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Der Tod hat einen Namen

Der Tod hat einen Namen

Titel: Der Tod hat einen Namen
Autoren: Sharon de Winter
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nicht zu verzweifeln. Verstohlen blickte sie zum Flügel. Sie spürte, daß Kathleens Schwermut mit ihrer Tochter zusammenhing, aber es gab Fragen, die man einfach nicht stellen durfte.
    Ein schlanker, dunkelhaariger Mann trat in den Salon. Er trug dunkle Cordhosen und einen hellen Pullover. Seine ganze E rscheinung strahlte eine ungeheure Selbstsicherheit aus. "Guten Tag", grüßte er.
    "Miß Lindsay, darf ich Sie mit meinem Sohn Victor bekann tmachen?" fragte der Hausherr. "Victor arbeitet als Arzt in einer Newquayer Privatklinik. VictorMiß Lindsay. Sie hat gerade noch vor dem Unwetter Windhaven erreicht."
    "Ich war schon sehr gespannt auf Sie, Miß Lindsay", gab der junge Mann mit einem charmanten Lächeln zu. Seine braunen Augen blitzten. "Man hat nicht jeden Tag die Ehre, einer berüh mten Pianistin die Hand zu schütteln."
    Pamela errötete, obwohl sie derartige Komplimente gewohnt war. "Es ist ein Beruf wie jeder andere, Doktor Callison", erw iderte sie.
    "Nun, da bin ich anderer Meinung", erklärte Victor Callison. "Aber wir wollen uns nicht darüber stre iten."
    "Möchtest du eine Tasse Tee, Victor?" fragte Kathleen Callison.
    "Nein, danke." Er sah Pamela an. "Hätten Sie Lust, sich das Haus anzusehen, Miss Lindsay? Falls Sie sich für Geschichte interessieren, dürfte Windhaven ein wahres Schlaraffenland für Sie sein. Ich..." Er unterbrach sich. "Entschuldigt", wandte er sich an seine Eltern, "Ihr habt doch sicher nichts dagegen, wenn ich euch Miß Lindsay entführe?"
    "Es kommt auf Miß Lindsay an", bemerkte Kathleen Callison.
    "Ich würde mir gerne das Haus ansehen", erwiderte Pamela und gestand sich ein, daß es vor allen Dingen Dr. Callison war, der diesen Wunsch in ihr erwachen ließ. Der junge Arzt hatte etwas an sich, daß sie sofort für ihn gefangen nahm. Auch wenn sie sich gerade erst kennengelernt hatten, sie freute sich darauf, von ihm durch den Besitz geführt zu werden.
    "Schade, daß ich Ihnen heute nicht mehr den Park zeigen kann", meinte er, als er sie herumführte. "Es sei denn, Sie haben nichts dagegen, von Sturm und Regen so richtig durchgeschüttelt zu werden."
    "Danke, aber es gibt Schöneres", lachte Pamela. "Sieht mir fast so aus, als würden Ihnen in Ihrer Klinik noch Patienten fehlen."
    "Es muß ja nicht gleich eine Lungenentzündung sein, Miß Lindsay." Der junge Arzt öffnete eine Tür, die in den unbewoh nten Teil des Hauses führte. "Wir benutzten in diesem Flügel nur noch den ehemaligen Ballsaal und einen weiteren Repräsentationsraum", sagte er. "Und das auch nur zu offiziellen Anlässen wie zum Beispiel die morgige Ausstellung."
    Pamela folgte Victor die Treppe zum obersten Stockwerk hi nauf. "Sicher gibt es in Windhaven auch unterirdische Gewölbe, vielleicht sogar einen Geheimgang zum Wasser", meinte sie. "Ich könnte mir vorstellen, daß Windhaven während der Schmugglerzeit eine bedeutende Rolle gespielt hat."
    "Ja, das hat es", bestätigte ihr Begleiter. "Allerdings keine sehr rühmliche. Einer meiner Vorfahren gehörte zu den grausamsten Richtern, die England je gesehen hat. In unserer Chronik rühmt er sich, an die zweihundert Schmuggler zum Tode durch den Strang verurteilt zu haben. Und Verliese gibt es hier natürlich auch. A llerdings kann ein Großteil der unterirdischen Gewölbe nicht mehr betreten werden, da Einsturzgefahr besteht. Sie dürfen nicht vergessen, daß dieses Haus fast fünfhundert Jahre alt ist. Im Laufe der Jahrhunderte ist es zwar oft renoviert worden, doch an die Gewölbe hat man dabei nur selten gedacht. Wir benutzen nur noch die Keller im rechten und im linken Flügel."
    Sie hatten den Ballsaal erreicht. Victor Callison ging voraus, um die schweren Vorhänge aufzuziehen, mit denen die Fenster verhängt worden waren, um das Licht von den Ausstellungsstü cken fernzuhalten.
    Pamela betrachtete die Kunstwerke. Auch wenn sie nicht allzu viel für moderne Kunst übrig hatte, die Bilder sprachen sie an. "Sind die Künstler auch bereits hier?" fragte sie, nachdem sie sich vergeblich bemüht hatte, die Signaturen auf den Werken zu entzi ffern.
    "Nein, Miß Race und Mister Harbuck treffen erst im Laufe des morgigen Vormittags ein", erwiderte der junge Arzt. "Nach Eröf fnung der Ausstellung geben wir einen Stock tiefer einen kleinen Empfang." Er lachte. "Manchmal frage ich mich, für was sich unsere Gäste mehr interessieren, für die Ausstellung oder das Kalte Büfett."
    "Eine gute Frage", stimmte Pamela in sein Lachen ein. Sie wandte sich dem
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