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Der Todeskreuzer

Der Todeskreuzer

Titel: Der Todeskreuzer
Autoren: Joe Schreiber
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sehen. Nur etwas länger als das, und es wird gefährlich.« Er riss seinen Kopf mit einem Ruck herum und sah Trig entschlossen an. »Und ich gehe als Erster. Bereit?«
    Trig nickte und spürte, wie eine Hand auf seine Schulter fiel und ihn schlagartig erstarren ließ.

3
    WO DIE SCHLECHTE LUFT HINZIEHT
     
    Trig drehte sich um und blickte zu der Gestalt auf, die vor ihm stand.
    »Du!« Es war ein schweinsäugiger Wachmann, an dessen Namen er sich nicht erinnern konnte. Er musterte ihn durch einen getönten, zweifellos gegen die Vorschriften verstoßenden Sichtschutz. »Was treibt ihr hier ganz hinten?«
    Trig versuchte zu antworten, stellte jedoch fest, dass seine Erwiderung ihm irgendwo knapp unterhalb der Gurgel im Hals steckte. Kale mischte sich ein und schenkte dem Mann ein lässiges, entwaffnendes Lächeln. »Bloß ein bisschen die Beine vertreten, Sir.«
    »Habe ich mit dir geredet, Sträfling?«, fragte der Wachmann, und ohne auf eine Antwort zu warten, wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Trig zu. »Nun?«
    »Er hat recht, Sir«, erwiderte Trig. »Wir haben uns bloß die Beine vertreten.«
    »Wie? Seid ihr euch etwa zu fein, beim Rest des Abschaums zu bleiben?«
    »Wir versuchen, Abschaum aus dem Weg zu gehen, wann immer wir können«, sagte Trig und fügte dann hinzu: »Sir.«
    Hinter den Linsen wurden die Augen der Wache zu Schlitzen. »Willst du mich auf den Arm nehmen, Sträfling?«
    »Nein, Sir.«
    »Weil die letzte Made, die mich auf den Arm nehmen wollte, nämlich nun einen Monat im Loch verbringt.«
    »Verstanden, Sir.«
    Der Wachmann starrte ihn finster an und ließ den Kopf leicht zur Seite zucken, als würde er einen Blickwinkel suchen, aus dem Trigs makelloses, jugendliches Gesicht womöglich irgendwie bedrohlich wirkte oder inmitten dieser größeren Ansammlung inhaftierter Krimineller sogar Sinn ergab. Trig, der seine Miene musterte, strafte sich selbst damit, sich auszumalen, wie in diesen schielenden Augen ein Funken Erkennen aufleuchtete. Einen Sekundenbruchteil lang dachte er, wie bizarr es wäre, wenn die Wache jetzt sagte: Ihr seid Von Longos Jungs, nicht wahr? Ich habe gehört, was eurem Vater zugestoßen ist. Er war ein guter Mann.
    Aber natürlich fand kein einziger Wärter auf diesem Schiff, dass Longo ein guter Mann gewesen war, oder hatte sich auch nur die Mühe gemacht, sich seinen Namen zu merken - und nun war er tot und bereits so vollkommen vergessen, dass er ebenso gut niemals gelebt haben konnte, und die Wache schüttelte bloß den Kopf.
    »Bewegt euch!«, murmelte der Wachmann und ging davon.
     
    In dem Moment, in dem sie außer Hörweite waren, stieß Kale Trig den Ellbogen gegen die Schulter.
    »Wir versuchen, Abschaum aus dem Weg zu gehen, wann immer wir können?« Ein winziges Grinsen kräuselte Kales Mundwinkel. »Hast du dir das gerade eben spontan ausgedacht?«
    Trig war selbst außerstande, sich ein Lächeln zu verkneifen. Es fühlte sich befreiend an, vermutlich, weil er sich nicht entsinnen konnte, wann er sich das letzte Mal mehr gestattet hatte als eine besorgte Grimasse. »Glaubst du, er hat's mir abgekauft?«
    »Ich glaube, du hast dir das beinahe selbst abgekauft.« Kale streckte die Hand aus und wühlte mit den Fingern durch Trigs Haar. »Wenn du weiter den Witzbold spielst, Sträfling, landest du am Ende noch unten in Einzelhaft, bei den richtig gefährlichen Typen.«
    »Ich habe gehört, dass sie da unten gerade ein paar harte Jungs weggesperrt haben«, sagte Trig. »Könnten unsere zukünftigen Kunden sein.«
    Kale bedachte ihn mit einem zustimmenden Blick. »In dir steckt viel mehr von Paps, als ich dachte«, meinte er, und mit einem letzten Blick auf die Gefangenen vor ihnen bewegte er den Kopf fast unmerklich nach links. »Komm mit, folg mir! Und dreh nicht durch, okay?«
    »Klar.« Trig merkte, dass Kale sein Tempo verlangsamte, sich mehrere Meter zurückfallen ließ, kaum genug, dass es irgendjemandem auffallen würde, und seine Schritte denen seines Bruders anpasste. Weiter vorn teilte sich der Hauptgang in drei Korridore, die wiederum in eine Reihe schmalerer Durchgänge abzweigten, die die Inhaftierungsebenen in jedem erdenklichen Vektor und Winkel durchkreuzten.
    Während seiner Zeit an Bord hatte Trig es sich zur Aufgabe gemacht, so viel über den Grundriss der Sühne in Erfahrung zu bringen, wie er nur konnte. Durch das Belauschen von Gesprächen zwischen Wachen und Wartungsdroiden hatte er schon frühzeitig mitbekommen, dass es sechs
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