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Der Tod ist mein

Der Tod ist mein

Titel: Der Tod ist mein
Autoren: J. D. Robb
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Aber er stellt sich lieber blind und beruft sich dabei auf seine Loyalität gegenüber uns Kollegen. Ein Arzt steht für den anderen ein.«
    »Sie tun das aber nicht.«
    »Meine Loyalität gilt dem Projekt.«
    »Und was hoffen Sie durch das alles zu gewinnen.«
    »Ist das die Frage, auf die Sie noch keine Antwort haben? Mein Gott, wir haben es geschafft.« Jetzt fingen seine leuchtend grünen Augen an zu blitzen. »Wir können ein menschliches Organ verjüngen. Innerhalb von einem Tag kann ein sterbendes Herz behandelt und gesund gemacht werden. Das heißt, nicht nur gesund, sondern stark, jung und vital.« Vor lauter Aufregung bekam seine Stimme einen beinahe schrillen Klang. »In manchen Fällen wird es sogar in einen besseren Zustand als vor der Erkrankung versetzt. Alles, was noch fehlt, ist, dass wir es schaffen, es wiederzubeleben, doch ich glaube, dass uns selbst das, wenn wir noch etwas weiterforschen, irgendwann gelingt.«
    »Sie denken daran, Tote wieder zum Leben zu erwecken?«
    »Sie halten das für eine Fiktion. Aber auch Organ- und Hornhauttransplantationen sowie die Behandlung kranker Föten noch im Mutterleib galten einmal als Fiktion. Es kann und wird geschehen, und zwar in absehbarer Zeit. Wir stehen kurz davor, mit unserer Entdeckung an die Öffentlichkeit zu gehen. Ein Serum, das, wenn es im Rahmen eines einfachen chirurgischen Eingriffs direkt in das geschädigte Organ gespritzt wird, die Zellen regeneriert und jede Krankheit auslöscht. Der Patient kann sich innerhalb weniger Stunden ambulant behandeln lassen und geht schon am nächsten Tag völlig gesund wieder nach Hause. Mit seinem eigenen Herzen, seiner eigenen Lunge, seinen eigenen Nieren statt mit einem künstlichen Ersatz.«
    Mit strahlenden Augen beugte er sich zu Eve vor. »Sie scheinen die Bedeutung unserer Entdeckung noch immer nicht vollkommen zu verstehen. Dieses Verfahren kann wieder und wieder verwendet werden, bei jedem beliebigen Organ. Und von dort ist es nur noch ein kleiner Schritt, bis man das Gleiche mit Muskeln, Knochen und Gewebe machen kann. Nach diesem ersten Durchbruch werden wir mehr Forschungsgelder erhalten, als wir für die Beendigung unseres Werkes jemals brauchen. Innerhalb der nächsten beiden Jahre werden wir es schaffen, einen Menschen unter Verwendung seines eigenen Körpers neu zu schaffen. Die durchschnittliche Lebenserwartung wird sich mindestens verdoppeln. Der Tod wird praktisch überflüssig sein.«
    »Er ist niemals überflüssig. Nicht, solange es Menschen gibt wie Sie. Wen werden Sie auswählen, um ihn neu zu erschaffen?«, fragte sie ihn zornig. »Es gibt nicht genug Raum und nicht genug Ressourcen, als dass jeder ewig leben könnte. Also wird es darauf ankommen, dass man genügend Geld hat, um sich dieses Leben leisten zu können. Das wäre eine Art der Selektion.«
    »Wer braucht denn wohl all die abgetakelten Nutten und die Obdachlosen, die überall auf den Straße lungern?«, fragte er und musterte sie mit schlauem Lächeln. »Wir haben Waylan in der Tasche, der seinen Einfluss in East Washington zu unseren Gunsten geltend machen wird. Die Politiker werden das Thema begeistert aufgreifen. Schließlich haben wir eine Möglichkeit gefunden, die Straßen im Verlauf der nächsten Jahre durch eine Art natürlicher Auslese, eine Art Überleben nur der Fittesten, sauber zu bekommen.«
    »Wobei natürlich die Auswahl Ihnen überlassen wäre.«
    »Warum nicht? Wer könnte wohl besser entscheiden als diejenigen, die menschliche Herzen in den Händen gehalten haben, die in die Hirne und die Eingeweide anderer eingedrungen sind? Wer kennt sich mit diesen Dingen wohl besser aus als wir?«
    »Das ist also Ihre Mission«, meinte sie mit ruhiger Stimme. »Die Erschaffung, Formung und Auswahl des perfekten Menschen.«
    »Geben Sie es zu, Dallas, ohne all den Abschaum, der auf ihr herumkriecht, wäre die Welt ein deutlich besserer Ort.«
    »Sie haben Recht. Nur, dass wir Abschaum eindeutig verschieden definieren.«
    Damit gab sie dem Rolltisch einen harten Stoß nach rechts und sprang darüber hinweg.
    Roarke kauerte vor der verschlossenen Tür. Seine ganze Welt war auf die Kontrollpaneele direkt vor seinen Augen reduziert. Er hatte eine geschwollene rechte Wange und einen tiefen Kratzer in der Schulter.
    Dem Sicherheitsdroiden fehlten der Kopf und der linke Arm, doch hatte der Kampf eindeutig zu lang gedauert.
    Jetzt musste er sich auf die Paneele konzentrieren, brauchte einen wachen Blick und eine ruhige Hand.
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