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Der Tod ist mein

Der Tod ist mein

Titel: Der Tod ist mein
Autoren: J. D. Robb
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von Friend zunichte gemacht worden war. Ich gehörte noch nicht zu den ganz Großen, als er und ein paar seiner Kollegen anfingen, lebendes Gewebe mit künstlichen Materialien zu verschmelzen. Aber Tia, sie hat an mich und meine Leidenschaft geglaubt und mich stets über alles informiert.«
    »Hat sie Ihnen auch dabei geholfen, Friend zu töten?«
    »Nein, das habe ich allein getan. Friend hatte Wind von meinen Interessen und Experimenten bekommen und war darüber alles andere als erfreut. Er hatte die Absicht, seinen Einfluss zu nutzen, um mir die wenigen Gelder, die ich noch für die Forschung an Tierorganen bekam, streichen zu lassen, weshalb ich ihm zuvorgekommen bin. Bevor er mich zerstören konnte, habe ich einfach ihn zerstört und damit gleichzeitig sein bescheidenes Projekt.«
    »Aber dann mussten Sie untertauchen«, meinte sie und schob sich, während sie ihn fixierte, noch ein Stückchen weiter vor. »Sie hatten von vornherein die Absicht, irgendwann die Forschung mit menschlichen Organen fortzuführen, und deshalb haben Sie Ihre Spuren sorgfältig verwischt.«
    »Sehr sorgfältig sogar. Und im Verlauf der Jahre habe ich ein paar der geschicktesten Hände und der größten Geister auf dem Gebiet der Medizin für meine Arbeit requiriert. Ende gut, alles gut, wie es so schön heißt. Passen Sie auf, dass Sie nicht stolpern.«
    Am Fuß eines Rolltischs blieb sie stehen und umfasste wie beiläufig das Gitter. »Sie wissen, dass sie Young inzwischen festgenommen haben? Er packt hundertprozentig aus, und dann hängen Sie am Strick.«
    »Eher wird er sterben«, erklärte Waverly mit einem leisen Kichern. »Der Mann ist von diesem Projekt geradezu besessen. Er sieht bereits seinen Namen in sämtlichen Fachzeitschriften stehen. Er hält mich für einen Gott. Eher würde er sich die eigene Pulsader aufbeißen, als mich jemals zu verraten.«
    »Möglich. Ich schätze, Sie konnten nicht darauf vertrauen, dass sich auch Tia Wo derart loyal verhalten hätte.«
    »Nein. Sie war von vornherein ein gewisser Risikofaktor, hat nie wirklich zum Kern des Forscherteams gehört. Eine echt gute Ärztin, aber eine ziemlich instabile Frau. Als sie herausfand, dass wir uns die menschlichen Organe… ohne Genehmigung angeeignet hatten, ist sie regelrecht in Panik geraten.«
    »Sie hatte nicht erwartet, dass Sie Menschen töten würden für dieses Projekt.«
    »Menschen konnte man diese Geschöpfe wohl kaum nennen.«
    »Und die anderen?«
    »Von unserer Truppe? Hans sieht diese Dinge ebenso wie ich. Und Colin?« Er zuckte mit einer seiner eleganten Schultern. »Er läuft lieber mit Scheuklappen herum und tut so, als wisse er über das Ausmaß unserer Forschungen nicht genau Bescheid. Natürlich sind noch andere beteiligt. Ein Unternehmen dieser Größenordnung erfordert ein großes, allerdings sorgfältig ausgewähltes Team.«
    »Haben Sie den Droiden auf Jan angesetzt?«
    »Sie haben sie also bereits gefunden.« Im hellen Licht der Lampen schimmerten seine Haare golden ’auf, als er mit einem bewundernden Kopfschütteln erklärte: »Das war wirklich schnell. Natürlich habe ich ihn auf sie angesetzt. Schließlich war sie einer der losen Fäden, von denen ich bereits vorhin gesprochen habe.«
    »Und was wird Cagney sagen, wenn Sie ihm erklären, dass auch seine Nichte Louise ein solcher loser Faden war?«
    »Das wird er nie erfahren. Wenn man weiß, wie man es anstellen muss, ist es ein Kinderspiel, eine Leiche in einem Gesundheitszentrum zu entsorgen. Das Krematorium ist äußerst effizient und Tag und Nacht geöffnet. Niemand wird also jemals erfahren, was aus ihr geworden ist.«
    Geistesabwesend strich Waverly Louise über das Haar, und allein für diese Geste hätte Eve ihn am liebsten eigenhändig umgebracht.
    »Wahrscheinlich wird er daran zerbrechen«, fuhr Waverly nachdenklich fort. »Das tut mir wirklich Leid. Es tut mir echt Leid, dass ich zwei so intelligente Menschen, zwei so exzellente Ärzte opfern muss, aber Fortschritt, großer Fortschritt, ist nun einmal jedes Opfer wert.«
    »Er wird wissen, dass Sie dahinter stecken.«
    »Oh, bestimmt wird er es in gewisser Weise ahnen. Aber er wird es leugnen. Das ist seine Spezialität. Doch zugleich wird er sich verantwortlich für diese Sache fühlen. Ich schätze, er wird Schuldgefühle haben, weil er nicht eingegriffen hat. Schließlich ist er sich der Tatsache durchaus bewusst, dass hier und an anderen Fakultäten ohne offizielle Genehmigung zu diesem Thema geforscht wird.
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