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Der Tod macht den letzten Schnitt

Der Tod macht den letzten Schnitt

Titel: Der Tod macht den letzten Schnitt
Autoren: Nancy Livingston
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irgendwie
mißtraute Newton der Schilderung. «Sie können mir die Namen der andern später
geben. Es hätte also irgend jemand die Szene betreten und sich hinter dem
Wandschirm versteckt halten können, während Sie anderweitig beschäftigt waren?»
    «Ich schätze, ja. Das Bett war vom Rest
des Studios wegen der Wandschirme nicht einsehbar. Nur eins verstehe ich nicht
— warum hat Margarite nicht aufgeschrien? Ich meine, mit so vielen von uns in
der Nähe?»
    Das hätte auch Newton gern gewußt. «Wie
lange wurde Miss Pelouse alleingelassen?»
    «Ich wollte ihr genügend Zeit lassen,
um sich in Position zu bringen, es dauerte dann länger als vorgesehen, weil in
der Flur-Deko ein Stück Wand umfiel und die Einstellungen fünfundachtzig und
sechsundachtzig wiederholt werden mußten.»
    «Wieviel Zeit hätten sie ihr
üblicherweise gegeben?»
    «Margarite haßte es, gehetzt zu werden.
Aber fünf Minuten wären reichlich gewesen. Diesmal wurden es mehr als fünfzehn.
Die Szenerie war rasch wieder aufgebaut, nur Bernhard brauchte eine Weile, bis
er sich beruhigt hatte. In letzter Zeit gerät er leicht in Panik — vermutlich
sein Alter.»
    Ein junger Mann, in dem ein
Fernsehregisseur steckt, der nach oben will? überlegte Newton. Laut fragte er:
«Was verursachte den Einsturz der Wand?»
    «Purer Zufall. Ein Pfleger, einer der
Statisten, hatte eine Trage mit Tempo über den Flur zu fahren, um damit eine
Liebesszene zu unterbrechen. Er steuerte die Trage geradewegs in die Wand, ehe
er anhalten konnte.»
    «Eine laute Szene also», sagte Newton
nachdenklich.
    «Mit Sicherheit. Wir scheuchen alles,
was Beine hat, durch die Flurszenen. Gute Produktionsmittelnutzung.»
    «Sind solche Szenen kurz oder lang?»
    «Kommt drauf an. Diese Woche kurz. Die
Liebesszenen sind unsere Zeitreserve. Liegen wir zeitlich richtig — jede Folge
hat vierundzwanzig Minuten, dreißig Sekunden treffen sich Schwester Simmons und
Dr. Nettleton auf dem Flur, sagen und fertig. Sind wir unter der
Zeit, quatschen sie so lange, bis wir aufgeholt haben, ehe sie in den Clinch
gehen...»
    «Auf dem Flur?» fragte Newton
ungläubig.
    «Normalerweise im OP-Waschraum. Ihre
Story läuft ohnehin nur mit, bis einer von beiden mehr Geld will, dann werden
sie rausgeschrieben», erklärte Robert bereitwillig, «so geht das in
Seifenopern.»
    «Und diese Szene hätte wie lange
gebraucht?»
    «Etwa drei Minuten, plus einer Minute,
um das Studio in Ordnung zu bringen und das Band auf Anfang zu fahren. Die PA
kann Ihnen die korrekte Zeit angeben.»
    Newton genügte das. Der Mörder hatte
entweder geplant, extrem schnell zu handeln, oder er hatte schlicht Glück
gehabt.
    «Wieviel Personen waren insgesamt
anwesend?»
    Der Aufnameleiter zählte: «Besetzung
acht, Statisten zwölf - die habe ich übrigens zum Lunch geschickt, sobald wir
im Flur fertig waren. Senkt den Lärmpegel.»
    «Und die Technik?»
    «Zwischen dreißig und fünfunddreißig.
Das variiert...»
    Die traurigen Augen fixierten ihn
plötzlich scharf. «Hatte Miss Pelouse Feinde?»
    Robert lachte laut heraus. «So etwa
jeden, der je mit ihr zu tun hatte.»
    Na, großartig, dachte Detective
Inspector Newton.
     
     
    Rainbow Television. Star-Garderobe
     
    Anfangs war hier Glamour angesagt
gewesen. Ein verlöschender Hollywoodstar war als erster eingezogen und hatte
erklärt, daß einzig die Farbe Gelb ihre Gestaltungskraft befördere — aber das
zur Beförderung ihrer Gestaltungskraft hastig aufgetünchte Dottergelb war
längst abgeblättert, die gestreiften Vorhänge und der gelbe Teppichboden
angeschmuddelt und verschossen, ein Resultat der Londoner Luftverschmutzung — jetzt
hatte die Garderobe den Flitterlook eines zweifelhaften Etablissements. Jason
Cornish nahm das nicht zur Kenntnis. Er war entschlossen, etwas in seinen
Besitz zu bringen, bevor die Polizei Interesse daran bekunden konnte. Er hörte
sie nicht kommen, aber aufblickend sah er zwei kompakte Gestalten im gleißend
hellen Spiegellicht, und als einer der beiden unmißverständlich die Tür hinter
sich schloß, konnte Jason nur noch versuchen, seine Bestürzung zu verbergen.
    Eine halbe Stunde vorher war er
unauffällig in Margarites Garderobe abgetaucht. Er hatte sich am Cognac
festgehalten, den sie in ihrem Dressing-Case aufbewahrte, und hatte sich,
nachdem sein Überlebenswille wieder gefestigt war, auf ein ergiebiges
Telefongespräch mit der Presse eingelassen und genügend Haltung zurückgewonnen,
um beim Preis für die
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