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Der Tod ist kein Gourmet

Der Tod ist kein Gourmet

Titel: Der Tod ist kein Gourmet
Autoren: Jean G. Goodhind
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richtig machen. Nicht dass ihn das interessierte. Jetzt oder später, sie waren jedenfalls ideale Opfer für seine giftige, spitze Feder.
    Er verzog einen Mundwinkel zu einem selbstzufriedenen Grinsen. Schlechte Kritiken zu schreiben, das machte wesentlich mehr Spaß, als gute zu verfassen, obwohl, ehrlich gesagt, dieses Hotel über dem Durchschnitt lag. Das Zimmer war hübsch und sauber. Helle Vorhänge mit zitronengelben Streifen hingen am Fenster. Die Kopfkissenbezüge waren makellos weiß. In einer Zimmerecke stand ein Polstersessel, und ein Hocker, der so aussah, als hätte er einst zu einem Konzertflügel gehört, war unter den Frisiertisch geschoben. Im Badezimmer gab es eine Badewanne und eine Dusche, und große flauschige Handtücher waren ordentlich über einen Handtuchwärmer gehängt, der eingeschaltet war.
    Die Vorrichtungen zum Zubereiten von Kaffee und Tee waren gut ausgestattet. Die Teetassen passten nicht zusammen, aber das war wohl Absicht. Das Laurel Tree war stolzauf seinen schrägen, aber eleganten und leicht verblassten Schick. Dieser Stil war der schlimmste Fehler, den man in einem Hotel machen konnte. Nicht jeder wusste diesen etwas hausbackenen Charme zu schätzen. Entweder modern oder ganz im Landhausstil – bloß nichts Kompliziertes.
    Mit unter dem Kopf verschränkten Armen und von ausreichend Alkohol benebelt, seufzte Wright wohlig. Trotz seiner vielen positiven Attribute würde das Laurel Tree einen Verriss bekommen. Was für ein Riesenspaß!
    Er schlief wie ein Säugling, glücklich und zufrieden mit seiner Umgebung und seinen Plänen.
    Als er aufwachte, war es sechs Uhr, und sein Mund war so trocken wie die Wüste. Er brauchte unbedingt einen Drink.
    Er war nicht der Mann, der seine eigenen Vorräte leeren würde, solange er jemand anderen schädigen konnte. Also bediente er sich aus dem kleinen Kühlschrank. Er bemerkte, dass es da auch ein Notizblöckchen mit Kugelschreiber gab, machte sich aber nicht die Mühe, irgendwas aufzuschreiben. Allerdings setzte er den Wasserkessel auf und bereitete eine Kanne Tee – selbstverständlich nicht, um ihn zu trinken. Er würde ihn über Nacht stehenlassen. Am Morgen wäre er dann kalt genug, um ihn in die leeren Whiskyflaschen zu füllen, die er wieder in den Kühlschrank stellen würde.
    Am Abend ging er aus. Im Hotel wurde kein Abendessen gereicht, aber das war nicht schlimm. Er hatte ein kleines Restaurant im Blick, das erst kürzlich eröffnet hatte. Dort würde er sich vorstellen und könnte vielleicht ein kostenloses Abendessen herausschlagen. Dann noch ein paar Drinks, und er würde zu Bett gehen, allerdings nicht, ohne zuvor noch einen Schlaftrunk zu sich zu nehmen.
    Beim Frühstück verzehrte er die Hälfte seines großen englischen Frühstücks – Speck, Würstchen, Eier und so weiter– und beschwerte sich dann, das Öl, in dem alles gebraten worden war, hätte ein bisschen ranzig geschmeckt. Mr. Dodd war ganz bleich, als er sich viele Male entschuldigte. Er bot ihm einen frischen Teller an. Wright akzeptierte.
    Als er alles verputzt hatte, war er für die Aufgaben des Tages bereit. Nach dem Mittagessen sollte es nach Chepstow und Tetbury gehen, zwei Städtchen, eines in Wales und eines in England, und beide für ihre vielen kleinen Hotels bekannt. Wieder hatte er sich im Internet genau informiert, welche davon unter neuer Leitung waren.
    Vor und nach dem Frühstück sprach er seine Notizen in sein digitales Diktiergerät, ließ sich Wörter wie »erbärmlich«, »verheerend« und »dilettantisch« genüsslich auf der Zunge zergehen und spülte sie mit den ersten paar Drinks des Tages herunter.
    Er füllte vor dem Gehen noch seinen restlichen Whiskyvorrat in eine Plastikflasche ab, die er in der Jackentasche verschwinden ließ, nachdem er sich ein Schlückchen gegönnt hatte. Dann war er so weit.
    Die Tasche war gepackt, und er schaute noch einmal aus dem Fenster auf den Brunnen mitten auf dem Laura Place. So weit das Auge reichte, elegante Gebäude mit Mansardendächern aus der Regency-Zeit, die Zeugen einer kultivierten Ära. Dahinter erstreckten sich grüne Hügel.
    Sein letzter Besuch in Bath war vor einiger Zeit gewesen. Er lächelte bei dem Gedanken daran. Längst vorbei, aber nicht vergessen. Er hatte in einem anderen kleinen Hotel übernachtet, das seine Bedürfnisse erfüllte. Das war so besonders an Bath. Die großen Hotelketten waren zwar auch vertreten, aber die kleineren Häuser waren ungewöhnlich gut – trotz allem,
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