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Der Teufel von Herrenhausen

Der Teufel von Herrenhausen

Titel: Der Teufel von Herrenhausen
Autoren: Marion Griffiths-Karger
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meine Damen. Die Herren.« Ehlers nickte allen
freundlich zu. Dann zeigte er auf den Stuhl zu seiner Linken. »Bitte.« Sein
Begleiter nahm Platz.
    »Das waren turbulente Tage«, begann der Kriminaloberrat. »Ich hoffe,
Sie haben die Aufregung gut überstanden. Das soll nicht bedeuten, dass wir mit
dem Fall durch sind. Es gibt noch genug Arbeit. Nachdem wir zwei Mitarbeiter
verloren haben«, dabei senkte Ehlers die Stimme, und alle Anwesenden dachten
automatisch an den jungen Kollegen Lars von Wedell, der kaltblütig beim Einsatz
auf dem Messegelände ermordet worden war, »müssen wir das Team wieder
aufstocken.« Ehlers streckte seine Finger von sich. Dann fuhr er sich mit der
rechten Hand durch den Haarkranz, der seine Glatze umrankte. Anschließend schob
er seine randlose Brille auf der Nase ein Stück in die Höhe. »Sie wissen um die
personelle Situation. In diesen Zeiten wird überall gespart. Davon bleiben auch
wir nicht verschont. Deshalb werden die beiden ausgeschiedenen Kollegen …«
    »Nur einer davon war ein Kollege. Der andere ein Schwein«, fiel ihm
Jakob Putensenf ins Wort.
    Der Kriminaloberrat strafte Putensenf mit einem Blick ab. »Deshalb
werden die beiden Beamten durch einen neuen Kollegen ersetzt.« Ehlers sah zur
Seite und nickte seinem Nachbarn zu. »Das ist Ihr neues Teammitglied. Kommissar
Thomas Schwarczer.«
    »Wie war der Name?«, fragte Putensenf.
    »Schwarczer«, wiederholte der Kriminaloberrat, »aber anders geschrieben
als Sie glauben. S-c-h-w-a-r-c-z-e-r.«
    »Na ja, wer’s haben muss«, brummte Putensenf. »Was qualifiziert ihn
denn für …«
    Mit einer Handbewegung gebot ihm Ehlers zu schweigen. »Herr
Schwarczer ist sechsundzwanzig Jahre jung.«
    »Kinder an die Front«, sagte Putensenf dazwischen.
    Frauke wurde es zu bunt. »Nirgendwo steht geschrieben, dass dieses
Ermittlungsteam ein Seniorenclub ist.«
    Putensenf zog verächtlich die Nase hoch. »Seitdem Sie dabei sind,
ist der Altersdurchschnitt kräftig in die Höhe geschossen.«
    Ehlers klopfte mit der Spitze seines Kugelschreibers auf die
Tischplatte. »Sie vermitteln Herrn Schwarczer gleich den richtigen Eindruck von
seinem neuen Team.«
    »Wir haben uns alle lieb …«, grinste Putensenf.
    Frauke betrachtete Thomas Schwarczer. Er hatte eine
sportlich-muskulöse Figur. Sie schätzte ihn auf eine Größe zwischen einem Meter
achtzig und einem Meter neunzig. Er trug eine Jeans, in der ein tailliert
anliegendes T-Shirt steckte, unter dem sich jeder Muskel seines Sixpack-Bauches
abzeichnete. Wenn er sich bewegte, spannte am Oberkörper das T-Shirt, und die
Brustmuskeln spielten mit dem Stoff. Die Lederjacke hatte er lässig über die
Schulter geworfen. Wenn man Schwarczer als markante Erscheinung bezeichnen
wollte, lag das aber an seinem Kopf. Das bartlose längliche Gesicht war durch
einen schmalen Mund und eine schmale Nase gekennzeichnet. Über den hohen
Wangenknochen saßen zwei graugrüne Augen, die mit einem fast stechenden Blick
jeden Einzelnen in der Runde musterten. Im linken Ohrläppchen baumelte ein
goldener Ring. Am meisten beeindruckte aber der kahl geschorene Schädel.
    Putensenf massierte demonstrativ mit Daumen und Zeigefinger sein
Ohrläppchen, während sein Blick an Schwarczers Ohrring hängen blieb. »Dann ist
Frau Dobermann ja nicht mehr das einzige weibliche Wesen in unserem Team.«
    »Gibt es noch Fragen?« Ehlers sah alle Teammitglieder der Reihe nach
an.
    »Ich würde Sie gern unter vier Augen sprechen«, sagte Frauke.
    »Gut.« Dann zeigte der Kriminaloberrat mit der Spitze seines
Kugelschreibers auf Jakob Putensenf. »Und Sie möchte ich auch sprechen.«
    Der Kriminalhauptmeister grinste verlegen. »Oh – oh«, sagte er
leise.
    Frauke erinnerte sich, wie schwer es ihr vor wenigen Tagen gemacht
    worden war, als sie neu in dieses Team
gekommen war. Man hatte ihr deutlich zu verstehen gegeben, dass sie nicht
willkommen war. Jetzt verlangte ihre neue Rolle als Leiterin
Einfühlungsvermögen. Trotzdem …! Sie musterte noch einmal Thomas Schwarczer,
der ihrem Blick standhielt. Merkwürdig, dachte sie, der Kommissar hatte während
der ganzen Vorstellungsprozedur kein einziges Wort gesagt, weder gegrüßt noch
seinen Namen genannt.
    Ehlers war aufgestanden. »Kommen Sie gleich mit«, forderte er Frauke
auf. Im Hinausgehen sah er Nathan Madsack an. »Kümmern Sie sich in der Zwischenzeit
um Herrn Schwarczer.«
    Frauke folgte dem Kriminaloberrat in dessen Arbeitszimmer und nahm
an seinem Schreibtisch
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