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Der Todeskreuzer

Der Todeskreuzer

Titel: Der Todeskreuzer
Autoren: Joe Schreiber
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dreizehn«, sagte Kale. »Vielleicht bist du noch nicht, du weißt schon ...«
    »Nächsten Monat werde ich vierzehn.« Bei der Erwähnung seines Alters verspürte Trig ein neuerliches Aufflackern von Emotionen. »Alt genug.«
    »Bist du sicher?«
    »Positiv.«
    »Nun, schlaf noch mal drüber, und dann schauen wir mal, ob du morgen früh anders darüber denkst ...« Kales Aussprache wurde bereits verworrener, als er wieder auf seine Pritsche zurücksank, während Trig weiter dasaß und die Augen nach wie vor auf die lange, dunkle Halle außerhalb der Zelle gerichtet hielt, den Offenen Vollzug, wie sie all das hier nannten, ihr nicht mehr ganz so neues Zuhause.
    Schlaf noch mal drüber, dachte er, und exakt in diesem Augenblick schien Schlaf auf wundersame Weise, wie durch die Macht der Suggestion, tatsächlich im Bereich des Möglichen. Trig legte sich hin und ließ sich von der Schwere seiner Müdigkeit, die Sorge und Furcht ersetzte, zudecken wie von einer Decke. Er versuchte, sich auf das Geräusch von Kales Atmung zu konzentrieren, tief und beruhigend, ein und aus, ein und aus.
    Dann jaulte irgendwie in den Untiefen der Decketagen eine unmenschliche Stimme auf. Trig setzte sich auf, hielt den Atem an und spürte, wie ein Frösteln die Haut seiner Schultern, seiner Arme und seines Rückens anspannte, um Millimeter für Millimeter über sein Fleisch zu kriechen, und die feinen Härchen in seinem Nacken sträubten sich. Drüben auf seiner Pritsche rollte sich der bereits schlafende Kale herum und grummelte irgendetwas Zusammenhangloses.
    Es folgte ein weiterer Schrei, schwächer diesmal. Trig sagte sich, dass das bloß einer der anderen Verurteilten war, bloß ein weiterer Alptraum, der wie jede Nacht vom Band der Alptraumfabrik rollte.
    Gleichwohl, es hatte nicht nach einem Alptraum geklungen.
    Es klang, als würde ein Gefangener irgendeiner Spezies angegriffen.
    Oder durchdrehen.
    Er saß vollkommen reglos da, kniff die Augen fest zusammen und wartete darauf, dass das Pochen seines Herzens langsamer wurde, dass es, bitte, einfach langsamer wurde. Aber das tat es nicht. Er dachte an das Ding in der Kantine, den verschwundenen Insassen, dessen Namen er nie gekannt hatte, der ihn mit seinem roten, starrenden Auge beobachtete. Wie viele andere Augen ruhten auf ihm, die er niemals sah?
    Schlaf noch mal drüber!
    Aber er wusste bereits, dass er heute Nacht keinen Schlaf mehr finden würde.

2
    FLEISCHNEST
     
    In Trigs altem Leben, daheim auf Cimarosa, war das Frühstück die beste Mahlzeit des Tages gewesen. Abgesehen davon, dass Von Longo ein geschickter Hehler für Schmuggelware war, der sich stets am Rande der Legalität bewegte und unzählige Geschäfte mit Dieben, Spionen und Fälschern machte, war er auch einer der größten verkannten Frühstücksköche der Galaxis gewesen. Ein gutes Mahl kann man nie früh genug zu sich nehmen. Das hatte Longo stets zu seinen Jungs gesagt. Du weißt nie, ob es nicht vielleicht dein letztes ist.
    Hier auf der Sühne allerdings war das Frühstück nur selten genießbar und schien manchmal durch die beständigen Vibrationen sogar regelrecht zu zittern, als wäre das, was da auf dem Teller lag, noch lebendig. An diesem Morgen blickte Trig auf eine breiige Masse farblosen Glibbers hinunter, die an geraspelte Knorpelstücke erinnerte, zu klebrigen Batzen zusammengepresst wie zu einer Art Fleischnest, das fleischfressende Fluginsekten zusammengetragen hatten. Er schob das Zeug immer noch lustlos in seiner Schale umher, als Kale schließlich seine Augenbrauen hob und ihn ansah.
    »Hast du letzte Nacht überhaupt geschlafen?«, fragte Kale.
    »Ein bisschen.«
    »Du isst gar nichts.«
    »Was, du meinst das hier?« Trig stocherte wieder im Inhalt seiner Schale herum und erschauderte. »Ich habe keinen Hunger«, meinte er und sah zu, wie sich Kale den letzten Bissen seines eigenen Frühstücks mit verstörendem Genuss in den Mund schaufelte. »Glaubst du, das Essen wird etwas besser, wenn wir den Gefängnismond erreichen?«
    »Kleiner Bruder, ich denke, wir können froh sein, wenn wir nicht selbst auf der Speisekarte enden.«
    Trig warf ihm einen niedergeschlagenen Blick zu. »Bring die ja nicht auf dumme Ideen.«
    »He, nur die Ruhe!« Kale wischte sich den Mund mit dem Ärmel ab und grinste. »Ein kleiner Kerl wie du reicht denen wahrscheinlich bloß für die Vorspeise.«
    Trig legte die Gabel prustend wieder beiseite, um zu zeigen, dass er den Scherz verstanden hatte. Obwohl es ihm
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