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Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Titel: Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo
Autoren: Gerhard Feix
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Gebrauch davon gemacht, weil es, so sagte ein Innenminister zum Chef der GSG 9, Wegener, „eine Furche verbrannter Erde von den Alpen bis zur Nordsee gibt, wenn Ihre Gruppe eingesetzt wird". Und Innenminister Schwarz von Rheinland-Pflanz lehnte die GSG 9 mit der Begründung ab: „Die können nur schießen, weiter nichts." Wegen dieser allgemeinen Mißachtung und der damit verbundenen Tatenlosigkeit hatte sich in Bonns Rangertruppe bereits Unmut breitgemacht.
    Als die Flugzeugentführung bekannt wurde, stand für das Lagezentrum im Innenministerium vermutlich von vornherein fest, daß diese Gelegenheit zur Rehabilitierung und praktischen Erprobung der GSG 9 genutzt werden müßte. Rasch wurde eine Boeing 737 bereitgestellt, der gleiche Typ also wie die entführte „Landshut", damit die GSG-9-Männer daran die Erstürmung eines Flugzeuges üben konnten. Gleichzeitig erschlossen Sicherheitsorgane und Geheimdienste alle verfügbaren Quellen zur Erlangung von Detailinformationen über die Entführer, ihre Stimmung und ihre Platzverteilung in der „Landshut".
    Am 13. Oktober um 16 Uhr 40 lag dem Lagezentrum die Passagierliste vor. Zwanzig Minuten später bat Innenminister Maihofer seinen italienischen Amtskollegen, den Abflug der Lufthansamaschine zu verzögern. Doch das mißlang. Um 17 Uhr 50 flog die „Landshut" ohne Starterlaubnis davon. Die Lufthansa meldete, das Flugzeug hätte Kurs auf Nikosia in Zypern eingeschlagen. Kurz darauf flog eine 60 Mann starke Einheit der GSG 9 in der BRD ab. Um 20 Uhr 28 landete die „Landshut" in Zypern. Dort bat ein Vertreter der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) die Entführer, die Passagiere freizulassen. Die aber lehnten das ab und forderten die rasche Auftankung der Maschine. Die zypriotische Flughafenleitung versuchte Zeit zu gewinnen, bis die Terroristen damit drohten, das Flugzeug zu sprengen. Um 22 Uhr 25 unternahm der zypriotische Außenminister den Versuch, die Flugzeugentführer wenigstens zur Freilassung der Frauen und Kinder zu bewegen. Umsonst. Um 22 Uhr 54 startete die „Landshut", wenige Minuten vor Ankunft der GSG 9.
    Freitag morgen um 2 Uhr 32 landete die entführte Maschine in Bahrein. Die Terroristen übermittelten eine Forderung nach
    Freilassung von neun deutschen und zwei in der Türkei inhaftierten arabischen Häftlingen. Schon eine Stunde später flogen sie weiter, um gegen sechs Uhr in Dubai anzukommen. Nunmehr forderten die Flugzeugentführer die Freilassung der elf deutschen Baader-Meinhof-Häftlinge sowie der beiden in Istanbul einsitzenden Araber Mahdi und Hassein. Außerdem verlangten sie 15 Millionen US-Dollar, und die BRD-Regierung sollte unverzüglich mit den demokratischen Republiken Vietnam und Jemen zwecks Aufnahme der Freigelassenen verhandeln. Und schließlich sollte die Maschine mit den deutschen RAF-Leuten über Istanbul fliegen und dort die beiden Araber aufnehmen. Alle Gefangenen sollten bis zum Sonntag, dem 16. Oktober 1977, um 8 Uhr ihr Ziel erreicht haben, anderenfalls würden Schleyer und die Geiseln getötet werden. Weitere Kontakte zur BRD-Regie-rung sollten nicht mehr aufgenommen werden.
    Nach der Flugzeugentführung hatte sich auch das „Kommando Siegfried Hausner" wieder gemeldet und erklärt, seine Forderung wäre mit der der „Operation Kofr Kaddum" des „Kommandos Martyr Kalimet" identisch. Eine Begleitung der Freizulassenden durch Pastor Niemöller und Rechtsanwalt Payot sei also nicht mehr erforderlich.
    In der Nacht vom Freitag zum Samstag traf Staatsminister Wischnewski in Dubei ein, um Kontakt mit der dortigen Regierung und den Flugzeugentführern aufzunehmen.
    Inzwischen hatte in der BRD die Familie des entführten BDA-Präisdenten auf eigene Faust Verbindung mit der RAF aufgenommen, um Schleyer für ein Lösegeld von 15 Millionen US-Dollar freizukaufen. Die Angelegenheit wurde jedoch der Polizei bekannt und der Handel durch eine vermutlich von Sicherheitsleuten absichtlich inszenierte Indiskretion vereitelt.
    Die Geldübergabe sollte am 14. Oktober im Hotel Interkontinental in Frankfurt am Main stattfinden. Zur festgelegten Zeit aber waren dort so viele Reporter und Kriminalbeamte anwesend, daß die Entführer ausbleiben mußten. Um 10 Uhr 30 erklärte das BKA, daß der Geldübergabeversuch gescheitert wäre und bei Rechtsanwalt Payot eine neue Mitteilung für die Entführer bereitläge.
    Das Schicksal Schleyers wie auch das der Passagiere und der Besatzung der „Landshut" lag in den Händen der
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