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Der Teufel Von Muenster

Der Teufel Von Muenster

Titel: Der Teufel Von Muenster
Autoren: Alfred Bekker
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sich alle Fachleute einig – die aussagekräftigste Verhaltensstichprobe, die sich nur denken ließ. Nichts dabei war einfach nur zufällig oder Ergebnis irgendwelcher Umstände.
    »Kennen wir den Namen der Toten?«, fragte Haller an Kevin Raaben, seinen Kollegen, gerichtet. Raaben war vielleicht Anfang dreißig und damit gute zehn Jahre jünger als Haller. Er trug eine Lederjacke und zerschlissene Jeans. Am Hals war außerdem eine Tätowierung zu sehen. Irgendein verschnörkeltes Zeichen, das Anna, die Raaben nur flüchtig kannte, nicht zu deuten wusste. Es wirkte chinesisch. Anna vermutete, dass Raaben wohl irgendwie durch dieses Tattoo etwas gegen das biedere, uncoole Beamtenimage tun wollte, das sein Job nun mal mit sich brachte.
    »Jennifer Heinze«, gab Raaben an. »Sie hatte einen Ausweis bei sich. Wohnt in Ladbergen im Lerchenweg. Außerdem hatte sie einen Autoschlüssel dabei.«
    »Das heißt, wir müssen jetzt alle Autos auf dem Parkplatz überprüfen und zusehen, ob der Schlüssel passt«, seufzte Willi Ternieden. »Aber vielleicht können wir das leichter haben.«
    »Ich bin für Vorschläge immer offen«, meinte Haller.
    »Ich schlage vor, einfach bei ihr zu Hause anzurufen. Sie wird ja möglicherweise Angehörige haben. Der Lerchenweg in Ladbergen – da stehen nur Einfamilienhäuser. Sie ist noch zu jung, um selbst eins zu besitzen. Sie ist schließlich erst sechsundzwanzig. Also nehme ich an, dass das Opfer noch bei seinen Eltern wohnte.«
    »Und denen wollen Sie dann am Telefon mitteilen, dass ihrer Tochter der Hals aufgeschlitzt wurde, um dann nach der Automarke zu fragen, die ihre Tochter fährt?«, fragte Anna dazwischen. »Klingt nicht gerade nach viel Takt, Herr Ternieden.«
    Der Kriminalobermeister zuckte mit den Schultern. »Irgendwann werden sie es ja doch erfahren. Und man muss ja auch mal daran denken, wie wir hier über die Runden kommen, finde ich …«
    »Ich denke, der Wagen ist jetzt nicht das Wichtigste«, meinte Haller. »Wir müssen vor allem die Personalien der Zeugen sichern. Die sind sonst weg, und wir müssen sie erst über die Medien wieder mühsam zusammentrommeln, was erfahrungsgemäß nie so richtig klappt.«
    »Damit haben meine Leute längst angefangen«, sagte Willi Ternieden.
    In diesem Moment war ein Tumult zu hören. Anna sah einen Mann in einem grauen Wams aus fließendem Stoff, der mit beiden Händen ein Schwert umfasste. Er trug eng anliegende Hosen und hohe Lederstiefel. Während er mit dem Schwert voranstürmte, stieß er einen durchdringenden Kampfschrei aus. Die Kapuze, die bis dahin seinen Kopf bedeckt hatte, glitt zurück und gab den Blick auf schulterlanges weißblondes Haar frei. Sein Gesicht wirkte fein geschnitten und war sehr blass. Die zweischneidige Klinge wirbelte mit einer mörderischen Geschwindigkeit und Präzision durch die Luft. Die dazu nötige Kraft traute man dem zwar hochgewachsenen, aber dennoch zierlich und feingliedrig wirkenden Mann kaum zu. Nur um Haaresbreite strich die Klinge über den mit einer Schnabelmaske verdeckten Kopf eines Pestarztes hinweg. Ein dumpfer Laut kam unter der Maske hervor. Der Pestarzt taumelte zurück, während der bleiche, langhaarige Krieger zu einem weiteren Schlag ausholte.
    Zwei der uniformierten Polizisten kamen herbei.
    »Hören Sie auf!«, rief Kriminalobermeister Willi Ternieden, der ebenfalls auf dem Weg dorthin war.
    Der Pestarzt drängte sich zwischen den Menschen hindurch, die sich rund um den Fundort der Leiche angesammelt hatten. Der Schwertstreich des Kriegers ging derweil ins Leere. Er verlor das Gleichgewicht, stolperte beinahe. Dann ergriffen ihn mehrere Beamte. Einer entwand ihm das Schwert.
    »Haltet ihn! Haltet den Traumhenker! Ergreift den Todesboten, oder Ihr werdet es bereuen!«, schrie der hagere Krieger aus Leibeskräften. Er meinte ganz offensichtlich die Gestalt in der Schnabelmaske, die wenig später in der Menge untergetaucht war.
    Der Krieger ließ sich nur mit Mühe von den Beamten halten. Er mobilisierte das Äußerste an Kraft, um sich loszureißen, und schien wie ein Wahnsinniger von dem Wunsch erfüllt zu sein, dem Boten des Schwarzen Todes zu folgen.
    »Was ist das denn für ein Irrenhaus hier?«, murmelte Haller.
    Raaben hingegen war wie erstarrt, und Willi Ternieden rief: »Handschellen! Worauf warten Sie denn?«
    Anna van der Pütten ging unterdessen mit entschlossenen Schritten auf den Krieger zu.
    »Warten Sie, bleiben Sie hier«, verlangte Haller.
    »Ich kenne den
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