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Der Todeskreuzer

Der Todeskreuzer

Titel: Der Todeskreuzer
Autoren: Joe Schreiber
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nicht möglich gewesen wäre, das in Worte zu fassen, war er ausgesprochen neidisch auf die unbekümmerte Tapferkeit seines großen Bruders, die er so offenkundig von ihrem Vater geerbt hatte. Kale hatte mit Furcht nichts am Hut; irgendwie blieb sie einfach nicht an ihm kleben. Das Einzige, das ihm je wirklich Sorge zu bereiten schien, war die Aussicht darauf, keine weitere Portion von dem zu bekommen, was die COO-2180er hinter dem Essensausgabetresen in die Schüsseln der Insassen geklatscht hatten.
    Aus heiterem Himmel - vom Lächerlichen zum Erhabenen - ertappte Trog sich dabei, dass er wieder an seinen Vater dachte. Ihr letztes Gespräch war ihm mit stechender Deutlichkeit im Gedächtnis haften geblieben. Unmittelbar bevor er auf der Krankenstation verstorben war, hatte sein alter Herr die Hand emporgereckt, um Trigs Hand mit seinen beiden zu umklammern und zu flüstern: »Pass auf deinen Bruder auf!« Überrascht hatte Trig bloß genickt und gestammelt, dass er das tun würde, natürlich würde er das tun - doch kurz darauf war ihm klar geworden, dass sein Vater in seinen letzten Momenten so verwirrt gewesen sein musste, dass er durcheinandergebracht hatte, mit welchem Sohn er gerade sprach. Es gab keinen Grund, warum er Trig bitten sollte, auf Kale achtzugeben. Das war, als würde man einem kowakianischen Echsenaffen auftragen, dafür zu sorgen, dass es einem Wampa an nichts mangelte.
    »Was ist eigentlich mit dir los?«, fragte Kale von der anderen Seite des Tisches.
    »Mir geht's gut.«
    »Komm schon, spuck's aus!«
    Trig stieß die Schüssel beiseite. »Ich kann einfach nicht begreifen, wie sie uns jeden verfluchten Tag dieses Zeug vorsetzen können.«
    »Hey, das erinnert mich an was.« Wie aufs Stichwort fiel Kales Blick auf Trigs Schüssel. »Isst du das noch?«
     
    Als das Schrillen der Sirene das Ende der Mahlzeit verkündete, standen er und Kale auf und strömten zusammen mit dem Meer der anderen Insassen aus dem Speisesaal. Auf den Überwachungsdecks über ihren Köpfen stand eine Schar uniformierter imperialer Gefängniswärter und bewaffneter Sturmtruppler Wache und verfolgte mit seelenlosen schwarzen Augen ihren Marsch in den Gemeinschaftsbereich.
    Weiter unten schlenderten die Gefangenen in Gruppen dahin, murmelten und lachten untereinander, verzweifelt bemüht, den Vorgang so weit wie möglich in die Länge zu ziehen, um das geringe Maß an Nachsicht auszunutzen, das die Wachen ihnen womöglich zugestanden. Ihre klebrigen, stinkenden, ungewaschenen Leiber drängten sich dicht aneinander, und wieder kam Trig der Begriff Fleischnest in den Sinn, und er ekelte sich ein wenig. Dieser ganze Ort war ein einziges Fleischnest.
    Nach und nach wurden er und Kale mit gespielter Gleichgültigkeit langsamer, und sie ließen sich weiter von der Menge zurückfallen. Obwohl er kein Wort sagte, machte sich in Kales Körperhaltung bereits eine subtile Veränderung bemerkbar; er drückte seinen Rücken durch und die Schultern nach hinten, und eine ruhige Wachsamkeit trat in seine Züge, verdrängte den gewohnten sorglosen Gesichtsausdruck. Seine Augen schössen jetzt von links nach rechts, verharrten nirgends länger als ein oder zwei Sekunden.
    »Bist du bereit dafür?«, fragte er. Seine Lippen bewegten sich kaum.
    »Klar«, antwortete Trig und nickte. »Du?«
    »Volles Rohr.« Nichts an Kales Antlitz schien darauf hinzudeuten, dass er überhaupt sprach. »Denk dran, wenn wir da runterkommen, wird die Sache knifflig! Was auch immer du tust, halte immer Augenkontakt, sieh nicht mal für eine Sekunde woandershin!«
    »Kapiert.«
    »Und falls du das Gefühl kriegst, dass irgendwas nicht stimmt, und damit meine ich irgendwas, ganz egal was. gehen wir einfach weg.« Jetzt schaute Kale seinem Bruder ins Gesicht, vielleicht, weil ihn ein Hauch seiner Besorgnis gestreift hatte. »Ich glaube nicht, dass Sixtus irgendwas Dummes versuchen wird, aber für Myss kann ich die Hand nicht ins Feuer legen. Paps hat ihm nie getraut.«
    »Vielleicht ...«, setzte Trig an und brach dann wieder ab. Ihm wurde klar, dass er drauf und dran war vorzuschlagen, die ganze Sache abzublasen, nicht, weil er nervös war - obwohl das mit Sicherheit zutraf -, sondern weil Kale ebenfalls gewisse Bedenken zu haben schien.
    »Wir können das schaffen«, fuhr Kale fort. »Paps hat uns alles beigebracht, was wir wissen müssen. Das Ganze dürfte nicht länger als ein oder zwei Minuten dauern, und dann sind wir da wieder raus und für jedermann zu
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