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Der Tod ist mein

Der Tod ist mein

Titel: Der Tod ist mein
Autoren: J. D. Robb
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zweitausendsechsundvierzig ihren Abschluss an der New Yorker Polizeischule gemacht.«
    »Ich war sechsundvierzig dort«, erklärte Eve mit nachdenklicher Stimme. »Dann muss sie eine Klasse über mir gewesen sein. Ich kann mich nicht an sie erinnern.«
    »Ihre Schulakte kann ich ohne offizielle Genehmigung nicht einsehen.«
    »Das brauchen Sie auch nicht.« Stirnrunzelnd hackte Eve auf dem Stück Pappe, das als angeblicher Pfannkuchen auf ihrem Teller lag, herum. »Dann ist sie also schon seit zwölf Jahren bei der Truppe und sammelt nach wie vor Leichen in der City ein? Kein Wunder, dass sie derart schlechte Laune hatte.«
    »Sie ist seit zwei Jahren in der Abteilung hundertzweiundsechzig. Vorher war sie ein paar Jahre in Abteilung siebenvierzig, und davor hat sie den Verkehr geregelt. Mann, es hat sie nie lange irgendwo gehalten. Eine Zeit lang war sie im Archiv, und dann war sie bei der Abteilung achtundzwanzig – das ist die Parkpatrouille, bei der man meist zu Fuß durch irgendwelche Grünanlagen latscht.«
    Da noch nicht einmal der kleine See aus Sirup, den Eve auf ihren Pfannkuchen gegossen hatte, das Ding weicher werden ließ, gab sie schließlich auf und trank stattdessen ihren die Magenwände beim ersten Kontakt zerfressenden Kaffee. »Klingt, als hätte unsere Freundin Schwierigkeiten, die passende Nische für sich zu finden. Oder als würde sie ständig von einer Abteilung an die nächste weitergereicht.«
    »Um die Versetzungsberichte und/oder die Berichte zu ihrer persönlichen Entwicklung einzusehen, brauchte ich ebenfalls eine offizielle Erlaubnis.«
    Eve dachte kurz darüber nach, schüttelte letztlich aber den Kopf. »Nein, die Sache wirkt irgendwie nicht sauber, und wahrscheinlich haben wir in Zukunft sowieso nichts mehr mit ihr zu tun.«
    »Hier steht, dass sie Single ist. War nie verheiratet und hat keine Kinder. Sie ist fünfunddreißig, die Eltern leben in Queens, und dann gibt es noch zwei Brüder sowie eine Schwester. Ich kann nur hoffen«, fügte Peabody hinzu, während sie den Handcomputer an die Seite legte, »dass wir tatsächlich nicht noch mal etwas mit ihr zu tun bekommen.
    Denn sie hat eindeutig die allergrößte Lust, Ihnen an den Karren zu fahren.«
    Eve lächelte fein. »Das muss frustrierend für sie sein, meinen Sie nicht auch? Haben Sie eine Vermutung, weshalb sie sich derart auf mich eingeschossen hat?«
    »Keine Ahnung, außer dass Sie Sie sind und sie nicht.« Peabody zuckte unbehaglich mit den Schultern. »Trotzdem würde ich mich an Ihrer Stelle ein wenig vorsehen. Sie hat ausgesehen wie der Typ, der einem gern von hinten ein Messer zwischen die Schulterblätter rammt.«
    »Es ist wohl eher unwahrscheinlich, dass wir uns von jetzt an regelmäßig sehen«, tat Eve die Sache ab. »Essen Sie auf. Ich will hören, ob dieser Penner, von dem Trueheart gesprochen hat, vielleicht irgendetwas weiß.«
    Sie beschloss, einen der Vernehmungsräume zu benutzen, da die kalte Förmlichkeit des Zimmers die Zungen häufig löste. Ein Blick auf Gimp jedoch verriet ihr, dass er zwar dank eines starken Ausnüchterungsmittels eventuell wieder halbwegs bei Verstand war, dass er jedoch das Zittern seines klapperdürren Körpers nicht unter Kontrolle hatte und dass er mit den Augen nervös zwischen den Wänden des Raumes hin und her sprang.
    Ein schnelles Bad im Dekontaminierungsbecken hatte nicht nur sämtlichen Parasiten den Garaus gemacht, sondern obendrein den Gestank seines ungewaschenen Leibes mit einem Hauch von künstlicher Zitrone überdeckt.
    Er war eindeutig süchtig, dachte Eve, und die Mischung ungesunder Drogen hatte ihn eines Großteils seiner Hirnzellen beraubt.
    Sie brachte ihm Wasser, da sie wusste, dass ein trockener Mund eines der Probleme von Alkoholikern nach der Dekontaminierung war. »Wie alt sind Sie, Gimp?«
    »Weiß nich’, vielleicht so um die fuffzig.«
    Er sah aus wie ein schlecht erhaltener Greis, doch wahrscheinlich war seine Vermutung gar nicht so verkehrt. »Haben Sie noch einen anderen Namen?«
    Er zuckte mit den Schultern. Sie hatten ihm die Kleider abgenommen, diese umgehend entsorgt und ihn stattdessen in einen Kittel und eine schlaff an seinem Leib hängende Hose mit Gummizug gesteckt, deren graue Farbe fast identisch war mit seinem aschfarbenen Teint. »Weiß nich’. Ich bin Gimp.«
    »Okay. Sie kennen Officer Trueheart, oder?«
    »Ja, ja.« Plötzlich verzog er das eingefallene Gesicht zu einem Lächeln, das so rein war wie das eines Babys. »Hü Sie
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