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Der Tod ist mein

Der Tod ist mein

Titel: Der Tod ist mein
Autoren: J. D. Robb
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gehabt. Aber ich glaube nicht, dass er das hier ganz alleine bewerkstelligt hat. Haben Sie die beiden Leichensammler schon nach Zeugen suchen lassen?«
    »Ja.« Peabody schaute die menschenleere Straße hinauf und hinab. Überall sah man zerbrochene Fensterscheiben und in der schmalen Gasse auf der anderen Straßenseite eine Ansammlung von Behausungen ähnlich der, in der Snooks ermordet worden war. »Und ich wünsche ihnen dabei jede Menge Glück.«
    »Lieutenant.«
    »Morris.« Eve zog eine Braue in die Höhe, als sie merkte, dass der Chefpathologe persönlich am Tatort erschienen war. »Ich hätte nicht erwartet, dass sich jemand so Bedeutsamer für einen Penner interessiert.«
    Er verzog den Mund zu einem Lächeln und sah sie mit blitzenden Augen an. Die leuchtend rote Skimütze auf seinen langen, zu einem Pferdeschwanz geflochtenen Haaren passte farblich zu dem langen Mantel, den er fröhlich in der kalten Brise flattern ließ. Eve wusste, Morris war ein durch und durch modebewusster Mann.
    »Ich stand gerade zur Verfügung, und außerdem klang diese Sache ziemlich interessant. Er hat kein Herz mehr, sagen Sie?«
    »Tja, ich habe zumindest keins gefunden.«
    Grinsend trat er vor die Bude. »Am besten gucke ich ihn mir mal an.«
    Eve, die nun vor Kälte zitterte, beneidete Morris glühend um den langen, offenbar sehr warmen Mantel, den er trug. Sie besaß selber einen Mantel – Roarke hatte ihr ein Prachtstück zu Weihnachten geschenkt –, doch widerstand sie der Versuchung, ihn während der Arbeit anzuziehen. Sie wollte verdammt sein, wenn sie zuließ, dass das phänomenale bronzefarbene Kaschmir Blut und andere Körperflüssigkeiten abbekam.
    Und, dachte sie, als sie erneut neben dem Toten in die Hocke ging, ihre tollen neuen Handschuhe steckten garantiert in den Taschen dieses wunderbaren Mantels.
    Weshalb sie ihre Hände, die sie vor Kälte kaum noch spürte, in die Taschen ihrer Lederjacke steckte, die Schultern hochzog und verfolgte, wie Morris den Toten untersuchte.
    »Eine wunderbare Arbeit«, hauchte er mit ehrfürchtiger Stimme. »Wirklich wunderbar.«
    »Dann ist er also ausgebildeter Chirurg?«
    »O ja.« Morris lugte durch seine Vergrößerungsbrille in die offene Brust. »Allerdings. Das ist er. Das hier war nicht seine erste Operation. Ebenso sind die Instrumente erste Sahne. Kein selbst gebasteltes Skalpell, keine groben Rippenspreizer. Unser Killer ist ein fantastischer Chirurg. Ich will verdammt sein, wenn ich ihn nicht um seine Hände beneide.«
    »Es gibt Sekten, die für ihre Zeremonien bestimmte Körperteile brauchen«, sagte Eve halb zu sich selbst. »Aber im Allgemeinen hacken sie, wenn sie töten, brutal auf ihre Opfer ein. Und sie lieben Rituale, lieben ein bestimmtes Ambiente. Davon ist hier nichts zu sehen.«
    »Auf mich wirkt das hier auch nicht wie irgendeine religiöse Sache. Eher wie eine rein medizinische Angelegenheit.«
    »Ja.« Das passte zu dem, was sie selber dachte. »Kann ein Mensch eine solche Operation allein durchführen?«
    »Das bezweifle ich.« Morris zupfte an seiner Unterlippe, ließ sie zurückschnappen und meinte: »Um eine solche Operation unter derart schwierigen Umständen durchführen zu können, braucht man einen äußerst erfahrenen Assistenten.«
    »Haben Sie eine Vorstellung, weshalb man diesem Mann unbedingt das Herz rausoperieren sollte, außer wenn man damit dem Dämonen der Woche huldigen will?«
    »Ich habe keinen blassen Schimmer«, erklärte Morris vergnügt, winkte sie vor sich zurück nach draußen und atmete, dort angekommen, für Eve hörbar aus. »Es überrascht mich, dass der Alte bei diesem Gestank nicht schon längst erstickt war. Aber um wieder auf seine Pumpe zurückzukommen: Ich schätze, sie hätte sowieso in nicht allzu ferner Zukunft ihren Dienst versagt. Haben Sie seine Fingerabdrücke und eine DNA-Probe genommen, damit man ihn identifizieren kann?«
    »Sind bereits versiegelt und bereit für das Labor.«
    »Dann nehmen wir den armen Kerl gleich mit.«
    Eve nickte. »Sind Sie neugierig genug, um ihn ganz oben auf Ihren Leichenstapel zu legen?«
    »Das bin ich tatsächlich.« Lächelnd winkte er den Sanitätern. »Sie sollten eine Mütze tragen, Dallas. Hier draußen friert einem ja alles ab.«
    Auch wenn sie einen Monatslohn für eine Tasse heißen Kaffee ausgegeben hätte, verzog sie verächtlich das Gesicht, überließ den Pathologen seiner Arbeit und wandte sich wieder an die beiden Leichensammler, von denen sie gerufen worden
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