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Der Todeskreuzer

Der Todeskreuzer

Titel: Der Todeskreuzer
Autoren: Joe Schreiber
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groß gewachsener, schweigsamer Insasse aufgefallen, der mit dem Rücken zu ihm saß, ihn dessen ungeachtet jedoch mit dem einzelnen blutroten Auge in seinem Hinterkopf beobachtete. Jeden Tag schien das rotäugige Etwas ein bisschen näher bei ihm zu sitzen, um dann eines Tages ohne Erklärung einfach zu verschwinden.
    Wenn auch nicht aus seinen Träumen.
    Seufzend stützte sich Trig auf die Ellbogen und blickte durch die Gitterstäbe in den Gang hinaus. Die Energie war über Nacht aufs Minimum heruntergefahren worden, was den langen Korridor in permanentes graues Dämmerlicht tauchte. Die Rodianer in der Zelle gegenüber schliefen oder taten zumindest so. Er zwang sich dazusitzen, seinen Atem zu regulieren und den leisen Echos des unruhigen Stöhnens und Murmelns der Verurteilten zu lauschen. Hin und wieder eilte ein Mausdroide oder eine niedere Wartungseinheit - eine von Hunderten, die das Schiff bevölkerten - vorbei, um die eine oder andere vorprogrammierte Aufgabe zu erledigen. Und über alldem lastete natürlich -tief und nicht ganz außerhalb des menschlichen Hörvermögens - das allgegenwärtige Brummen der Turbinen, die die Sühne endlos durchs All schippern ließen.
    Seit sie an Bord waren, hatte sich Trig immer noch nicht an dieses letzte Geräusch gewöhnt, an die Art und Weise, wie es die Sühne bis in ihre Grundfesten erzittern ließ und durch seine Beine nach oben stieg, um seine Knochen und Nerven durchzuschütteln. Es war unmöglich, dem Brummen zu entkommen, das jeden Moment seines Lebens unterminierte, so vertraut wie sein eigener Pulsschlag.
    Trig dachte daran, wie er vor zwei Wochen auf der Krankenstation gesessen hatte und seinem Vater dabei zusah, wie dieser einen letzten zittrigen Atemzug nahm, und an das Schweigen hinterher, als die Medidroiden die Biomonitore vom zerschundenen Körper des alten Mannes lösten und sich anschickten, ihn abzutransportieren. Als das letzte Gerät verstummt war, hatte er dieses dumpfe, gleichmäßige Donnern der Triebwerke gehört, eine weitere unnötige Erinnerung daran, wo er war und wo es für ihn hinging. Dieses Geräusch hatte dafür gesorgt, dass er sich verloren, klein und unendlich traurig gefühlt hatte - wie eine besondere Form künstlicher Schwerkraft, die geradewegs auf sein Herz einzuwirken schien.
    In diesem Moment hatte er - genau wie jetzt - gewusst, dass dieses Dröhnen in Wirklichkeit bloß für eins stand, nämlich für das schonungslos mahlende Bemühen des Imperiums, seine Macht zu festigen.
    Vergiss die Politik, gib ihnen einfach etwas, was sie brauchen, oder sie fressen dich bei lebendigem Leibe! So pflegte es sein Vater stets zu sagen.
    Und jetzt würden sie trotzdem bei lebendigem Leibe gefressen werden, ungeachtet des Umstands, dass sie niemals Sympathisanten gewesen waren - jedenfalls nicht mehr als irgendwelche unwichtigen Gauner, die bei einer imperialen Routinerazzia hopsgenommen wurden. Die Maschinen der Tyrannei stapften weiter und trugen sie durch die Galaxis voran, auf irgendeinen abgelegenen Gefängnismond zu. Trig hatte das Gefühl, dass dieses Geräusch niemals verstummen würde, dass es immer weiter ertönen würde, in alle Ewigkeit, um in seinen Gedanken widerzuhallen, bis ... »Trig?«
    Unerwartet erklang Kales Stimme hinter ihm, und bei ihrem Klang zuckte Trig ein wenig zusammen. Er schaute sich um und sah, wie sein älterer Bruder ihn musterte, Kales niedlich zerknautschtes, schlaftrunkenes Gesicht lediglich ein geisterhaftes, unvollständiges Profil in der Düsternis der Zelle. Kale sah aus, als wäre er immer noch nur teilweise wach und wüsste nicht recht, ob er das hier bloß träumte oder nicht.
    »Was ist los?«, fragte Kale, ein verschlafenes Murmeln, das eigentlich eher klang wie: Wasnlos?
    Trig räusperte sich. Unlängst hatte sich seine Stimme zu verändern begonnen, und auch, wenn er nicht ausdrücklich darauf achtete, war er sich durchaus darüber im Klaren, wie sie sich mal höher, mal tiefer anhörte. »Nichts.«
    »Machst du dir Sorgen wegen morgen?«
    »Ich?« Trig schnaubte. »Nicht doch!«
    »Ist okay, wenn du's tust.« Kale schien darüber nachzudenken und gab dann ein benebeltes Knurren von sich. »Du wärst verrückt, wenn du's nicht tätest.«
    »Du hast auch keine Angst«, entgegnete Trig. »Paps hätte niemals ...«
    »Ich werde allein gehen.«
    »Nein!« Das Wort drang mit beinahe schmerzhafter Schärfe aus seinem Mund. »Wir müssen zusammenhalten, das hat Paps gesagt!«
    »Du bist erst
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