufgehalten zu werden – lächerlich. Die Badegäste der Zukunft kommen über den Wattenmeer-Damm.«
    »Und die Fischer?«
    »Vielen werden die Zugänge zu ihren gewohnten Fanggründen versperrt. Sie werden ihre Boote nach Hörnum verlegen oder aufgeben.«
    »Für alle, die mit und vom Wasser leben, ist der Damm also fatal.«
    »Ja. Warum hast du so früh Dienstschluss?«
    »Habe ich gar nicht. Ich soll die Schiffe im Königshafen auf Schmuggelware überprüfen, wollte mir aber erst bei dir Rat holen.«
    »Hat Jung dich jetzt losgeschickt?«
    »Nein, Sinkwitz.«
    »Ich dachte mehr an den Zeitpunkt. Wenn du jetzt bei Flut mit der Kontrolle anfängst, kannst du sicher sein, dass alle Schmuggler, die noch Wasser unter dem Kiel haben, Ankerauf gehen. Die erkennen doch von weitem deinenTschako. Heute am Nachmittag ist das vollkommener Blödsinn.«
    »Ah, so.« Daran hatte Asmus nicht gedacht. Warum aber Sinkwitz nicht? Die Antwort konnte nur sein, dass er ihm einen Misserfolg bescheren wollte. »Eine Falle?«
    »Möglicherweise.«
    Was könnte wohl noch mehr dahinterstecken? Während Asmus nachdachte, merkte er, dass Hans Christian mit etwas anderem beschäftigt war. Ganz vorsichtig spähte er über den Hafen. Asmus drehte sich um.
    »Nein, lass dir nichts anmerken«, warnte der Werftbesitzer. »Beuge dich vor und rede auf mich ein. Stütz dein Gesicht in deine Hand.«
    »Warum? Was beschäftigt dich denn?«
    »Dort drüben ist dein Vorgesetzter Sinkwitz. Ist gerade mit dem Motorrad eingetroffen.«
    »Nanu.«
    »Eben. Wenn es dienstlich wäre, hätte er dich bitten können. Stattdessen schickt er dich bei Flut nach List. Das gibt zu denken.«
    »Was macht er jetzt?«
    »Er betritt die Fahrkartenausgabe. Ganz sicher hat er nicht vor zu verreisen.«
    »Nein, er hat morgen Frühdienst.«
    »Los, hau ab!«, zischte der Werftbesitzer. »Nimm den Tschako ab und misch dich unter meine Leute.«
    Wenige Augenblicke vergingen, in der sich Asmus die Kopfbedeckung unter den Arm klemmte. Dann fühlte er Hans Christians Hand, die ihn wieder auf die Bank herunterdrückte.
    »Zu spät. Mart scheint nicht im Dienstzimmer zu sein. Sinkwitz
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