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Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Der Tote am Hindenburgdamm: Ein Sylt-Krimi (German Edition)
Autoren: Kari Köster-Lösche
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sicher nach Hause kam und bei den Nachbarn Unterschlupf fand, bis Freda wieder bei Kräften war.
    Das Heulen des Windes verlor sein Gleichmaß. Es gab nun Augenblicke, da fiel es in sich zusammen, da tat sich eine kurze,unheimliche Stille auf, dann aber rüttelte der Sturm umso heftiger an den Türen und Fenstern.
    In eine winzige Flaute hinein drang plötzlich ein anderes Geräusch, das nicht in diese Sturmnacht passte, ein leichtes Klappern, ganz und gar unwirklich für diesen finsteren bedrohlichen Abend.
    Auch Freda war aufmerksam geworden. Und sie sprach aus, was Geesche nicht glauben mochte: »Pferde?« Und dann, als sich neben dem Getrappel auch das Rumpeln großer Räder näherte: »Eine Kutsche?«
    Geesche sprang auf und lief in den Flur. Dort blieb sie stehen und lauschte. Nun wieder schien nur der Sturm vor dem Haus zu stehen, aber das Hufgetrappel und die Räder der Kutsche hatten sich nicht entfernt, nein, sie waren zum Stillstand gekommen.
    Geesche raffte ihr wollenes Tuch vor der Brust zusammen, bevor sie die Tür öffnete. Die Kutsche, die vor ihrem Haus stand, erkannte sie sofort. Sie gehörte dem Grafen von Zederlitz, der mehrere Monate des Jahres auf Sylt verbrachte. Den Kutscher, der nun auf Geesche zutrat, hatte er von seinem schleswig-holsteinischen Gut mit nach Sylt gebracht.
    Der Mann tippte mit der rechten Hand an seine Mütze, während er sie mit der linken festhielt. »Mein Herr schickt mich«, sagte er. »Ich soll die Hebamme holen. Bei der Gräfin haben die Wehen eingesetzt.« Er wies zur Kutsche. »Bitte! Es eilt!«
    Geesche hörte ein Scharren hinter sich und drehte sich um. Freda war in der Küchentür erschienen und starrte den Kutscher ängstlich an.
    »Das geht nicht«, sagte Geesche und gab dem Mann einen Wink, damit er eintrat und sie ihr Haus vor dem Wind verschließen konnte. »Ich habe schon eine Gebärende aufgenommen. Die kann ich nicht allein lassen.«
    Der Kutscher betrachtete Freda, die zur Tür des Gebärzimmers ging, als wollte sie damit ihr Recht verdeutlichen.
    »Aber mein Herr hat mir aufgetragen …«, begann er, brach dann aber ab, weil er einsah, dass die Hebamme eine Frau, die sich soeben in ihre Obhut begeben hatte, nicht wegschicken konnte. Ratlos sah er sie an. »Was soll ich meinem Herrn sagen?«
    »Bring die Frau Gräfin zu mir«, antwortete Geesche. Und als der Mann zögerte, ergänzte sie: »In der Kutsche hat sie es bequem. Ich richte währenddessen alles her.« Und beruhigend, damit der Kutscher unbesorgt zurückfahren und ohne Angst vor seinen Herrn treten konnte, fügte sie hinzu: »Ich bereite für die Frau Gräfin in der Küche ein Lager vor. Dort ist es warm.«
    »In der Küche?« Der Mann sah sie zweifelnd an.
    Geesche schob ihn zur Tür. »In meiner Küche gibt es einen Alkoven. In das Bettzeug gebe ich einen Bettwärmer. Sie wird es bequem und warm bei mir haben. Sag deinem Herrn, es ist alles bereit für seine Gemahlin.« Sie öffnete die Tür und drängte den Kutscher aus dem Haus. »Trödel nicht! Je eher die Gräfin zu mir kommt, desto besser.«
    Dem Kutscher war nicht wohl zumute, aber er verzichtete auf jeden Disput. Kurz darauf drangen seine Rufe durch den Wind, mit denen er die Pferde antrieb.
    Freda stand noch immer ängstlich in der Tür des Gebärzimmers. »Keine Sorge, Freda«, sagte Geesche, »ich werde es schon schaffen, mich auch um dich zu kümmern.«
    Sie betrachtete Freda besorgt, die sich in der nächsten Wehe krümmte. Freda war Erstgebärende, die Geburt konnte sich noch stundenlang hinziehen. Die Gräfin dagegen hatte schon zwei oder drei Totgeburten erlitten, Geesche wusste auch von mehreren Fehlgeburten. Wenn sie im Haus der Hebamme ankam, würde vermutlich alles schnell gehen. Geesche biss sich auf die Lippen. Hoffentlich konnte sie der armen Frau ein gesundes Kind in die Arme legen.
    Freda riss sie aus ihren Gedanken. »Meinst du, der Graf ist bereit, seine Frau durch diese Sturmnacht zu kutschieren?«
    »Er wird es müssen«, sagte Geesche und fühlte sich längst nicht so resolut, wie sie sich gab. »Hoffentlich beeilt der Kutscher sich.« Dann gab sie sich einen Ruck und ging in die Küche. »Leg dich hin«, rief sie zurück.
    Aber Freda folgte ihr. »Ich helfe dir«, sagte sie. »Das lenkt mich ab.«
    Während Geesche die beiden Flügeltüren des Alkovens öffnete, füllte Freda den Sand in den Bettwärmer, den sie auf der Feuerstelle erhitzte, damit er der Gräfin ins Bett gelegt werden konnte. Geesche riss die Laken
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