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Der Tod ist mein

Der Tod ist mein

Titel: Der Tod ist mein
Autoren: J. D. Robb
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Ausdrucksweise hinzuweisen. Einem Bericht, der in dreifacher Ausführung um Punkt zehn Uhr auf meinem Schreibtisch liegt. Treten Sie zurück«, befahl sie mit tödlich leiser Stimme.
    Es dauerte zehn spannungsgeladene Sekunden, bis Bowers endlich zu Boden blickte und einen Schritt zur Seite trat.
    Eve wandte ihr den Rücken zu und zog ihr Handy aus der Tasche. »Lieutenant Eve Dallas. Ich habe einen Mord.«
    Warum in aller Welt, fragte sich Eve, während sie erneut in Snooks’ Behausung hockte und den Toten untersuchten, stahl jemand ein kaum noch funktionstüchtiges Herz? Sie erinnerte sich daran, dass es nach den Innerstädtischen Revolten eine Zeit gegeben hatte, in der gestohlene Organe eine hochbezahlte Ware auf dem Schwarzmarkt gewesen waren. Oft hatten die Händler nicht die Geduld besessen abzuwarten, bis ein Spender wirklich tot gewesen war, um ihm die Organe zu entnehmen. Doch diese Zeit lag eine halbe Ewigkeit zurück, denn inzwischen hatte man die Herstellung von künstlichen Organen regelrecht perfektioniert.
    Nach wie vor waren Organspenden und -handel populär. Außerdem gab es die Möglichkeit, Organe nachwachsen zu lassen, auch wenn sie nicht wusste, wie das funktionierte.
    Neuheiten und Nachrichten aus dem Bereich der Medizin hatte sie bisher so gut wie regelmäßig ignoriert.
    Sie hatte Ärzten von klein auf misstraut.
    Es gab Menschen, denen der Gedanke an ein künstliches Organ aus irgendwelchen Gründen nicht gefiel. Es wurden also mit dem Herz oder der Niere eines jungen Unfallopfers Höchstpreise erzielt, doch musste das Organ in hervorragendem Zustand sein. Und an Snooks war sicher nichts hervorragend gewesen.
    Trotz des beißenden Gestanks beugte sie sich noch ein wenig dichter über den toten Mann. Wenn eine Frau Krankenhäuser und Gesundheitszentren so verabscheute wie sie, begannen ihre Nasenflügel beim Geruch von Antiseptika automatisch zu vibrieren.
    Genau dieser Geruch wehte ihr in dieser Sekunde entgegen, und deshalb setzte sie sich auf die Fersen und runzelte die Stirn.
    Der vorläufigen Untersuchung nach war das Opfer gegen zwei Uhr zehn gestorben. Natürlich brauchte sie noch den Bericht des Pathologen, um zu wissen, ob er Drogen eingeworfen hatte oder narkotisiert gewesen war. Dass er getrunken hatte, war jedoch bereits zu diesem Zeitpunkt klar.
    Die typische braune Mehrwegflasche, die so viele Penner für den Transport von Selbstgebranntem nutzten, stand fast leer in einer Ecke. Außerdem fand Eve einen kleinen, beinahe jämmerlichen Haufen illegaler Drogen. Einen dünnen, selbst gedrehten Zoner-Joint, ein paar pinkfarbene Kapseln – höchstwahrscheinlich Jags – sowie eine kleine, schmutzstarrende Tüte voll mit einem weißen Pulver, bei dem es sich dem Geruch zufolge um eine Mixtur aus Grin und Zeus zu handeln schien.
    Ein verräterisches Netz aus geplatzten Blutgefäßen – eindeutiges Zeichen langer Fehlernährung – durchzog sein eingefallenes Gesicht, und der dicke Schorf schien Hinweis auf eine unschöne Hautkrankheit zu sein. Der Mann hatte gesoffen, geraucht, sich von Abfällen ernährt und wäre sicher bald von selbst im Schlaf gestorben.
    Was gab es für einen Grund, einen solchen Menschen zu ermorden?
    »Madam?« In ihrem Rücken zog Peabody den Vorhang vorsichtig zurück. »Der Pathologe ist da.«
    »Warum hat ihm jemand das Herz herausgenommen?«, murmelte Eve nachdenklich. »Und dazu auf eine derart professionelle Art? Wenn es ein normaler Mord gewesen wäre, hätte man ihn doch sicher zusammengeschlagen und getreten? Wenn man ihn hätte verstümmeln wollen, hätte man das doch bestimmt getan. Aber nein, das hier ist eine Arbeit wie aus einem Lehrbuch.«
    Peabody spähte auf die Leiche und verzog elend das Gesicht. »Ich habe noch keine Herzoperation miterleben dürfen, aber ich glaube Ihnen gern, dass das hier das Werk eines Profis war.«
    »Sehen Sie sich die Wunde an«, forderte Eve sie ungeduldig auf. »Eigentlich hätte er ausbluten sollen, oder nicht? Himmel, schließlich hat er ein faustgroßes Loch in seiner Brust. Aber die Adern wurden abgeklemmt und anschließend verschlossen wie bei einer ordentlichen Operation. Derjenige, der das getan hat, hat keinen Sinn darin gesehen, ein Blutbad anzurichten. Nein, er ist stolz auf seine Arbeit«, fügte sie hinzu, kroch rückwärts durch die Öffnung, richtete sich auf und sog die kalte Winterluft tief in ihre Lungen ein.
    »Er versteht sich auf sein Handwerk. Hat eindeutig eine Ausbildung in dem Bereich
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