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Der Tod hat einen Namen

Der Tod hat einen Namen

Titel: Der Tod hat einen Namen
Autoren: Sharon de Winter
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Halbdunkel im Treppenhaus so gewohnt, daß es uns nichts mehr ausmacht."
    "Schon gut", erwiderte Pamela. Sie warf einen Blick über das Treppengeländer nach unten. Erst jetzt konnte sie erkennen, daß die Halle mit schwarzen und weißen Fliesen ausgelegt war und es sogar einen K amin gab.
    "In Windhaven ist es Tradition, daß die Gäste im linken Flügel des Hauses untergebracht werden", sagte die Haushälterin, als sie vor Pamela einen schmalen Gang betrat. "Die Familie wohnt rechts."Sie öffnete die Tür zu einem lichtdurchfluteten Zimmer. "So, da wären wir."
    Pamela trat ein. Das Zimmer gefiel ihr sofort. Sie ging über den weichen Teppich zu einem der beiden hohen Fenster. Ihr Blick fiel auf den hinteren Teil des Parks, der bis zu den Klippen sanft abfiel. Rechts von ihr lag der langgestreckte, mittlere Flügel des Hauses. "Und wer wohnt dort?" erkundigte sie sich.
    "Dieser Teil des Hauses ist schon lange unbewohnt", erwiderte Liz Roberts. "Im obersten Stock liegt allerdings der Ballsaal, in dem morgen die Ausstellung stattfinden wird." Sie wandte sich einer Tapetentür zu und öffnete sie. "Im Bad werden Sie alles finden, was Sie brauchen. Ich werde mich jetzt um Ihr Gepäck kümmern." Sie nickte der jungen Frau zu und ließ sie allein.
    Pamela setzte sich auf das Bett und ließ den Blick durch das Zimmer schweifen. Die Anspannung der letzten Tage fiel von ihr ab. Noch am Morgen hatte sie darauf gewartet, daß sich Robin bei ihr melden würde. Er hatte es nicht getan. Sie lauschte in sich hinein. Bis auf eine gewisse Enttäuschung spürte sie nichts.
    Es kann wirklich nicht die große Liebe gewesen sein, dachte die Pianistin und ging ins Bad. Sie nahm sich vor, das Wochene nde in Windhaven von ganzem Herzen zu genießen.

4.
    "Wir freuen uns, daß Sie es möglich machen konnten, nach Windhaven zu kommen, Miß Lindsay", sagte Kathleen Callison herzlich, als sie Pamela eine Stunde später im Salon begrüßte. Die junge Frau schätzte ihre Gastgeberin auf fünfundvierzig. Mrs. Callison trug ein elegantes Nachmittagskleid, das ihre etwas zu füllige Figur geschickt kaschierte. Bis auf ein Armband und ihren Ehering hatte sie keinen Schmuck ang elegt.
    "Ich kann mich den Worten meiner Frau nur anschließen, Miß Lindsay." Charles Callison, ein grauhaariger Mann Ende Fünfzig, schüttelte Pamelas Hand. "Es ist uns eine besondere Ehre, eine berühmte Pianistin wie Sie begrüßen zu dürfen."
    "Ich bin gerne nach Windhaven gekommen", erwiderte die junge Frau, als sie sich zum Tee setzten. Ihr Blick glitt zu dem teuren Flügel hinüber, der nahe der Terrassentür stand. "Sie spielen?" fragte sie ihre Gastgeberin.
    "Ein wenig", erwiderte Kathleen Callison. "Meine Tochter D inah war eine hervorragende Pianistin." Sie stand auf und ging zum Flügel hinüber. Nachdenklich strich sie über das dunkle Holz.
    Charles Callison wies in den Park. "Wer hätte gedacht, daß heute noch so ein Unwetter aufzieht", meinte er. "Wollen wir ho ffen, daß sich das Wetter bis morgen nachmittag wieder beruhigt."
    "Um was für eine Kunstausstellung handelt es sich?" fragte Pamela. "Mein Agent konnte mir nichts Genaueres darüber s agen."
    Kathleen Callison kehrte zu ihrem Platz zurück. Sie schenkte Tee ein und reichte Pamela eine Tasse. "Mein Mann und ich ve ranstalten jedes Jahr auf Windhaven eine derartige Ausstellung", erwiderte sie. "Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, junge, bis dahin unbekannte Talente zu fördern. Für viele ist eine Ausstellung in Windhaven das Sprungbrett zu späterem Erfolg."
    "Sicher haben Sie schon einmal von Sally Oliver gehört", meinte der Hausherr. "Sie hat vor fünf Jahren zum ersten Mal bei uns ihre Werke ausgestellt. Heute zählt sie zu den gefragtesten Malerinnen Europas. Oder nehmen Sie Norman Ragland. Er ist ein begnadeter Künstler, doch niemand wollte seine Skulpturen ka ufen, bis wir ihm eine Chance gaben."
    Pamela hatte von beiden Künstlern gehört. Von Sally Oliver besaß sie sogar ein Gemälde. "Sie haben sich da eine wunderbare Aufgabe gestellt", sagte sie. "Aber vermutlich steckt sehr viel Arbeit in jeder Au sstellung."
    Kathleen Callison nickte. "Doch es ist eine Arbeit, die mir sehr viel Freude macht, Miß Lindsay. Sie gibt meinem Leben einen Sinn."
    Die junge Frau beobachtete, wie Charles Callison sanft den Arm seiner Frau berührte, so als wollte er sie beschwichtigen. Sie fragte sich, was das Leben seiner Frau so düster gemacht hatte, daß sie sich anderer Menschen annehmen mußte, um
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