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Der Teufel Von Muenster

Der Teufel Von Muenster

Titel: Der Teufel Von Muenster
Autoren: Alfred Bekker
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Elbenkrieger aus einer anderen Welt, den es auf magische Weise auf die Erde verschlagen hatte, war nur eines der zum Teil bizarren Persönlichkeitsmerkmale von Frank Schmitt.
    Anna hatte festgestellt, dass man leichter mit ihm kommunizieren konnte, wenn man ihn nicht mit »Herr Schmitt« anredete, sondern akzeptierte, dass er Branagorn, der Elbenkrieger war. Das war auch der Grund, warum sie es mitunter tolerierte, dass er sie Cherenwen nannte, was offenbar der Name einer ihm verwandten Seele war. Jedenfalls hatte Anna das Gefühl, dass es dadurch in vielfacher Hinsicht einfacher geworden war, einen Zugang zu ihm zu finden. Und das rechtfertigte diese Vorgehensweise allemal. Das psychische System des Patienten zu verstehen war immer der erste Schritt. Aber nur der erste. Es mussten noch einige mehr folgen. Branagorn lebte anscheinend in seiner eigenen Realität und schien auch wenig geneigt zu sein, diese zu verlassen. Wahrscheinlich, so war es Anna schnell klar geworden, musste man einfach etwas bescheidener sein, was die erreichbaren Ziele anging. Wenn einer psychisch stabil genug war, um dem Wunsch, der eigenen Existenz ein Ende zu setzen, nicht nachzugeben und im Alltag einigermaßen über die Runden zu kommen, war das vielleicht schon mehr, als man erhoffen konnte. Da konnte er zum Beispiel seine seltsame Ausdrucksweise ruhig beibehalten.
    Branagorn machte einen Schritt auf Anna zu. »Cherenwen! Ihr seid Euch anscheinend nicht darüber im Klaren, dass Euch ein schlimmer Feind gerade entkommt. Der Mörder ist auf und davon, und Ihr seht zu und hindert mich daran zu tun, was notwendig wäre.«
    »Hallo, Kripo Münster«, mischte sich jetzt Sven Haller ein und zeigte Branagorn seine Polizeimarke.
    Der Elbenkrieger wandte sich an den Leiter der Mordkommission und verzog das Gesicht, so als litte er unter starken Schmerzen. Mit der linken Hand fasste er sich ans Ohr, das unter seinem langen Haar verborgen war. »Ihr braucht nicht so zu schreien«, sagte Branagorn. »Ich habe ein sehr feines Gehör. Eure Worte tun mir weh.«
    »Ich bitte vielmals um Verzeihung«, knirschte Haller sichtlich genervt zwischen den Zähnen hindurch. »Sie haben gerade gesagt, dass Sie etwas über den Täter wissen, der für das furchtbare Verbrechen verantwortlich ist, das hier geschehen ist.«
    »In der Gestalt eines Pestarztes ist er entkommen«, antwortete Branagorn.
    »Der Kerl, mit dem Sie gekämpft haben?«
    »Ihr solltet ihn Traumhenker nennen, denn er wird Euch in Euren Alpträumen wiedererscheinen, da bin ich mir ganz sicher.«
    »Also, Ihre Mittelalter- und Fantasy-Spielerei in allen Ehren, aber wenn Sie irgendeine Beobachtung gemacht haben, die mit dem Verbrechen in Zusammenhang steht, dann teilen Sie mir das jetzt bitte mit, Herr …«
    »Branagorn, Herzog von Elbara.«
    Haller atmete tief durch. »Wie auch immer. Haben Sie gesehen, dass …« Haller deutete in Richtung der Toten, aber Branagorn war gedanklich offenbar mit etwas völlig anderem beschäftigt.
    Raaben trat neben Haller und flüsterte ihm zu: »Das ist ein Spinner, auf den sollten wir nichts geben.«
    »Ich glaub auch«, murmelte Haller und wandte sich an Anna van der Pütten. »Verständigen Sie den Sozialpsychologischen Dienst?«
    »Wie – in die Klapse?«, fragte Willi Ternieden ziemlich laut. »Kommt der jetzt einfach so davon? Herr Schmitt hat sich strafbar gemacht! Versuchte Körperverletzung und Bedrohung! Pardon, versuchte schwere Körperverletzung, schließlich ist eine Waffe verwendet worden.«
    »Wenn Sie diesen Pestdoktor hier irgendwo finden, steht einer Anzeige nichts im Wege«, meinte Raaben und wies auf die Menschenmenge. Die Suche nach dem Pestdoktor hätte jetzt wohl der berühmten Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen geglichen. »Allerdings weiß ich nicht, ob der wirklich Anzeige erstatten würde. Es schien ihm wichtiger zu sein, schnell abzuhauen.«
    »Würden Sie nicht auch so schnell wie möglich türmen, wenn jemand mit einem Schwert hinter Ihnen her wäre?«, fragte Ternieden.
    »Ja, das ist eine mögliche Erklärung dafür«, stimmte Raaben zu.
    »Sie wollen doch wohl nicht behaupten, dass dieser Schwarze-Tod-Karnevalist tatsächlich der Barbier sein könnte«, ereiferte sich Ternieden.
    Raaben zuckte mit den Schultern. »Voreilige Festlegungen sind der größte Feind eines erfolgreichen Ermittlungsabschlusses.«
    Ternieden seufzte. »Zu unserer Zeit haben wir nicht gelernt, wie man so geschwollen redet. Ich weiß gar nicht, wie wir
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