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Der Törichte Engel

Der Törichte Engel

Titel: Der Törichte Engel
Autoren: Christopher Moore
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den Tresen und holte ihren Mini-Baseballschläger hervor. Wenn er auch hübsch war, wäre er doch bestimmt durch einen kleinen Schlag auf den Hinterkopf mit einem ordentlichen Stück Hartholz noch zu verbessern. Männer: ein Zwinkern, ein Ständer, ein feuchter Fleck, und bevor man sich es versah, war es an der Zeit, Beulen zu verteilen und Zähne auszuschlagen. Mavis war eine pragmatische Romantikerin: Liebe – so sie denn richtig gehandhabt wurde – tat weh.
    »Gib’s ihm, Mavis!«, johlte einer der Stammgäste.
    »Welcher Perverse trägt bei fünfundzwanzig Grad im Schatten schon einen Mantel?«, fügte ein anderer hinzu. »Ich sage: Zieh ihm eins über!«
    Drüben am Billardtisch wurden Wetten abgegeben.
    Mavis zupfte an einem verirrten Kinnhaar und sah sich den Fremden über den Rand ihrer Brille hinweg an. »Meinst du nicht, du möchtest deine Suche irgendwo anders fortsetzen?«
    »Was für ein Tag ist heute?«, fragte der Fremde.
    »Montag.«
    »Dann nehme ich eine Cola Light.«
    »Was ist mit dem Kind?«, fragte Mavis und unterstrich die Frage, indem sie den Baseballschläger in ihre Handfläche schlug (was höllisch wehtat, aber sie würde nicht mit der Wimper zucken, nie im Leben).
    »Ich hab noch bis Samstag Zeit«, sagte der hübsche Kinderschänder. »Erst mal eine Cola Light … und ein Snickers. Bitte.«
    »Das war’s«, sagte Mavis. »Du bist ein toter Mann.«
    »Aber ich habe bitte gesagt«, erwiderte Blondie, was irgendwie am Thema vorbeiging.
    Sie machte sich nicht mal die Mühe, den Durchgang im Tresen hochzuklappen, sondern tauchte darunter hindurch und griff an. In diesem Moment läutete eine Glocke, und ein Lichtstrahl fiel in die Bar, was darauf hindeutete, dass jemand hereingekommen war. Als sich Mavis wieder aufrichtete – wobei sie sich schwer auf ihr hinteres Bein stützte, weil sie ausholte, um die Hoden des Fremden bis über die Staatsgrenze zu ballern –, war er nicht mehr da.
    »Gibt’s ein Problem, Mavis?«, fragte Theophilus Crowe. Der Constable stand genau da, wo eben noch der Fremde gestanden hatte.
    »Verdammt, wo ist er hin?« Mavis wart einen Blick hinter Theo, dann zu den Stammgästen hinüber. »Wo ist er hin?«
    »Kein Schimmer«, sagten sie, ein Ballett von Schulterzuckern.
    »Wer?«, fragte Theo.
    »Blonder Typ im schwarzen Trenchcoat«, sagte Mavis. »Du müsstest ihm begegnet sein, als du reingekommen bist.«
    »Trenchcoat? Es sind fünfundzwanzig Grad im Schatten«, sagte Theo. »Jemand im Trenchcoat wäre mir aufgefallen.«
    »Das war ’n Perverser!«, rief jemand von weiter hinten.
    Theo blickte auf Mavis herab. »Wollte der Typ was von dir?«
    Ihr Größenunterschied lag bei fast sechzig Zentimetern, und Mavis musste einen Schritt zurückweichen, um ihm in die Augen zu sehen. »Scheiße, nein. Außerdem mag ich Männer, die sagen, was sie wollen. Der Typ war auf der Suche nach einem Kind.«
    »Das hat er gesagt? Er ist hier reingekommen und hat gesagt, er sucht ein Kind?«
    »Genau das. Ich wollte ihm gerade zeigen, was …«
    »Bist du sicher, dass er nicht sein Kind verloren hat? So was kommt vor, Weihnachtseinkäufe, da laufen sie einfach weg …«
    »Nein, er hat kein bestimmtes Kind gesucht. Er war einfach auf der Suche nach einem Kind.«
    »Na, vielleicht spielt er heimlich den Weihnachtsmann«, sagte Theo und verlieh damit einem Vertrauen auf das Gute im Menschen Ausdruck, das jeglicher Grundlage entbehrte, »und will was Gutes tun.«
    »Gottverdammt, Theo, du Blindfisch, man muss doch einen Priester nicht erst mit der Brechstange von seinem Ministranten wegzerren, um darauf zu kommen, dass er dem Kind nicht mit dem Rosenkranz zur Hand geht. Der Typ war pervers.«
    »Tja, wahrscheinlich sollte ich mich mal nach ihm umsehen.«
    »Tja, das solltest du vielleicht wirklich tun.«
    Theo wollte schon zur Tür hinausgehen, doch dann drehte er sich noch einmal um. »Ich bin kein Blindfisch, Mavis. So musst du nicht mit mir reden.«
    »Entschuldige, Theo«, sagte Mavis und ließ den Baseballschläger sinken, um zu zeigen, wie aufrichtig ihre Reue war. »Wieso bist du eigentlich hier reingekommen?«
    »Hab ich vergessen.« Theo zog seine Augenbrauen hoch, forderte sie heraus.
    Mavis lächelte ihn an. Theo war ein guter Kerl – ein bisschen verrückt, aber ein guter Kerl. »Ehrlich?«
    »Nee, ich wollte nur mal kurz mit dir über das Essen auf der Weihnachtsparty reden. Du wolltest doch grillen, oder?«
    »Das hatte ich vor.«
    »Also, ich hab im Radio gehört,
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