Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod ist mein

Der Tod ist mein

Titel: Der Tod ist mein
Autoren: J. D. Robb
Vom Netzwerk:
überquert und baute sich direkt vor den beiden elend im Wind kauernden Polizeibeamten auf.
    Automatisch nahmen beide Haltung an. Eve schüchterte andere Polizisten sofort ein, dachte Peabody und zog die Tüte mit dem Werkzeug für die Spurensuche aus dem Fach neben dem Sitz.
    Es lag nicht nur an ihrem Aussehen, an dem langen, geschmeidigen Körper und dem braunen, mit blonden und roten Strähnen durchwirkten, kurzen, oft zerzausten Haar. Nein, es lag vor allem an den Augen, den Augen einer Polizistin in der Farbe guten Whiskeys, und an dem kleinen Grübchen in der Mitte ihres Kinns unterhalb des vollen Mundes, der manchmal hart wurde wie Stein.
    Peabody fand Eves Gesicht vor allem deshalb derart ausdrucksvoll und attraktiv, weil Eve nicht die geringste Eitelkeit besaß.
    Vor allem war es die Person, die sich hinter dem Aussehen verbarg, die andere bei ihrem Anblick die Schultern straffen ließ.
    Sie war die beste Polizistin, die Peabody je hatte kennen lernen dürfen. Sie machte ihre Arbeit mit einer solchen Überzeugung, dass man, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, jede Tür mit ihr durchschritt. Sie trat mit aller Kraft und ganzem Herzen sowohl für die Toten als auch für die Lebenden ein.
    Und, überlegte Peabody, als sie nahe genug war, um das Ende von Eves Strafpredigt zu hören, sie trat ohne Vorbehalte jedem, der es brauchte, gewaltig in den Arsch.
    »Und jetzt zurück zu unserem Fall«, erklärte Eve mit kühler Stimme. »Wenn Sie einen Mordfall melden und mich dadurch zwingen, meinen Hintern aus dem Bett zu schwingen, obwohl es noch mitten in der Nacht ist, sichern Sie, statt wie zwei Hornochsen total untätig hier rumzustehen, bis ich erscheine, gefälligst ordnungsgemäß den Fundort und verfassen einen vollständigen Bericht. Himmel, Sie sind Polizisten! Also benehmen Sie sich auch so.«
    »Sehr wohl, Madam, Lieutenant«, sagte der jüngere der beiden Polizisten mit unsicherer Stimme. Er war noch ein halber Junge, und nur deshalb hatte Eve sich bei der Predigt in Zurückhaltung geübt. Seine Partnerin jedoch war bestimmt schon lange bei der Truppe und handelte sich deshalb einen von Eves todbringenden Blicken ein.
    »Sehr wohl, Madam«, knurrte sie mit zusammengebissenen Zähnen.
    Angesichts des unverhohlenen Widerwillens, mit dem sie diese Worte rausbrachte, fixierte Eve sie schräg von oben und fragte: »Haben Sie irgendein Problem, Officer… Bowers?«
    »Nein, Madam.«
    Ihre babyblauen Augen standen in leuchtendem Kontrast zu ihrem kirschholzfarbenen Gesicht. Die Kappe saß ein wenig schief auf ihrem kurzen, dunklen Haar, an ihrem Mantel fehlte ein Knopf, und ihre völlig verkratzten Schuhe hatten schon seit Jahren keine Schuhcreme mehr gesehen. Eve hätte sie dafür ebenfalls zur Rede stellen können, kam jedoch zu dem Schluss, dass der elendige Job, den Bowers hier erledigte, sicher Entschuldigung genug war, dass man sich nicht herausstaffierte, als ginge man zu einem Ball.
    »Gut.« Eves warnender Gesichtsausdruck sagte mehr als tausend Worte, und so nickte sie nur wortlos. Als sie sich an Bowers’ Partner wandte, rief sein Anblick eine Spur von Mitleid in ihr wach. Er war kreidebleich, zitterte am ganzen Körper und kam so frisch von der Schule, dass man es beinahe roch.
    »Officer Trueheart, meine Assistentin wird Ihnen gleich zeigen, wie man einen Tatort sichert. Passen Sie gut auf.«
    »Sehr wohl, Madam.«
    »Peabody.« Sofort wurde ihr die Tüte mit dem Untersuchungswerkzeug in die Hand gedrückt. »Zeigen Sie mir, was Sie haben, Bowers.«
    »Einen mittellosen weißen Mann. Hörte auf den Namen Snooks. Das hier ist seine Bude.«
    Sie winkte in Richtung eines aus einem mit leuchtenden Sternen und Blumen bemalten Umzugskarton und dem verbogenen Deckel eines alten Recyclers clever zusammengebastelten Unterstands, vor dessen Eingang eine mottenzerfressene Decke und ein handgemaltes Pappschild hingen, auf dem schlicht SNOOKS geschrieben stand.
    »Liegt er dort drinnen?«
    »Ja, ein Teil von unserer Arbeit besteht darin, kurz in die Buden reinzugucken, um zu prüfen, ob es irgendwelche Leichen einzusammeln gibt. Und Snooks ist ganz sicher eine Leiche«, versuchte sie zu scherzen.
    »Aha. Himmel, was für ein angenehmer Duft«, murmelte Eve, als sie näher an den Eingang des Verschlages trat und der Wind den Gestank nicht mehr vertrieb.
    »Genau der hat mich aufmerksam gemacht. Hier stinkt es immer. Alle diese Leute riechen nach Schweiß, nach Müll und Schlimmerem, aber eine Leiche hat noch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher