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Der Tod bin ich

Der Tod bin ich

Titel: Der Tod bin ich
Autoren: Max Bronski
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Grün gebreitet. Er blickte skeptisch nach oben. Wenn die Sonne herauskam und das nötige Durchhaltevermögen bewies, konnte aus diesem feuchten, bis auf die Knochen kalten Mittwoch noch ein passabler Tag werden.
    Fred entschied sich für die Regenhose, das Kapuzenshirt und eine wetterfeste Haut. Mittwoch früh ging er zum Rudern, und er hatte es sich über Jahre angewöhnt, die Entscheidung, ob er Sport machen würde, nicht vom Wetter abhängig zu machen. Man stand am Fenster, überlegte hin und her und beschloss im Zweifelsfall, heute nichtnach draußen zu gehen. Es war nicht nur zeitraubend und anstrengend, dieselben Fragen immer wieder neu zu stellen, ein solches Versagen war auch frustrierend. Deshalb prüfte er ausschließlich, welche Kleidung dem Tag angemessen war.
    Fred holte das Sportrad aus seiner Garage. Das Bootshaus des St. Matthew’s College war von seinem Haus in Trumpington gut zu erreichen. Er fuhr den Golfplatz entlang und erreichte dann die Cam auf Höhe der Latham Road, wo sich der Fluss nach Cambridge hineinwand.
    Gestern hatte er David Ashton angerufen, er wolle ihn sprechen. Mit einem unzugänglichen Menschen wie ihm ließ sich das bei einer gemeinsamen Ruderpartie gut bewerkstelligen. Die Sätze blieben der Bewegung angemessen bündig. Man konnte ohne Umschweife zur Sache kommen. Knappe Fragen im Rhythmus des Riemenzugs und ebenso knappe Antworten. Oder man hüllte sich in Schweigen. David hatte in Aussicht gestellt, mit ihm Frühsport zu machen.
    Fred stellte enttäuscht fest, dass sich an diesem hässlichen Morgen noch niemand außer ihm am Bootshaus eingefunden hatte. Bei schönem Wetter war die Wahrscheinlichkeit groß, dort oder auf dem Wasser einem Bekannten zu begegnen, der den Kampf um seine Gelenkigkeit noch nicht aufgesteckt hatte. Fred hingegen fühlte sich körperlich auf der Höhe, er war schlaksig geblieben und auch als
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immer noch der harte Knochen von früher. Seine Disziplin verschaffte ihm nicht wenig Befriedigung. Er sah auf die Uhr. Dann würde er David und einigen von denen, die den morgendlichen Sport ausgelassen hatten, bei der nächsten Zusammenkunft der
Clerkies
begegnen. Er schloss das Rolltor auf und schob es nach oben. In dem hohen Raum waren die Boote auf Ständer gesetzt. Sie ließen sich von dort gut herunterheben und zu Wasser tragen.
    – Guten Morgen, Fred!
    Das war nicht Davids Stimme. Fred fuhr überrascht herum. Siehatten sich lange nicht gesehen, aber er erkannte die schmale Gestalt sofort wieder. Zwar blieb Aaron Malikow gesichtslos, weil er den Kragen seines Regenmantels hochgeklappt und den Hut tief nach unten gezogen hatte, aber er richtete mit der behandschuhten Rechten eine Pistole auf ihn, und das war Erkennungszeichen genug.
    Fred überschlug seine Situation. Schon jetzt bereute er seinen Fehler, keine Vorsorge für einen solchen Besuch getroffen zu haben. Er hätte damit rechnen müssen, dass Joe bei der Beobachtung des Hauses nicht unbemerkt geblieben war. Aaron war ein Fuchs, der anscheinend immer noch mit einem einzigartigen Spürsinn ausgestattet war. Zudem gab es für einen ehemaligen Topagenten sicher noch Unterstützer in seinem Apparat, auch wenn dieser inzwischen unter einer anderen Flagge segelte. Wie immer er das angestellt haben mochte, er war hier und wusste demnach, dass sie ihm einen Besuch abgestattet hätten, wenn Joe ihn nicht plötzlich bedroht hätte. Es sah nicht gut für ihn aus.
    Aaron ließ seinen Blick über das eindrucksvolle Arsenal an Booten schweifen. Neben Pokalen, Urkunden und Ehrenzeichen hing auch Zubehör, wie Bolzen, Riemen und Gabeln, ebenso sauber aufgereiht an der Wand.
    – Was willst du, Aaron?
    Vorwurfsvolles Bedauern zeichnete sich in Malikows Gesicht ab.
    – Lassen wir das Geplänkel, Fred. Ich könnte dich, wie du es mit Joe getan hast, über den Haufen schießen, um dieser Sache ein für alle Mal ein Ende zu machen. Dann wäre ich der Letzte von uns dreien.
    Er schwieg, um ihm Zeit zu geben. Aarons behutsames Vorgehen brachte Fred aus der Fassung. Aus einer Vogelperspektive sah er auf sich selbst hinunter. Aaron hatte recht. Von den früheren großen Auseinandersetzungen war nur eine Feindschaft alter Männer übrig geblieben. Sie waren einander vielfach in direkter Konfrontationgegen übergestanden, hatten ihre Helfer gegeneinander ins Spiel gebracht, Fallen gestellt und Intrigen gesponnen. Schon damals obsiegte Aaron Malikow, anscheinend auch jetzt. Aber sein letzter Triumph würde zwecklos
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